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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ist günstig! Ergreifen Sie den Augenblick! Großer Ringkampf unter Männern! Ringkampf mit der flachen Hand! Die Schultern müssen sich berühren! Kap Matifu verpflichtet sich, die Kunstfreunde zu Boden zu werfen, die ihm die Ehre ihres Vertrauens schenken wollen. Ein baumwollenes Ehrenwickelzeug für den Sieger! Ist’s gefällig, meine Herren?« setzte Pointe Pescade hinzu und wandte sich an drei kräftige Burschen, die ihn ganz bestürzt ansahen.
    Aber die drei kräftigen Burschen hielten es doch nicht für gerathen, ihre Stärke in diesem Kampfe zu erproben, so ehrenhaft er auch für die Gegner des Riesen war.
    Pointe Pescade sah sich daher veranlaßt, zu verkünden, daß wenn Keiner Muth besäße, ein Kampf zwischen ihm selbst und dem Riesen stattfinden würde. Ja wohl! »Die Geschicklichkeit wird sich mit der Kraft messen!«
    »Hereinspaziert, meine Herren, nur hereinspaziert, folgen Sie der Gesellschaft, wiederholte fast athemlos der bedauernswerthe Pescade. Sie sehen hier, was Sie noch nie gesehen haben! Pointe Pescade und Kap Matifu im Handgemenge! Die beiden Zwillinge der Provence! Ja ja! die zwei Zwillinge… wenn auch nicht von gleichem Alter und von derselben Mutter!… He? Sehen wir uns nicht ähnlich? Ich namentlich!«
    Ein junger Mann war vor dem Schaugerüste stehen geblieben. Er hörte andächtig die abgenutzten Redensarten bis zu Ende an.
    Dieser junge, höchstens zweiundzwanzig Jahre alte Mann war über das Mittelmaß groß. Seine, ein wenig von der Arbeit ermüdeten angenehmen Züge, der von einem gewissen Ernste überhauchte Gesichtsausdruck, kündeten eine denkende Natur an, die vielleicht in der Schule der Leiden groß gezogen worden war. Die großen schwarzen Augen, der Vollbart, den er kurz gehalten trug, der Mund, der es wenig gewohnt war, zu lächeln, aber unter dem zierlichen Schnurrbarte sich deutlich abzeichnete, kündeten auf tausend Schritte den Ungar an, in dessen Adern das magyarische Blut vorherrschte. Er war einfach gekleidet, modern, doch ohne das Bestreben, der neuesten Mode gerecht zu werden. Seine Haltung erlaubte keine Täuschung: in diesem Jünglinge war der Mann bereits fertig.
    Er lauschte, wie gesagt, dem nutzlosen Geplapper Pointe Pescade’s. Er sah ihn, nicht ohne Betrübniß, sich auf dem Gerüste abmühen. Eigene Leiden hatten ihn zweifellos dahin gebracht, fremdes Elend nicht mitansehen zu können.
    »Zwei Franzosen sind es, dachte er bei sich, arme Teufel, die heute noch nichts verdient haben«
    Und schnell kam ihm der Gedanke, für sich allein ein Publicum – ein zahlendes Publicum – zu bilden. Es sollte sein Eintrittsgeld schließlich nichts anderes als ein Almosen sein, aber wenigstens ein verkapptes, und wahrscheinlich kam es sehr gelegen. Er wendete sich der Thüre zu, das heißt, dem Stückchen Leinwand, das man aufheben mußte, um zu dem kleinen Circus zu gelangen.
    »Treten Sie näher, mein Herr, rief Pointe Pescade, die Vorstellung beginnt sofort!
    – Ich sehe, ich bin allein, bemerkte der junge Mann im wohlwollendsten Tone.
    – Mein Herr, erwiderte Pointe Pescade mit prahlerischem Stolze, wahre Künstler sehen auf die Qualität, nicht auf die Quantität ihres Publicums.
    – Sie erlauben also…«, meinte der junge Mann und zog seine Börse.
    Er nahm zwei Gulden heraus und legte sie auf den Zinnteller, der in einer Ecke des Gerüstes stand.
    »Edles Herz!« sagte Pointe Pescade bei sich.
    Dann, sich gegen seinen Genossen wendend rief er diesem zu:
    »Auf die Mensur, Kap Matifu, auf die Mensur! Der Herr soll für sein Geld etwas zu sehen bekommen!«
    Gerade als der einzige Besucher der französischen und provençalischen Arena eintreten sollte, sah man ihn hastig forteilen. Er hatte soeben jenes junge Mädchen mit seinem Vater bemerkt, das eine Viertelstunde vorher vor dem Guzlaspieler gestanden hatte. Dieser junge Mann und dieses junge Mädchen waren sich in demselben Gedanken der Barmherzigkeit begegnet. Die Eine hatte dem Zigeuner ein Almosen gegeben, der Andere ließ ein solches den Akrobaten zu Theil werden.
    Diese heimliche Uebereinstimmung genügte aber augenscheinlich dem jungen Manne nicht, der, sobald er das Fräulein bemerkt hatte, seine Eigenschaft als Zuschauer und den Preis, den er für seinen Platz erlegt, ganz vergaß und sich schnell der Richtung zuwandte, in welcher sich Jene in der Menge verloren hatte.
    »He! Mein Herr!… Mein Herr! rief Pointe Pescade ihm nach. Ihr Geld! Wir haben es uns noch nicht verdient, zum Teufel auch!…

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