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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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keinen einzigen freien Fußpfad, auf dem Sie über die Grenze gelangen könnten. Ohne mich fliehen, wäre sicherer Tod.
    – Folgen Sie meinem Vater, meine Herren, ergänzte Maria. Was auch geschehen wird, er thut nur seine Pflicht, wenn er Sie zu retten versucht.
    – Brav, meine Tochter, ich thue in Wahrheit nur meine Pflicht. Dein Bruder soll uns an der Jolle erwarten. Die Nacht ist sehr dunkel. Ehe man uns bemerkt, sind wir auf dem Meere. Umarme mich, Tochter, umarme mich und dann fort.«
    Graf Sandorf und sein Genosse wollten noch immer nicht nachgeben. Sie weigerten die Annahme eines solchen Opfers. Das Haus sofort verlassen, um nicht den Fischer zu schädigen, ja! Sich unter seiner Führung einschiffen, auf die Gefahr hin, daß er das Zuchthaus für diese That eintausche, nein!
    »Komm’, sagte Mathias Sandorf zu Stephan Bathory. Befinden wir uns erst außerhalb des Hauses, so ist nur für uns Beide zu fürchten.«
    Sie eilten auf das offene Fenster ihres Zimmers zu, um über den niedrigen Zaun fort entweder das Ufer oder das Innere der Provinz zu gewinnen, Gleichzeitig stürzte Luigi hinein.
    »– Die Polizei! rief er.
    – Lebt wohl!« schrie Mathias und sprang, von Bathory gefolgt durch das Fenster.
    Ein Trupp Polizisten betrat in demselben Augenblicke die Wohnstube.
    »Schurke! sagte Andrea Ferrato.
    – Meine Antwort auf Deine Weigerung«, erwiderte der Spanier.
    Der Fischer war festgenommen und gebunden worden. Im Augenblick hatten die Polizisten alle Zimmer des Hauses besetzt und durchsucht. Das über der Umzäunung offenstehende Fenster wies ihnen den Weg, den die Flüchtigen genommen hatten. Sie machten sich an ihre Verfolgung.
    Jene hatten inzwischen die Hecke erreicht, welche auf dieser Seite den Bach begrenzte. Graf Sandorf sprang mit einem Satze darüber fort und hatte Stephan Bathory bereits ebenfalls hinübergeholfen als plötzlich fünfzig Schritte hinter ihnen ein Schuß fiel.
    Stephan Bathory wurde getroffen; die Kugel streifte ihm allerdings nur die Schulter, doch blieb sein Arm gelähmt und es war ihm unmöglich, es seinem Gefährten an Schnelligkeit gleichzuthun.
    »Flieh’, Mathias, flieh’ rief er.
    – Nein, Stephan, nein. Wir wollen zusammen sterben, rief Sandorf, nachdem er versucht, seinen verwundeten Gefährten in die Arme zu nehmen.
    – Flieh’, Mathias! wiederholte Stephan Bathory, und lebe, um an den Verräthern Gerechtigkeit zu üben.«
    Diese letzten Worte klangen wie ein Befehl für den Grafen Sandorf. Er allein blieb jetzt noch übrig, um das Werk von Dreien auszuführen. Der Magnat Siebenbürgens, der Verschwörer von Triest, der Genosse von Stephan Bathory und Ladislaus Zathmar, er sollte als Wahrer der Gerechtigkeit auferstehen!
    Die Polizisten, die inzwischen am Ende der Umzäunung angelangt waren, warfen sich auf den Verwundeten, Graf Sandorf wäre in ihre Hände gefallen, falls er nur noch eine Secunde gezögert hätte.
    »Lebe wohl, Stephan, lebe wohl!« hatte er ihm zugerufen. In einem mächtigen Sprunge setzte er über den Bach fort; er stürmte an dessen Ufer weiter, dessen Lauf an der Hecke entlang führte, bis da wo der Bach verschwand.
    Fünf bis sechs Gewehrschüsse wurden nach dieser Richtung abgefeuert; die Kugeln trafen aber den Flüchtigen nicht, der nun abschwenkte und eilig dem Meere zulief.
    Die Polizisten folgten ihm dicht auf dem Fuße. Da sie ihn in der Dunkel-nicht sehen konnten, so fiel es ihnen auch nicht ein, ihm in einer Richtung zu folgen. Sie zerstreuten sich, um ihm jeden Rückzug abzuschneiden, sowohl in der Richtung nach dem Innern des Landes, als auch nach der Seite der Stadt und dem Vorgebirge, welches im Norden von Rovigno die Bai abschließt. Eine Abtheilung Gensdarmen war zu ihrer Hilfe herangerückt und manövrirte so, daß dem Grafen Sandorf nur noch der Ausweg nach dem Ufer blieb. Was konnte er dort zwischen den Klippen beginnen? Die einzige Möglichkeit für ihn war, sich eines Bootes bemächtigen und die offene See gewinnen zu können. Dazu würde er aber voraussichtlich keine Zeit finden und während er noch damit beschäftigt sein würde, das Boot flott zu machen, saßen ihm die Kugeln gewiß schon im Rücken. Er hatte aber auch bemerkt, daß ihm der Ausweg nach Osten verlegt worden war. Das Knattern der Gewehrschüsse, die Rufe der Polizisten und Gensdarmen bei deren Annäherung zeigten ihm, daß um ihn herum die Kette geschlossen war. Er konnte nur gegen das Meer hin und über dieses fort fliehen. Er lief damit einem

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