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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erproben, um den geistigen Zustand Frau Bathory’s aufzubessern? Konnte man nicht mittelst magnetischen Einflusses die Vernunft in ihr wachrufen und sie erhalten, bis die Reaction sich vollzogen hatte?
    Peter Bathory beschwor den Doctor, selbst das Unmögliche zur Heilung seiner Mutter zu versuchen.
    »Nein, meinte der Doctor, es kann nicht gelingen. Die Irren sind die widerspenstigsten Versuchsobjecte auf diesem Gebiete der Willensübertragung. Um diesen Einfluß zu erproben, müßte Deine Mutter, lieber Peter, noch einen persönlichen Willen haben, dem ich den meinigen unterschieben könnte. Ich wiederhole Dir, ich könnte auf sie keine Wirkung ausüben!
    – Nein!… Ich kann die Richtigkeit des Gesagten nicht zugestehen, antwortete Peter, der sich nicht zufrieden geben konnte. Ich muß daran festhalten, daß eines Tages meine Mutter ihren Sohn wiedererkennen wird… ihren Sohn, den sie für todt hält!…
    – Ja… den sie für todt hält! erwiderte der Doctor. Halt… vielleicht wenn sie Dich am Leben glaubt… oder wenn sie vor Dein Grab geführt, Dich plötzlich auftauchen sähe…«
    Der Doctor hielt diesen Gedanken fest. Warum sollte eine moralische Erschütterung nicht ohne eine Einfluß auf den Geist Frau Bathory’s sein, wenn sie unter günstigen Bedingungen sich vollzog.
    »Ich werde den Versuch machen,« rief der Doctor.
    Als er Peter erklärt, auf welche Probe sich seine Hoffnung, dessen Mutter heilen zu können, aufbaute, fiel ihm dieser in die Arme.
    Von dem Tage an war es beider Sorge, die Scenerie, welche den Versuch begünstigen sollte, vorzubereiten. Es handelte sich um nichts Geringeres, als in Frau Bathory die Wirkungen der Erinnerung wieder lebendig zu machen, die durch ihren gegenwärtigen Zustand vernichtet worden waren, und das unter solchen Umständen, daß eine Reaction in ihrem Geiste Platz greifen konnte.
    Der Doctor nahm Borik’s und Pointe Pescade’s Mithilfe in Anspruch, um mit einer peinlichen Genauigkeit die Anlage des Kirchhofes in Ragusa und die Form des Grabmonumentes, welches der Familie Bathory als Grabstätte diente, neu erstehen zu lassen.
    Bald erhob sich auf dem Kirchhofe der Insel, eine Meile von Artenak entfernt, unter einer Gruppe grüner Bäume eine kleine Kapelle, bis auf Kleinigkeiten fast genau derjenigen in Ragusa gleichend. Es galt nun, alles so zu ordnen, daß die Aehnlichkeit der beiden Denkmäler eine noch in die Augen fallendere wurde. In die Mauer wurde eine Tafel von schwarzem Marmor eingelassen, welche den Namen Stephan Bathory und die Jahreszahl 1867 trug.
    Am 13. November schien der geeignete Augenblick gekommen zu sein, in welchem die vorbereitenden Proben behufs Wiedererweckung der Vernunft Frau Bathory’s durch fast unmerkliche Steigerungen begonnen werden konnten.
    Gegen sieben Uhr Abends nahm Maria, begleitet von Borik, die Witwe am Arm. Sie verließ mit ihr das Stadthaus und führte sie über das Feld nach dem Kirchhofe.
     

    Frau Bathory ließ sich auf der untersten Stufe auf die Knie nieder. (S. 492.)
     
    Dort vor der Stufe zur Kapelle blieb Frau Bathory still und stumm, wie sie immer war, stehen, obwohl eine Lampe, welche das Innere des Grabmonumentes hell beleuchtete, den in die Marmorplatte eingelassenen Namen Stephan Bathory’s deutlich erkennen ließ. Nur als Maria und der Greis auf den Stufen niedergekniet waren, machte sich in ihren Blicken ein Aufflackern bemerkbar, das jedoch schnell wieder erlosch.
    Eine Stunde später befand sich Frau Bathory auf dem Rückwege zum Stadthaus und mit ihr Diejenigen, welche ihr bei diesem ersten Versuche in größerer oder kürzerer Entfernung gefolgt waren.
    Am folgenden und den nächsten Tagen begann man mit den Versuchen abermals, sie ergaben jedoch kein anderes Resultat. Peter hatte ihnen mit brennenden Blicken beigewohnt und verzweifelte bereits wegen Unergiebigkeit, obwohl der Doctor ihm wiederholt versicherte, daß die Zeit der beste Bundesgenosse sein würde. Auch wollte er nicht den letzten Schlag führen, bevor nicht Frau Bathory hinlänglich vorbereitet war, um die Wucht desselben auszuhalten.
    Man konnte sich trotzdem nicht darüber täuschen, daß mit jedem neuen Besuche auf dem Kirchhofe sich ein gewisser Wechsel in dem geistigen Zustande der Frau Bathory vollzog. Eines Abends, als Borik und Maria vor der Kapelle niedergekniet waren, näherte sich Frau Bathory, die ein wenig zurückgeblieben war, langsam, legte ihre Hand auf das eiserne Schloß, betrachtete die Hinterwand, die von

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