Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Andere mit seinem unerschütterlichen Phlegma.
    – Ja!… nur!… von den zwei Millionen, die ich noch hatte, als Sie mich zwangen, Ihnen zu folgen.
    – Eine Million, siebenhundertfünfundsiebzigtausend Franken.
    – Und das innerhalb zweier Monate.
    – Eines Monats und sechzehn Tage.
    – Sarcany! rief der Aeltere, den die Kaltblütigkeit seines Genossen nicht weniger aufregte als die ironische Genauigkeit seiner Zahlenangaben.
    – Was soll’s, Silas?«
    Silas Toronthal und Sarcany waren es also, die soeben diesen Wortwechsel mit einander hatten. Seit ihrer Abreise aus Ragusa, in der kurzen Zeit von drei Monaten, waren sie an den Ruin gelangt, oder wenigstens nahe daran. Sarcany, nachdem er den ganzen Antheil, den er als Lohn seines erbärmlichen Verrathes empfangen, vergeudet hatte, war nach Ragusa gekommen, um mit seinem alten Genossen wieder anzuknüpfen. Beide hatten mit Sarah die Stadt verlassen und Silas Toronthal war dann von Sarcany auf die Bahnen des Spieles geleitet worden. Die Abwechslungen, die dasselbe mit sich bringt, hatten in äußerst kurzer Zeit sein Vermögen klein gemacht. Man kann wohl sagen, daß es Sarcany nicht schwer wurde, aus dem einstigen Banquier, der ja von jeher ein kühner Speculant gewesen war und mehr als einmal in finanziellen Abenteuern, wo der Zufall der einzige Führer war, seine Situation auf’s Spiel gesetzt hatte, aus diesem einstigen Banquier einen Spieler zu machen, einen regelmäßigen Besucher der Cercles und der Spielhöllen.
    Wie hätte Silas Toronthal auch widerstehen sollen? Befand er sich nicht gegenwärtig mehr als je unter der Herrschaft seines ehemaligen tripolitanischen Maklers? Wenn es auch manchmal heftige Auftritte und Empörungen gab, so verstand es Sarcany trotzdem, ihn mit unwiderstehlicher Macht an sich zu fesseln. Der Elende war schon so weit gesunken, daß ihm die moralische Kraft, sich aufzuraffen, vollständig abging. Sarcany beunruhigte sich daher nicht im Geringsten über diese Anwandlungen Toronthal’s, sich seinem Einflusse zu entziehen. Das Brutale seiner Antworten, das Unbestreitbare in seiner Logik brachten Silas Toronthal bald wieder unter das gewohnte Joch zurück.
    Als die beiden Verbündeten unter Umständen, die man gewiß nicht vergessen haben wird, Ragusa verlassen hatten, war es ihre erste Sorge gewesen, Sarah in einem sicheren Gewahrsam bei Namir unterzubringen. In der Abgelegenheit von Tetuan, das sich in das Grenzgebiet Marokko’s verliert, wäre es sehr schwer, wahrscheinlich aber unmöglich gewesen, sie zu entdecken. Dort, so hatte sich die unbeugsame Genossin Sarcany’s vorgenommen, wollte sie den Willen des jungen Mädchens zu brechen und ihr die Einwilligung zu ihrer Ehe mit Sarcany zu entreißen suchen. Unerschütterlich in ihrer Weigerung, sich stärkend an der Erinnerung an Peter, hatte das junge Mädchen bis dahin hartnäckig sich dessen geweigert. Doch würde sie es auch in Zukunft können?
    Sarcany hatte inzwischen nicht aufgehört, seinen Genossen anzufeuern, die Chancen des Spieles zu erproben, obwohl er selbst sein eigenes Vermögen dadurch verloren hatte. In Frankreich, Italien und Deutschland, in den großen Centren, wo der Zufall in allen Formen sein Wesen treibt, an der Börse, auf den Rennplätzen, in den Spielclubs der Hauptstädte, in den Curorten wie in den Seebädern, gab Silas Toronthal der Verführung Sarcany’s nach und die Folge war, daß sein Vermögen schnell auf einige hunderttausend Franken zusammenschmolz. Während der Banquier sein eigenes Geld wagte, riskirte Sarcany nur das des Banquiers und durch diesen doppelten Abgang näherten sich Beide ihrem Ruine mit verdoppelter Schnelligkeit. Die Karte schlug beständig gegen sie und deshalb versuchten sie das Glück auf jedem Felde. Die Baccarataillen kosteten sie schließlich den größten Theil der Millionen, die aus den Gütern des Grafen Sandorf stammten und das Hotel im Stradone zu Ragusa mußte daher schleunigst verkauft werden.
    Nachdem sie sich in verdächtige Spielzirkel gewagt, in denen das »
Rien ne va plus
« der Croupiers mit dem »
corriger la fortune
« Hand in Hand geht, betraten sie als letzte Station und um sich ein wenig zu rehabilitiren den Weg zur Roulette und zum
Trente et Quarante
. Wenn sie auch hier ebenso wie früher ausgeplündert wurden, so hatten sie wenigstens die Genugthuung, daß nur ihr eigener Starrsinn sie antrieb, gegen die ungleichen Glückszufälle zu kämpfen.
    Aus diesem Grunde befanden sich die Beiden

Weitere Kostenlose Bücher