Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
jederzeit.« Und ich bin mir nicht sicher, ob er damit den Tee meinte.
Jedenfalls gingen wir mit Kralle nach Hause. Der Himmel über uns war immer noch dunkelgrau, der Wind zerzauste unsere Haare, aber ich hätte laut singen können. So froh war ich, dass wir Kralle wieder zurückhatten.
Mama und Friederike gingen mit Kralle ins Haus, aber ich musste unbedingt Mats erzählen, dass Kralle wieder da war. Immerhin hatte er uns auf seine Spur gebracht. So flitzte ich zu den Quentins hinüber und schellte. Linn öffnete die Tür.
»Stell dir vor, unser Kater ist wieder da«, rief ich und umarmte Linn. »Mats’ Vermutung war richtig. Das will ich ihm unbedingt sagen!«
»Das ist ja toll.« Linn drückte mich. »Geh doch hoch, Mats ist oben in seinem Zimmer. Sag, hast du morgen Abend Zeit, Mathilda? Bis dahin habe ich alle Fotos von der Beachparty runtergeladen. Die könnten wir uns mit Philippa ansehen und ihr übernachtet bei mir.«
»Unbedingt«, sagte ich, und dann lief ich schnell alle Treppen hinauf, bis ich in der obersten Etage stand. Da gab es nur eine einzige Tür und die war nur angelehnt.
Ob ich wirklich einfach so in Mats’ Zimmer gehen sollte? Wer weiß, was der gerade machte? Ich blieb im Flur stehen und lauschte – aber hörte nichts. Vielleicht hatte Mats ja Ohrstöpsel auf und hörte auf seinem iPod Musik?
Ich klopfte an seine Tür und von drinnen hörte ich etwas wie ein leises »Jaa«. So ging ich in Mats’ Zimmer hinein – und gleich im nächsten Moment wäre ich am liebsten im Boden versunken. Denn Mats lag in einem zerknitterten T-Shirt und einer Trainingshose auf dem Bett und schlief. Er sah unheimlich friedlich aus und ich wollte ihn nicht stören. Doch bevor ich verschwinden konnte, murmelte er wieder »Uah« und drehte sich zu mir um. Plötzlich schlug er die Augen auf und sah mich an. Sagen wir mal – verwundert.
»Mats – Entschuldigung! – Linn sagte, ich soll hochgehen«, stammelte ich wild durcheinander vor mich hin. Falls es jemals einen allerpeinlichsten Moment in meinem Leben gegeben hatte, dies war er!
Aber Mats lächelte mich an, setzte sich in seinem Bett auf und sagte einfach nur: »Hab ich was verpasst?«
Darüber musste ich lachen und Mats lachte auch. Dann erzählte ich ihm, wie wir eben unseren Kater bei Jan Bressan unter der Kommode entdeckt hatten. »Danke, Mats«, sagte ich leise, »ohne dich hätten wir Kralle bestimmt noch nicht gefunden. « Ich drehte mich um und wollte gehen.
»Mathilda, willst du … «, hörte ich Mats’ Stimme hinter mir. Ich hielt die Luft an. Mir wurde heiß. Denn mir fiel eine ganz bestimmte Frage ein, die auch so anfing.
»… morgen schwimmen gehen?«
Puh, schwimmen war kein Problem. Ich atmete auf und sagte: »Ja, klar, sollen wir ins Freibad fahren?«
»Wir könnten auch in einem Teich schwimmen gehen. Ist nicht weit, da runter.« Mats deutete auf die Obstplantagen vom Krone-Hof.
Ich nickte. »Morgen früh?«
»Ja, ich hole dich ab, sonst wollen die Kleinen mit.«
»Und die Enten wahrscheinlich auch!«
Mats lachte.
Ich mag es, wenn er lacht, dann strahlen seine Augen. »Bis morgen«, rief ich und lief die Treppen hinunter. Zu Hause wartete Kralle auf mich. Ich weiß ich nicht, was das Beste an diesem Tag war. Und ich freute mich schon auf den nächsten in Krähwinkel.
Am Teich
A m nächsten Morgen stand Mats mit seinem Rucksack vor der Tür. Doch bevor ich meine Badetasche nehmen und gehen konnte, stürmte meine Mutter aus ihrem Büro.
»Guten Morgen, Mats«, rief sie, und am Klang ihrer Stimme hörte ich, dass sie wegen etwas nervös war. »Sag, weißt du, wie es mit Schlingpflanzen in diesem Teich aussieht? Wenn man sich beim Schwimmen darin verfängt, kann es richtig gefährlich werden.«
Mats stand ganz ruhig vor unserer Haustür. »Ich weiß, was Sie meinen, Frau Wilder, aber da sind wirklich keine.«
Meine Mutter war noch nicht fertig. »Nicht, dass ihr einen Kopfsprung ins Wasser macht und gegen einen Stein prallt. Denkt bitte da dran. Nie einen Kopfsprung in unbekannte Gewässer machen.« Meine Mutter schien wirklich besorgt zu sein. So aufgeregt hab ich sie schon lange nicht mehr erlebt.
Ich warf Mats einen Blick zu, der sagte: ›Sorry, ich kann leider nichts dafür.‹ Aber er stand ganz gelassen da und hörte meiner Mutter zu. Dann sah er sie an und sagte: »Nein, das machen wir nicht. Keine Sorge, ich war schon oft mit meinem Opa an dem Teich und weiß, worauf man achten muss. Wir passen schon gut
Weitere Kostenlose Bücher