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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seiner Schonung nöthigen würde. Er antwortete daher abermals nicht.
    »Wo ist Sarah… wo ist Sarah? rief der Doctor, der sich nun von seiner Erregung hinreißen ließ.
    – Ich weiß es nicht… ich weiß es nicht,« antwortete der Banquier, entschlossen, sein Schweigen fortzusetzen.
    Plötzlich stieß er einen markerschütternden Schrei aus und wand sich vor Schmerzen; er versuchte vergebens, Kap Matifu zurückzustoßen.
    »Gnade!… Gnade!« wimmerte er.
    Kap Matifu hatte, vielleicht unbewußt, des Banquiers Hand mit der seinen etwas gequetscht.
    »Werden Sie reden?
    – Ja… ja… Sarah… Sarah… stöhnte Silas Toronthal, der nur in abgebrochenen Worten zu reden vermochte, ist im Hause von Namir… der Spionin Sarcany’s… in Tetuan.«
    Kap Matifu ließ den Arm Toronthals fahren, der völlig abgestorben herniedersank.
    »Führt den Gefangenen zurück, sagte der Doctor. Wir wissen jetzt, was wir wissen wollten.«
    Luigi führte Silas Toronthal zum Stadthause hinaus und in die Kasematte zurück.
    Sarah in Tetuan! Als der Doctor Antekirtt und Peter Bathory vor zwei Monaten in Ceuta waren, um den Spanier aus dem Präsidio zu holen, hatten sie nur wenige Meilen von dem Orte getrennt, wo die Marokkanerin das junge Mädchen gefangen hielt.
    »Heute Nacht noch fahren wir nach Tetuan, Peter,« sagte der Doctor gelassen.
    Damals führte die Eisenbahn noch nicht von Tunis direct an die Grenze Marokkos. Um in möglichst kurzer Zeit nach Tetuan zu gelangen, war es daher am Gerathensten, sich auf einem der elektrischen Eilschiffe der Flotte von Antekirtta einzuschiffen.
    Vor Mitternacht noch war der »Electric 2« in See gegangen und durchflog nun das Meer der Syrten.
    An Bord befanden sich nur der Doctor, Peter, Luigi, Pointe Pescade und Kap Matifu. Sarcany kannte nur Peter, die Uebrigen nicht. Sobald man in Tetuan angekommen war, wollte man das Nähere beschließen. Ob man mit List oder Gewalt vorgehen würde, das sollte ganz von der Stellung Sarcany’s in dieser rein marokkanischen Stadt, von seiner Installation im Hause Namir’s, von dem Personal abhängen, über welches er verfügte. Vor Allem galt es, nach Tetuan zu gelangen.
    Vom Meer der Syrten bis zur marokkanischen Grenze zählt man ungefähr zweitausendfünfhundert Kilometer – das heißt also fast dreizehnhundertfünfzig Seemeilen. Der »Electric 2« konnte bei Aufwendung der größten Schnelligkeit siebenundzwanzig Meilen in der Stunde zurücklegen. Viele Eisenbahnzüge besitzen diese Schnelligkeit nicht! Dieses eiserne, spindelförmige Fahrzeug, das dem Winde keine Fläche darbot, das durch jede aufrührerische See glitt und nicht um den Sturm besorgt war, gebrauchte höchstens fünfzig Stunden, um an seinen Bestimmungsort zu gelangen.
    Am folgenden Morgen vor Tagesanbruch hatte der »Electric 2« bereits Kap Bon doublirt. Nachdem man die Oeffnung des Golfes von Tunis passirt hatte, gebrauchte man von dort aus nur wenige Stunden, um das Vorgebirge von Bizerte aus den Augen zu verlieren. La Calle, Bône, das Kap Fer, dessen metallische Masse, wie man sagt, die Compaßnadel abweichen läßt, die algerische Küste, Stora, Bougie, Dellys, Alger, Cherchell, Mostagenem, Oran, Nemours, dann die Gestade des Rif, die Spitze von Mellila, die wie Ceuta den Spaniern gehört, das Kap Tres-Forcas, von dem aus der Continent bis zum Kap Negro sich abrundet – kurz das ganze Panorama des afrikanischen Gestades zog an den Blicken unserer Reisenden während des 20. und 21. November vorüber, ohne jeden Zwischenfall und ohne jeden Unfall. Die von den Strömen aus den Accumulatoren gespeiste Maschine hatte noch nie so vortrefflich functionirt. Wenn der »Electric«, sei es längs der Küste, sei es mitten in den Golfen, die er von Kap zu Kap durchschnitt, bemerkt wurde, so mußten die Küstenwächter unwillkürlich an das Auftauchen eines phänomenalen Schiffes oder vielleicht an dasjenige eines Wales von außerordentlicher Kraft glauben, wie sie kein Dampfschiff in den Gewässern des Mittelländischen Meeres aufzuwenden vermag.
    Gegen acht Uhr Abends landeten der Doctor Antekirtt, Peter, Luigi, Pointe Pescade und Kap Matifu an der Mündung des kleinen Flußwassers von Tetuan, an welcher ihr Eilschiff sich vor Anker legte. Hundert Schritte vom Fluß entfernt, inmitten eines Karawanserais, fanden sie Maulesel und einen arabischen Führer, der sich erbot, sie zur Stadt zu geleiten, die höchstens vier Meilen entfernt lag. Der geforderte Preis wurde ohne Feilschen bewilligt

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