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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihm die Gensdarmen begegneten. Als er ihnen erzählte, daß er durch das zwischen der Stadt und den Salinen gelegene Land gekommen wäre, beschlossen sie, ihn vor den Wachtmeister zu bringen, damit dieser ihn auskundschaften könnte. Der Mann hatte sich dessen nicht geweigert.
    Der Wachtmeister fragte ihn, ob die Arbeiter in den Salinen nicht die Anwesenheit zweier Fremden bemerkt hätten?
    »Nein, Herr Wachtmeister, antwortete der Spanier; aber ich selbst habe heute Früh, ungefähr eine Stunde, nachdem ich die Stadt verlassen hatte, zwei Männer bemerkt, die an der Spitze des Kanals von Leme an das Land kamen.
    – Zwei Männer, sagst Du? fragte der Wachtmeister.
    – Ja. Da man aber hier bei uns annahm, daß die Hinrichtung heute Früh in Pisino stattgefunden hätte und weil die Nachricht von der Flucht der Verurtheilten bei uns noch nicht bekannt geworden war, so schenkte ich den Beiden keine besondere Aufmerksamkeit. Jetzt weiß ich allerdings, was ich zu thun gehabt hätte. Mich soll es nicht wundern, wenn jene die beiden Flüchtlinge waren.«
    Graf Sandorf und Stephan Bathory verstanden in ihrem Verstecke jedes Wort von der Unterhaltung, die von so großer Bedeutung für sie war. Sie waren also doch in dem Augenblicke, als sie an dem Ufer des Canals von Leme landeten, bemerkt worden.
    »Wie heißt Du? fragte der Wachtmeister.
    – Carpena; ich bin Salzarbeiter in den hiesigen Salinen.
    – Würdest Du die beiden Männer wieder erkennen, welche Du heute Früh an jener Stelle gesehen hast?
    – Ja… vielleicht.
    – Gut, so gehe sofort zur Stadt; Du wirst dort Deine Beobachtungen protokolliren lassen und Dich der Polizei zur Verfügung stellen
    – Zu Befehl.
    – Weißt Du, daß fünftausend Gulden als Preis für die Entdeckung der Flüchtlinge ausgesetzt sind?
    – Fünftausend Gulden!
    – Und das Zuchthaus ist dem sicher, der sie bei sich aufnimmt
    – Ich höre es jetzt von Ihnen.
    – Geh’!« rief der Wachmeister.
    Die Aussage des Spaniers hatte zunächst das Gute, daß sich die Gensdarmen entfernten. Der Wachtmeister befahl seinen Leuten, aufzusatteln, und obwohl die Nacht schon herabsank, schickte er sich mit seinen Leuten noch an, die Ufer des Canals von Leme genau abzusuchen. Carpena dagegen setzte den Weg zur Stadt weiter fort; er sagte sich, daß die Ergreifung der Gefangenen, wenn er ein wenig Glück hätte, ihm eine ansehnliche Prämie eintragen würde; die Güter des Grafen Sandorf konnten ja solche Kleinigkeiten noch bestreiten!
    Mathias Sandorf und Stephan Bathory hielten sich noch ziemlich lange verborgen und verließen dann erst den dunklen Raum, der ihnen ein so vortrefflicher Zufluchtsort gewesen war. Sie wußten nun, daß ihnen die Gensdarmerie auf den Fersen saß, daß sie gesehen worden waren und vielleicht wieder erkannt wurden, und daß die istrischen Provinzen ihnen keine. Sicherheit mehr boten. Sie mußten also das Land so eilig als möglich verlassen und versuchen, nach Italien, also auf die andere Küste des Adriatischen Meeres, oder durch Dalmatien und über die Militärgrenze aus österreichischem Gebiete zu entkommen.
    Die erstgenannte Richtung hatte entschieden mehr für sich, vorausgesetzt, daß es den Flüchtigen gelang, einer Schiffsgelegenheit habhaft zu werden oder einen Küstenfischer zu überreden, sie auf das italienische Ufer hinüber zu bringen. Man gab ihr deshalb auch den Vorzug.
    Um acht ein halb Uhr, als die Dunkelheit groß genug geworden war, verließen die Beiden die in Trümmern liegende Farm und wandten sich nach Westen, um die Küste der Adria zu erreichen. Sie sahen sich gezwungen, auf der Landstraße zu bleiben, um nicht in die Sümpfe der Leme zu gerathen.
    Diese ihnen unbekannte Straße verfolgen, hieß aber, an jene Stadt gelangen, welche den Verkehr mit dem Herzen Istriens vermittelte, sich in die größte Gefahr begeben. Gewiß, es gab aber keinen anderen Ausweg.
    Nach einem einstündigen Marsche hoben sich in der Entfernung von ungefähr einer Viertelmeile die unbestimmten Umrisse einer Stadt von dem dunklen Hintergrunde ab. Es wäre schwer gewesen, etwas Genaueres zu erkennen.
    Man sah nur eine Anhäufung von Häusern, die schwerfällig auf einem ungeheuren, massigen Felsen sich erhoben; dieser Felsen beherrschte das Meer; unter ihm dehnte sich der Hafen aus, der durch ein Zurücktreten der Küste gebildet wird.
    Mathias Sandorf war entschlossen, die Stadt nicht zu betreten, in der die Anwesenheit zweier Fremden schnell genug bekannt geworden

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