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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mehr… Sie war…
    – Warum war nur meine Mutter in das Hotel Toronthal geeilt?… Ja… warum? wiederholte Peter, der den alten Diener betrachtete, als wäre er nicht im Stande, dessen Worte zu begreifen.
    – Sie wollte jedenfalls Herrn Toronthal sprechen, antwortete Borik, Herr Toronthal aber hatte zwei Tage vorher mit seiner Tochter das Hotel verlassen; man wußte nicht, wohin er gereist war.
    – Und dieser Brief… dieser Brief?
    – Ich habe ihn nicht wiederfinden können, Herr Peter, antwortete der Greis. Sei es, daß ihn Frau Bathory verloren oder zerstört hat, sei es, daß man ihn ihr genommen hat, kurz, ich habe nie erfahren, was er enthielt.«
    Es gab hier also ein Geheimniß. Der Doctor, welcher dem Berichte zugehört hatte, ohne ein Wort hineinzureden, wußte nicht sich diesen Schritt der Frau Bathory zu enträthseln. Welcher befehlerische Beweggrund hatte sie nach dem Hotel im Stradone hintreiben können, das sie vor allen anderen Dingen hätte meiden müssen und warum hatte sie, als sie das Verschwinden von Silas Toronthal hörte, eine so heftige Erschütterung erlitten, daß sie den Verstand verlor?
    Die Erzählung des alten Dieners war in wenigen Minuten beendet. Nachdem es ihm geglückt war, den Zustand der Frau Bathory zu verheimlichen, beschäftigte er sich damit, die letzten Habseligkeiten, die ihr geblieben waren, zu veräußern. Der nur still und sanft sich äußernde Wahnsinn der unglücklichen Frau Bathory hatte es ihm ermöglicht, jeden Verdacht zu vermeiden. Er wollte nichts anderes, als Ragusa verlassen und gleichviel wohin flüchten, unter der Bedingung, daß dieser Ort fern von dieser verwünschten Stadt lag. Einige Tage später gelang es ihm, sich mit Frau Bathory auf einem der Packetboote einzuschiffen, welche den Dienst an den Küsten des Mittelmeeres versehen und auf diese Weise kam er nach Tunis oder vielmehr nach La Golette. Hier beschloß er sich festzusetzen.
    In den Ruinen dieses verlassenen Marabuts widmete der Greis sich vollständig der Pflege, die der geistige Zustand der Frau Bathory beanspruchte, welche mit der Vernunft zugleich auch die Rede verloren zu haben schien. Doch seine Hilfsquellen waren so winziger Natur, daß er den Augenblick herannahen sah, in welchem Beide auf die letzte Stufe des Elends gesunken sein würden.
    In dieser Lage erinnerte sich der alte Diener des Doctors Antekirtt und des Interesses, welches diesem die Familie Bathory stets eingeflößt hatte. Doch Borik wußte nicht, wo sich der Doctor ständig aufhielt. Er schrieb ihm indessen und diesen Brief, der einen Verzweiflungsschrei enthielt, vertraute er dem Walten der Vorsehung an. Es schien, als ob die Vorsehung eine gute Postbehörde war, denn der Brief war, wie bekannt, an seine Adresse gelangt.
    Ueber das, was jetzt zu thun war, konnte kein Zweifel herrschen. Frau Bathory, die sich nicht im Geringsten sträubte, wurde zum Wagen geführt, in welchem sie mit ihrem Sohne, Borik und Maria Platz nahm, die sie nicht mehr verlassen sollte. Während der Wagen dann den Weg nach Golette einschlug, kehrten der Doctor und Luigi dahin zu Fuß längs des Ufers zurück.
    Eine Stunde später schifften sich Alle auf der Yacht ein, die unter Dampf geblieben war. Der Anker wurde sofort emporgewunden, und sobald der »Ferrato« Kap Bon doublirt hatte, kam sie in den Bereich der Leuchtfeuer von Pantellaria. Am folgenden Morgen bei Tagesanbruch warf sie im Hafen von Antekirtta Anker.
    Frau Bathory wurde sofort an das Land gebracht und nach Artenak in eines der Zimmer des Stadthauses überführt; Maria verließ sogar ihr Haus, um in der Nähe derselben weilen zu können.
    Welch neuer Gegenstand für den Schmerz Peter Bathory’s! Seine Mutter ihrer Vernunft beraubt, seine Mutter wahnsinnig geworden unter Umständen, die jedenfalls unerklärlich bleiben würden! Wenn die Ursache dieses Wahnsinnes bekannt gewesen wäre, so hätte man vielleicht doch eine heilsame Reaction herbeiführen können. Aber man wußte nichts, man konnte nichts wissen.
    »Sie muß geheilt werden!… Ja… sie muß!« sagte sich der Doctor, der sich dieser Aufgabe völlig widmete.
    Ein schwieriges Unterfangen, denn Frau Bathory blieb unablässig in vollständigem Unbewußtsein ihrer Verrichtungen und niemals stieg eine Erinnerung an die Vergangenheit in ihr auf.
    War der Fall nicht ganz dazu angethan, die Macht der Gedankeneingebung, welche der Doctor in einem so hohen Grade besaß und von der er schon so unleugbare Beweise gegeben hatte, zu

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