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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht, daß Ihr bei Eurer Heimkehr verhaftet würdet, nachdem Ihr uns die Freiheit verschafft habt.
    – Fürchten Sie nichts, Herr Graf. Ich bleibe mitunter, namentlich zur Zeit der großen Fischzüge, fünf bis sechs Tage auf dem Meere. Uebrigens muß ich Ihnen nochmals wiederholen, daß das meine Sache ist. Wie ich gesagt habe, geschieht es, so und nicht anders machen wir es!«
    Gegen den Entschluß des Fischers war also nicht anzukämpfen. Der Vorschlag Andrea’s war augenscheinlich der beste und der am leichtesten auszuführende, da die Balanzelle – er hoffte es wenigstens – von der Laune des Meeres nichts zu befürchten hatte. Nur bei der Einschiffung müßte vorsichtig zu Werke gegangen werden. Die Nacht war aber voraussichtlich dunkel und ohne Mondschein, und sehr wahrscheinlich würde sich des Abends an der Küste ein dicker Nebel zeigen, der sich nicht weit auszudehnen pflegt. Um die bestimmte Stunde werde man auch längs der einsam liegenden Küste höchstens einen oder zwei Grenzjäger, die auf ihrem Patrouillengange begriffen wären, sehen. Die anderen Fischer und Nachbarn Andrea Ferrato’s würden, wie sie erzählt hatten, bereits beschäftigt sein, ihre Netze jenseits der zahlreichen Klippen, das heißt, zwei bis drei Meilen unterhalb Rovignos, auf die Piken zu stecken. Sollten sie selbst die Balanzelle bemerken, so war diese bereits, wenn sie gesehen wurde, mit den unter ihrem Deck verborgenen Flüchtigen weit ab auf dem Meere.
    »Und wie groß ist die Entfernung in gerader Linie zwischen Rovigno und dem zunächst liegenden Hafen an der italienischen Küste? fragte Stephan Bathory.
    – Ungefähr fünfzig Meilen.
    – Wie lange würde die Ueberfahrt dauern?
    – Bei günstigem Winde brauchen wir ungefähr zwölf Stunden. Doch, Sie sind ohne Geld. Sie brauchen es. Nehmen Sie diesen Gürtel, in welchem sich dreihundert Gulden befinden und schnallen Sie ihn sich um den Leib!
    – Mein Freund…! sagte Mathias Sandorf abwehrend.
    – Sie werden mir das später zurückgeben, schnitt der Fischer ab, wenn Sie in Sicherheit sind. Und nun erwarten Sie mich!«
    Nach getroffener Verabredung zog sich Andrea Ferrato zurück, um seiner gewöhnlichen Beschäftigung theils im Hause, theils am Ufer nachzugehen. Luigi konnte, ohne bemerkt zu werden, Vorräthe für einige Tage an Bord der Balanzelle bringen, nachdem er sie vorsorglich in ein Aushilfssegel gewickelt hatte. Es war gar nicht möglich, daß ein Verdacht aufsteigen konnte, der Andrea Ferrato von seinem Vorsatz hätte abbringen können. Er trieb selbst die Vorsicht so weit, daß er seine Gäste während der übrigen Stunden des Tages nicht mehr wiedersehen wollte. Mathias Sandorf und Stephan Bathory hielten sich im Hintergrunde des kleinen Zimmers verborgen, dessen Fenster unablässig offen stand. Der Fischer würde sie schon benachrichtigen, dachten sie, wenn die Zeit da wäre.
    Im Laufe des Nachmittags kamen Nachbarn zu Ferrato, um mit ihm freundschaftlich über den Fischfang und das Erscheinen des Thunfisches an den istrischen Küsten zu plaudern. Andrea Ferrato empfing sie in dem Wohnzimmer und bewirthete sie, wie üblich, mit Getränken.
    So verfloß der größte Theil des Tages mit Kommen, Gehen und Unterhaltungen. Einige Male war auch von der Flucht der Gefangenen die Rede. Augenblicklich war sogar das Gerücht verbreitet, daß sie am Golf von Quarnero, auf der entgegengesetzten Küste Istriens, aufgegriffen worden wären, ein Gerücht, das indessen bald als unwahr bezeichnet wurde.
    Es schien sich also Alles auf das Beste anzulassen. Daß das Gestade sorgfältiger als gewöhnlich bewacht wurde, theils durch die Beamten der Zollbehörde, theils durch Polizeiagenten und Gensdarmen, stand fest; doch konnte es nicht schwer fallen, während der Nacht die Aufmerksamkeit dieser Leute zu täuschen.
    Die Sperre war, wie man weiß, nur über die großen Seeschiffe und über die Küstenfahrzeuge aus dem Mittelmeere verhängt, nicht über die Fischerbarken, die nahe dem Ufer blieben. Die Auftakelung der Balanzelle konnte daher frei von jedem Verdachte erfolgen.
    Andrea Ferrato hatte aber einen Besuch nicht in Rechnung gezogen, den er in der achten Abendstunde erhielt. Dieser Besuch überraschte ihn zuerst, wenn er ihn nicht gar beunruhigte. Denn er verstand die bedrohliche Bedeutung desselben erst, nachdem der Gast sich entfernt hatte.
    Es hatte gerade acht Uhr geschlagen. Maria beschäftigte sich mit den Vorbereitungen zum Abendbrod und der Tisch im

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