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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zuschritt. Namir, die diesen seit seinem Fortgange aus dem Gefängniß nicht aus den Augen gelassen hatte, glitt lautlos im Schatten hinter ihnen her und beobachtete sorgsam, was vorging.
    Die Nacht war ziemlich dunkel. Der Spanier schritt mit regelmäßigen Schritten, ohne zu zaudern, die Landstraße entlang. Der Gouverneur und die Personen seines Gefolges hielten sich dreißig Schritte hinter ihm; die zwei Beamten des Präsidio, welche den Auftrag hatten, Carpena nicht aus den Augen zu lassen, befanden sich ebenfalls in seiner Begleitung.
    Die Straße umgeht, während sie sich der Stadt nähert, die Bucht, welche auf dieser Seite von Ceuta einen zweiten Hafen bildet. Auf dem unbeweglich scheinenden, dunklen Gewässer erzitterte der Widerschein von zwei oder drei Lichtern. Sie drangen aus den Cajütenfenstern und rührten von den Signallaternen des »Ferrato« her, dessen Formen sich flüchtig und von der Dunkelheit bedeutend vergrößert vom Horizont abhoben.
    Als Carpena dem Schiffe gegenüber sich befand, verließ er plötzlich die Straße; er wendete sich nach rechts, wo mehrere Klippen wohl an zwölf Fuß das Meer überragen. Eine Geste des Doctors, die von Niemandem gesehen worden war – vielleicht auch nur eine bloße Willensäußerung – hatte den Spanier bewogen, seine Wegrichtung zu ändern.
    Die Aufseher zeigten große Luft, ihre Schritte zu beschleunigen, um Carpena einzuholen und ihn auf den richtigen Weg zurückzuführen. Doch der Gouverneur, der wohl wußte, daß nach dieser Seite hin ein Entweichen unmöglich war, winkte ihnen, zurückzubleiben.
    Carpena war auf einer der Klippen stehen geblieben, als wenn eine unsichtbare Macht ihn auf dieser Stelle festgebannt hätte. Wenn er hätte die Füße heben, die Beine in Bewegung setzen wollen, so würde er es nicht gekonnt haben. Der Wille des Doctors fesselte ihn an den Erdboden. Der Gouverneur beobachtete ihn einige Augenblicke, dann sich an seinen Gast wendend, sagte er:
    »Wohlan, mein lieber Herr Doctor, ob man will oder nicht, man muß sich vor dieser Augenscheinlichkeit besiegt erklären.
    – Sie sind also überzeugt, Herr Gouverneur, wirklich überzeugt?
    – Ja, sehr überzeugt davon, daß es Dinge gibt, an die man ohne Ueberlegung glauben darf. Jetzt, Herr Doctor Antekirtt, veranlassen Sie, daß der Mann den Gedanken faßt, unverzüglich in das Präsidio zurückzukehren. Alphons XII. befiehlt es!«
    Der Gouverneur hatte kaum den Satz beendet, als Carpena jäh, ohne einen Schrei auszustoßen, sich in die See stürzte. War es ein Zufall? War es eine selbständige, freiwillige That? Gelang es ihm, durch irgend einen glücklichen Umstand sich der Macht des Doctors zu entziehen? Niemand hätte es sagen können.
    Die Herren liefen auf die Felsen, während die Wächter zum Niveau einer kleinen Bucht hinabliefen, welche das Meer an dieser Stelle ausgehöhlt hat. Von Carpena keine Spur. Einige Fischerboote kamen in aller Eile herbeigefahren ebenso die der Dampf-Yacht… Unnützes Bemühen: Man fand nicht einmal den Leichnam des Deportirten wieder, die Strömung hatte ihn wahrscheinlich in die See hinausgespült.
    »Ich bedaure lebhaft, Herr Gouverneur, sagte der Doctor Antekirtt, daß unser Experiment einen so tragischen Ausgang genommen hat, der unmöglich vorauszusehen war.
    – Wie erklären Sie sich nun diesen Zwischenfall? fragte der Gouverneur,
    – Daß es bei der Ausübung dieser Willensübertragung, deren Macht Sie nicht mehr leugnen können, noch Unterbrechungen gibt. Dieser Mann ist mir, woran ich nicht zweifle, einen Augenblick entschlüpft und sei es in Folge eines Schwindelanfalles, sei es in Folge eines anderen Umstandes, von der Höhe der Klippen heruntergestürzt. Es ist das bedauerlich, denn wir haben in ihm ein wahrhaft kostbares Medium verloren.
    – Wir haben einen Schuft verloren, nicht mehr,« erwiderte der Gouverneur philosophisch.
    Das war die ganze Leichenrede, welche dem Gedächtnisse Carpena’s zu Ehren gehalten wurde.
    Der Doctor und Peter Bathory verabschiedeten sich jetzt von dem Gouverneur. Sie mußten noch vor Tagesanbruch nach Antekirtta in See gehen und so beeilten sie sich, ihrem Wirthe für den freundlichen Empfang zu danken, der ihnen in der spanischen Kolonie zu Theil geworden war.
    Der Gouverneur drückte dem Doctor herzlich die Hand, wünschte ihm eine glückliche Ueberfahrt, nachdem er ihm das Versprechen abgenommen hatte, seinen Besuch zu wiederholen, dann kehrte er in die Residenz zurück.
    Man wird

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