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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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versucht, auszugehen und selber Nachforschungen anzustellen. Doch Beide waren Sarcany und der Marokkanerin bekannt. Man mußte im Falle eines Zusammentreffens darauf gefaßt sein, Alles zu riskiren, denn Jene würden unbedingt sich sofort ihren Nachstellungen entzogen haben. Sie blieben also eine Beute der lebhaftesten Unruhe. Neun Uhr war es, als Luigi und Pointe Pescade in die Fonda zurückkehrten. Ihre traurigen Mienen sagten nur zu deutlich, daß sie schlechte Nachrichten mitbrächten.
    Sarcany und Namir hatten in der Begleitung eines jungen Mädchens, welches Niemand kannte, vor fünf Wochen bereits Tetuan verlassen; das Haus war unter der Obhut einer alten Frau geblieben.
    Der Doctor und Peter waren auf diese Nachricht nicht gefaßt gewesen: sie waren wie niedergeschmettert.
    »Der Grund dieser Abreise ist klar genug, sagte Luigi. Mußte Sarcany nicht befürchten, daß Silas Toronthal entweder aus Rachsucht oder aus einem anderen Grunde seinen Zufluchtsort verrathen würde?«
    So lange es sich lediglich darum gehandelt, die Verräther zu verfolgen, hatte Doctor Antekirtt niemals daran gezweifelt, sein Werk vollenden zu können. Jetzt, wo es galt, die eigene Tochter den Händen Sarcany’s zu entreißen, ließ ihn seine Zuversicht im Stich.
    Peter und er stimmten jedoch darin überein, unverzüglich dem Hause Namir’s einen Besuch abzustatten. Vielleicht fanden sie dort doch noch etwas mehr als das bloße Andenken an Sarah? Vielleicht würde ihnen irgend ein Anzeichen verrathen, was aus ihr geworden war. Vielleicht auch könnte ihnen die alte Jüdin, der die Hütung des Hauses anvertraut war, ihren Nachforschungen dienliche Mittheilungen machen oder verkaufen.
    Luigi führte sie sofort dahin. Der Doctor, der das Arabische so gut sprach, als wäre er in der Wüste geboren, gab sich für einen Freund Sarcany’s aus. Er wäre, wie er sagte, glücklich gewesen, bei der Durchreise durch Tetuan ihn anzutreffen, nun wolle er wenigstens dessen Behausung einen Besuch abstatten.
    Die Alte machte zuerst einige Schwierigkeiten; doch eine Handvoll Zechinen bewirkte, daß sie geschmeidiger wurde. Jetzt erst bequemte sie sich dazu, auf die Fragen zu antworten, welche der Doctor ihr mit sichtbarem Interesse für ihren Herrn vorlegte.
    Das junge Mädchen, welches durch die Marokkanerin hergeführt worden war, sollte die Frau Sarcany’s werden. Das war schon seit Langem beschlossen und sehr wahrscheinlich würde die Hochzeit bereits in Tetuan vollzogen worden sein, wäre die überhastete Abreise nicht dazwischen gekommen. Dieses junge Mädchen war seit seiner Ankunft, das heißt, seit drei Monaten ungefähr, nicht vor die Thür gekommen. Man sagte zwar, sie wäre arabischer Abkunft, doch hätte sie, die Jüdin, Jene für eine Europäerin gehalten. Sie hätte sie aber nur sehr wenig zu Gesicht bekommen, oder nur wenn die Marokkanerin sich nicht im Hause befand. Mehr wußte sie nicht.
    Ebensowenig vermochte sie zu sagen, in welches Land Sarcany mit Beiden gezogen war. Sie wußte nur, daß sie vor ungefähr fünf Wochen mit einer Karawane fortgezogen waren, die nach Osten ging. Von jenem Tag an war das Haus unter ihrer Obhut geblieben und sie sollte es so lange hüten, bis Sarcany eine Gelegenheit gefunden haben würde, es zu verkaufen. Damit war seine Absicht, nicht mehr nach Tetuan zurückzukehren, offenkundig geworden.
    Der Doctor hörte frostig diesen Antworten zu und nach Maß und Bedürfniß übersetzte er sie Peter Bathory.
    Im Ganzen genommen stand nur das Eine fest, daß Sarcany es nicht für gerathen gehalten hatte, sich auf einem der Packetboote einzuschiffen, welche Tanger anlaufen, noch die Eisenbahn zu benützen, deren Endpunkt der Bahnhof von Oran bildet. Er hatte sich also einer Karawane angeschlossen, die Tetuan verlassen hatte, um – wohin zu gehen? Vielleicht nach einer Oase in der Wüste oder darüber hinaus in ein Territorium der halbwilden Völkerschaften, wo Sarah vollständig ihm zu Willen sein mußte. Wie es erfahren? Auf den Landstraßen des nördlichen Afrikas ist es ebenso schwer eine Karawane wiederzufinden, als einen einzelnen Reisenden.
    Der Doctor drang daher noch weiter in die alte Jüdin. Er hätte wichtige Nachrichten erhalten, welche Sarcany interessiren würden, sagte er wiederholt, und gerade betreffs des Hauses, dessen er sich entledigen wollte. Doch was er auch that und sagte, eine andere Auskunft konnte er nicht erhalten. Die Frau wußte ersichtlich nichts von dem neuen Zufluchtsorte, den

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