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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vielleicht der Meinung sein, daß Doctor Antekirtt soeben das Vertrauen des Gouverneurs von Ceuta gemißbraucht hatte. Schön, man möge seine Haltung bei diesem Vorfalle verurtheilen und kritisiren! Aber man wolle auch nicht vergessen, weder, welchem Vorhaben Graf Mathias Sandorf sein Leben gewidmet hatte, noch was er eines Tages gesagt: »Tausend Wege – ein Ziel!«
    Was soeben geschehen, war einer der tausend Wege, die eingeschlagen werden mußten, um dieses eine Ziel zu erreichen.
    Einige Augenblicke später hatte ein Boot des »Ferrato« den Doctor und Peter an Bord zurückgebracht. Luigi empfing sie an der Falltreppe.
    »Jener Mensch?… fragte der Doctor.
    – Ihrem Befehle gemäß erwartete unser Boot ihn am Fuße der Klippen und nahm ihn auf, sobald er heruntergestürzt war. Er ist in eine der Cabinen des Vorderdecks eingeschlossen worden.
    – Er hat nichts geäußert?… fragte Peter.
    – Wie hätte er sprechen sollen?… Er hat wie im Traum gehandelt und empfindet nicht das Bewußtsein seiner Handlungen.
    – Gut! meinte der Doctor. Ich habe gewollt, daß Carpena von den Klippen in das Meer fällt und er ist gefallen!… Ich habe gewollt, daß er einschläft und er schläft!… Wenn ich es werde haben wollen, daß er aufwacht, wird er aufwachen!… Jetzt, Luigi, lasse die Anker lichten und fröhliche Fahrt!«
    Die Maschine war unter Druck, die Anker schnell aufgewunden. Einige Augenblicke später hatte der »Ferrato« die hohe See gewonnen und steuerte auf Antekirtta zu.
Drittes Capitel.
Siebzehn Mal.
    »Siebzehn Mal?
    – Siebzehn Mal.
    – Ja!… Roth hat siebzehn Mal gepaßt.
    – Ist es möglich!
    – Es scheint nicht möglich, und doch ist es so.
    – Und die Spieler waren darauf versessen?
    – Mehr als neunmalhunderttausend Franken Gewinn für die Bank!
    – Beim Roulette oder Trente et Quarante?
    – Beim Trente et Quarante.
    – Seit fünfzehn Jahren hat man das hier nicht gesehen.
    – Seit fünfzehn Jahren, drei Monaten und vierzehn Tagen, erwiderte kühl ein alter Spieler, der zu der ehrenwerthen Classe der Rupfer gehörte. Ja, mein Herr, – ein merkwürdiger Umstand – es war im Hochsommer, am 16. Juni 1867… Ich kann etwas davon erzählen.«
    So ungefähr lauteten die Ausrufe und Unterhaltungen, welche in dem Vestibul und bis in den Säulengang des Fremden-Cirkels in Monte Carlo hinein am Abend des dritten October, acht Tage nach dem Entweichen Carpena’s aus der spanischen Strafanstalt laut wurden.
    Inmitten dieser Menge von Spielern, Männern und Frauen jeder Nationalität, jedes Alters, jedes Standes, erhob sich ein Geschwirr der Begeisterung.
     

    Carpena war auf einer der Klippen stehen geblieben. (S. 430.)
     
    Man hätte am liebsten das Roth so bejubelt, wie man ein den
Grand Prix
eroberndes Pferd auf den Rennplätzen von Epsom und Longchamps feiert. Für diese Nomaden-Bevölkerung, welche die alte und die neue Welt täglich über das kleine Fürstenthum Monaco ergießt, hatte die Serie von siebzehn Mal ungefähr die Bedeutung eines politischen Ereignisses, welches das europäische Gleichgewicht aus der Lage bringt.
    Man wird es gern glauben wollen, daß diese außergewöhnliche Hartnäckigkeit des Roth zahlreiche Opfer auf dem Schlachtfelde zurückließ, der Geldvorrath der Bank belief sich auf eine beträchtliche Summe. Fast eine Million, so sagte man in den verschiedenen Gruppen – woraus man schließen kann, daß fast die Gesammtheit der Gruppen von dieser beträchtlichen Summe in Mitleidenschaft gezogen worden war.
    Zwei Fremde namentlich hatten dem Moloch des grünen Tisches einen ansehnlichen Betrag opfern müssen. Der Eine, sehr kühl und in schroffer Haltung, obwohl auch er von großen Erregungen durchtobt war, deren Spuren sein bleiches Gesicht noch aufwies, der Andere mit empörten Mienen, mit in Unordnung gerathenen Haaren und den Blicken eines Irrsinnigen oder Verzweifelten, stiegen sie soeben die Stufen der Vorhalle hinunter, um sich in dem Schatten zu verlieren, der über der zum Taubenschießen hergerichteten Terrasse lag.
    »Mehr als viermalhunderttausend Franken kostete uns diese verwünschte Serie, rief der Aeltere.
    – Sie können getrost viermalhundertunddreizehntausend sagen, gab der Jüngere zurück mit dem Tone eines Cassiers, der soeben ein größeres Additionsexempel gemacht hat.
    – Jetzt bleiben mir nur noch knapp zweimalhunderttausend Franken, fing der erste Spieler von Neuem an.
    – Einmalhundertsiebenundachtzigtausend nur, antwortete der

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