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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erinnern wird, wenige Augenblicke nach der Ankunft der »Savarena« den Doctor Antekirtt auf dem Quai von Gravosa angetroffen. Während dieses Zusammentreffens hatte sich auf der einen Seite ein lebhaftes Gefühl des Widerwillens, auf der anderen ein nicht weniger großes der Neugierde bemerkbar gemacht; doch bis zu dieser Stunde hatten die Umstände es dem Banquier nicht ermöglicht, letztere befriedigen zu können.
    In Wahrheit hatte die Anwesenheit des Doctors einen eigenthümlichen Eindruck auf Silas Toronthal ausgeübt, den er sich selbst nicht erklären konnte. Was man sich von Ersterem in Ragusa erzählte, das Incognito, mit dem er sich umhüllte, die Schwierigkeit, bei ihm vorgelassen zu werden, hatte in Silas Toronthal den Wunsch lebhaft werden lassen, ihn wiederzusehen. Er hatte sich zu diesem Zwecke mehrfach nach Gravosa begeben. Dort pflegte er vom Quai aus den Schooner zu betrachten, vor Begierde brennend, an Bord desselben zu gelangen. Eines Tages hatte er sich sogar nach der Yacht übersetzen lassen, aber ebenfalls die unvermeidliche Antwort des Steuermannsgehilfen erhalten:
    »Doctor Antekirtt ist nicht zu sprechen.«
    Die Folge war, daß Silas Toronthal in einen Zustand sich steigernder Erbitterung gerieth gegenüber dem Geheimniß, das er nicht zu ergründen wußte.
    Der Banquier faßte deshalb den Plan, den Doctor auf eigene Rechnung ausspioniren zu lassen. Er gab einem Agenten, den er als zuverlässig kannte, den Auftrag, Schritte und Wege des geheimnißvollen Reisenden zu beobachten, selbst wenn dieser sich darauf beschränkte, nur Gravosa oder seine Umgebung zu besuchen.
    Man kann sich also die Unruhe vorstellen, die Silas Toronthal befiel, als er hörte, daß der alte Borik eine Unterredung mit dem Doctor gehabt hatte, und daß dieser am folgenden Tage der Frau Bathory einen Besuch abstattete.
    »Was mag das nur mit diesem Manne auf sich haben?« fragte er sich unablässig.
    Was konnte übrigens der Banquier in seiner jetzigen Stellung zu fürchten haben? Innerhalb der letzten fünfzehn Jahre war nichts von seinen einstigen Umtrieben laut geworden. Trotzdem mußte ihn Alles, was sich auf die Familie derjenigen bezog, welche er verrathen und verkauft hatte, beunruhigen. Wenn auch die Reue sein Gewissen nicht bedrückte, die Furcht schlich sich doch oft bei ihm ein und der Schritt, den dieser unbekannte, durch seinen Ruf und sein Vermögen mächtige Doctor gethan hatte, war ganz dazu angethan, ihm jede Ruhe zu nehmen.
    »Was mag das nur mit dem Manne auf sich haben? sagte er wiederholt. Was mag er in Ragusa, in dem Hause der Frau Bathory zu suchen haben?… Ist er dorthin als Arzt gerufen worden?… Was mag sie mit ihm gemein haben?«
    Er fand keine befriedigende Antwort auf diese Fragen. Was Silas Toronthal etwas beruhigte, war, daß er nach sorgfältiger Beobachtung die Gewißheit erhielt, daß der Frau Bathory gemachte Besuch nicht wiederholt wurde.
    Der Entschluß des Banquiers, mit dem Doctor in Verbindung zu treten, koste es, was es wolle, wurde demnach immer hartnäckiger erwogen. Dieser Gedanke beherrschte ihn Tag und Nacht. Er mußte dieser Qual ein Ende machen. Das überreizte Gehirn spiegelte ihm vor, daß er seine Ruhe nur wiederfinden könnte, wenn er den Doctor Antekirtt wiedergesehen, sich mit ihm unterhalten, die Gründe seines Aufenthaltes in Gravosa kennen gelernt haben würde. Er sachte eifrig eine Gelegenheit zur Herbeiführung einer Begegnung.
    Endlich glaubte er das Richtige gefunden zu haben. Seit einigen Jahren bereits litt Frau Toronthal an einer abzehrenden Krankheit, gegen welche die Aerzte in Ragusa kein Mittel kannten. Trotz ihrer Bemühungen und trotz der Pflege, mit welcher ihre Tochter sie umgab, siechte die Dame sichtlich dahin, ohne daß sie bettlägerig wurde. Lag diesem Zustande eine moralische Ursache zu Grunde? Vielleicht, doch Niemand konnte dahinterkommen. Der Banquier allein konnte wissen, ob seine Frau, die ja seine Vergangenheit kannte, nicht vielleicht einen unüberwindlichen Abscheu vor einer Existenz hegte, die ihr nur Schrecken verursachen konnte. Jedenfalls bot das Auftreten der Krankheit bei der von den Aerzten fast aufgegebenen Frau Toronthal dem Banquier die beste Gelegenheit, mit dem Doctor in Verbindung zu kommen. Es war zu erwarten, daß dieser einer erbetenen Consultation, einem Besuche, wäre es auch nur aus Nächstenliebe, nicht aus dem Wege gehen würde.
    Silas Toronthal schrieb also einen Brief, den er durch einen seiner Leute nach der

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