Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Male!«
    Das Gesicht des Spaniers legte sich in düstere Falten. Die Lippen zuckten auf und ließen die Zähne sehen. Seine Augen schossen tückische Blitze. Das schlecht beleuchtete Zimmer machte, daß Andrea Ferrato von dieser boshaften Physiognomie nichts bemerkte.
    »Euer letztes Wort, das? fragte Carpena.
    – Es ist mein letztes, sofern Ihr eben zum letzten Male Euer Verlangen vorgebracht habt, antwortete der Fischer. Solltet ihr es erneuern, so werdet Ihr dieselbe Antwort erhalten.
    – Ich werde es erneuern, ja, ich werde es erneuern, wiederholte Carpena, sobald Maria es mich thun heischt!
     

    »Flieh, Mathias, und lebe, um Gerechtigkeit zu üben.« (S. 148.)
     
    – Sie! rief Andrea Ferrato, sie! Ihr wißt wohl, daß meine Tochter für Euch weder Freundschaft noch Achtung fühlt.
    – Ihre Gefühle können sich ändern, sobald ich eine Unterredung mit ihr gehabt haben werde.
    – Eine Unterredung?
    – Ja, Ferrato, ich wünsche sie zu sprechen.
     

    Eine neue Salve machte das Wasser hoch aufschlagen.(S. 150.)
     
    – Und wann?
    – Sofort!… Versteht mich recht!… Ich muß sie sprechen, muß sie heute Abend noch sprechen!
    – Ich verweigere diese Unterredung in ihrem Namen!
    – Nehmt Euch in Acht, wenn Ihr das thut! rief Carpena laut. Nehmt Euch in Acht!
    – Mich in Acht nehmen?
    – Ich werde mich rächen!
    – Pah! Räche Dich, wenn Du es kannst oder wagst, Carpena, antwortete Andrea Ferrato, der nun ebenfalls in Zorn gerieth. Deine Drohungen fürchte ich nicht, wie Du weißt. Und jetzt geh’ oder ich werfe Dich hinaus!«
    Das Blut stieg dem Spanier in die Augen. Er war nahe daran, dem Fischer zu Leibe zu gehen. Aber er bezwang sich, und nachdem er die Thür heftig aufgestoßen hatte, schritt er durch das Wohnzimmer, ohne ein Wort zu sprechen, zum Hause hinaus.
    Kaum war er fort, als sich die Thür des Nebenzimmers, in welchem die Flüchtigen sich befanden, öffnete. Graf Sandorf, der jedes Wort der Unterredung gehört hatte, erschien auf der Schwelle; er ging auf Andrea Ferrato zu und sagte leise zu ihm:
    »Das war der Mann, der uns dem Gensdarmerie-Wachtmeister verrathen hat. Er kennt uns. Er hat uns gesehen, als wir am Canal von Leme das Land betraten. Er ist uns bis Rovigno gefolgt. Er weiß augenscheinlich, daß Ihr uns bei Euch beherbergt. Laßt uns sofort fliehen oder wir sind verloren… und Ihr auch!«
Neuntes Capitel.
Letzte Anstrengungen in einem letzten Kampfe.
    Andrea Ferrato blieb stumm. Er wußte dem Grafen Sandorf darauf nichts zu erwidern. Sein korsisches Blut kochte in ihm Er hatte die Flüchtigen vergessen, für die er bisher schon so viel gewagt. Er dachte nur noch an den Spanier, er sah nur noch Carpena.
    »Dieser Elende, dieser Elende! murmelte er endlich. Ja, er weiß Alles. Wir sind in seiner Gewalt. Ich hätte das einsehen müssen!«
    Mathias Sandorf und Stephan Bathory blickten beklommen den Fischer an. Sie warteten darauf, was er sagen, was er beschließen würde. Es war kein Augenblick zu verlieren zu irgend einem Beginnen. Das Werk der Angeberei war vielleicht schon gekrönt worden!
    »Herr Graf, sagte nach einer langen Pause Andrea Ferrato, die Polizei kann von einem Augenblicke zum andern in mein Haus dringen. Ja! Dieser Schurke muß entweder wissen oder wenigstens vermuthen, daß Sie sich hier befinden. Er hat mir einen Handel vorgeschlagen. Meine Tochter sollte der Preis seines Schweigens sein! Er wird Sie verderben, um sich an mir zu rächen. Wenn die Agenten kommen, ist es nicht mehr möglich, ihnen zu entschlüpfen und Sie werden entdeckt. Hier heißt es allerdings sofort fliehen.
    – Ihr habt Recht, Ferrato, antwortete Mathias Sandorf. Aber ehe wir uns trennen, laßt mich Euch für Alles danken, was Ihr für uns gethan habt und was Ihr für uns noch thun wolltet…
    – Was ich thun wollte, das will ich noch thun, sagte Andrea Ferrato feierlich.
    – Wir leiden es nicht, antwortete Stephan Bathory.
    – Ja, wir leiden es nicht, setzte Mathias Sandorf hinzu, Ihr habt Euch schon zu sehr bloßgestellt. Wenn man uns in Eurem Hause findet, so erwartet Euch das Zuchthaus. Komm’, Stephan, wir wollen das Haus verlassen, ehe wir seinen Ruin und sein Unglück verschulden. Laßt uns fliehen und allein fliehen!«
    Andrea Ferrato ergriff die Hand Sandorf’s.
    »Wohin würden Sie gehen? Das ganze Land wird von den Behörden scharf bewacht. Die Polizisten und Gensdarmen durchstreifen es Tag und Nacht. Es gibt keinen einzigen Fleck am Ufer, an dem Sie sich einschiffen,

Weitere Kostenlose Bücher