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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ganze Freundschaft, die er für Deinen Vater gefühlt, übertragen will.
    – Was hat er aber in Ragusa zu suchen? Welche Absichten führen ihn in unser Land?
    – Vielleicht denkt er daran, hier irgend etwas zu erwerben, erwiderte Frau Bathory. Er gilt für ungeheuer reich und es ist möglich, daß er Dir eine Deiner würdige Stellung anbieten will.
    – Ich werde zu ihm gehen, liebe Mutter, und hören, was er will.
    – Gehe noch heute zu ihm, mein Sohn, und statte ihm gleichzeitig den Besuch ab, den ich ihm schuldig bleiben muß.«
    Peter Bathory umarmte seine Mutter. Er drückte sie lange an seine Brust. Ein Geheimniß schien ihn zu bedrücken, das er nicht zu offenbaren wagte. Konnte es in seinem Herzen etwas Schmerzliches, Gewichtiges geben, das er seiner Mutter nicht anvertrauen durfte?
    »Mein armes Kind,« sagte Frau Bathory unhörbar.
    Es war in der ersten Stunde Nachmittags, als Peter den Stradone hinab nach dem Hafen von Gravosa ging.
    Als er am Hause Toronthal’s vorüberging, blieb er einen Augenblick stehen, nur einen Augenblick. Seine Blicke schweiften zu einem der runden Pavillons hinüber, dessen Fenster sich nach der Straße öffneten. Die Vorhänge waren heruntergelassen. Wenn das Haus unbewohnt gewesen wäre, hätte es auch nicht verschlossener erscheinen können.
    Peter Bathory nahm seinen Marsch, den er mehr verlangsamt als unterbrochen hatte, von Neuem auf. Seine Bewegungen entgingen aber nicht den Blicken einer Frau, die auf der anderen Seite des Stradone auf und ab ging.
    Sie war eine hochgewachsene Person. Ihr Alter?… Zwischen vierzig und fünfzig Jahre. Ihr Schritt?… Gemessen, fast mechanisch, als wäre Alles an ihr aus einem Stück. Diese Fremde – daß sie es war, ließ sich leicht an ihren braunen, dichtgelockten Haarflechten und ihrem marokkanischen Teint erkennen – war in einen dunkelfarbigen Mantel gehüllt, dessen Kapuze über das mit Zechinen geschmückte Haupt gezogen war. War es eine Zigeunerin, ein Wesen ägyptischer oder indischer Abstammung? Man hätte es mit Bestimmtheit nicht sagen können, da so viele Typen sich ähneln. Jedenfalls aber bat sie nicht um Almosen und hätte wahrscheinlich auch keine angenommen, wenn man sie ihr gereicht haben würde. Sie war da, um auf eigene Rechnung oder im Auftrage eines Anderen zu überwachen und auszuspioniren, sowohl was im Hause Toronthal als auch in der Marinella-Straße vor sich ging.
    Sobald sie den jungen Mann gesehen hatte, der durch den Stradone auf Gravosa zu weiterging, folgte sie ihm so, daß sie ihn nicht aus den Augen verlieren konnte, doch auch so geschickt, daß ihr Geleit nicht auffällig wurde. Peter Bathory war auch viel zu sehr in Gedanken versanken, als daß er hätte bemerken können, was hinter ihm vorging. Als er vor dem Hotel Silas Toronthal’s seinen Schritt verlangsamte, that sie es ebenfalls. Als er weiterschritt, folgte sie ihm, indem sie ihre Schritte nach den seinen regelte.
    An der ersten Umwallung Ragusas angelangt, durchschritt Peter Bathory dieselbe schnell, entfernte sich aber dadurch nicht von der Fremden. Jenseits des Ausfallthores fand sie ihn auf der Straße nach Gravosa wieder und ging in einer Entfernung von zwanzig Schritt durch die mit Bäumen bepflanzte Nebenallee hinter ihm her.
    Zu derselben Zeit fuhr Silas Toronthal im offenen Wagen nach Ragusa zurück. Er mußte sich also nothwendigerweise mit Peter Bathory unterwegs kreuzen.
    Als die Marokkanerin Beide sah, blieb sie stehen. Sie glaubte vielleicht, daß Einer sich dem Anderen nähern würde. Ihr Blick entzündete sich und sie sachte hinter einem dicken Baume Schutz. Wenn selbst die zwei Männer mit einander sprachen, wie hätte sie das hören sollen?
    Doch geschah nichts derartiges. Silas Toronthal hatte Peter Bathory in einer Entfernung von zwanzig Schritt sich nähern gesehen. Diesmal antwortete er ihm nicht einmal mit einem Gruße von oben herab, wie auf dem Quai von Gravosa in Begleitung seiner Tochter, wo er sich schon dazu bequemen mußte. Er wandte in dem Augenblicke, als der junge Mann den Hut zog, den Kopf fort und sein Wagen trug ihn schnell nach Ragusa hinein, an Peter vorüber.
    Die Fremde hatte nichts von dieser Scene verloren: ein Lächeln huschte über ihr unempfängliches Gesicht.
    Peter Bathory, ersichtlich mehr betrübt als irritirt von der Handlungsweise des Banquiers, ging langsameren Schrittes, ohne sich umzublicken, weiter.
    Die Marokkanerin folgte ihm in einiger Entfernung; man hätte zwischen ihren Lippen

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