Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
auf. Wirklich!«
Meine Mutter sah aus, als wollte sie noch viel mehr sagen, doch dann nickte sie und rief. »Na, dann geht mal los und habt viel Spaß!«
Mats und ich liefen erst am Rand der Obstplantage lang, an der Bullenwiese vorbei und dann ins Tal. Es ging ein kleines Stückchen durch den Wald, am Bach entlang, bis wir zu einer Lichtung kamen. Vor einem Tor blieb Mats stehen. »Da sind wir«, sagte er.
Ich schaute durch den Zaundraht. »Mats, das gibt es ja gar nicht«, rief ich staunend. Denn hinter dem Zaun lag ein Teich, in dessen Mitte entdeckte ich eine kleine Insel. Ein Steg führte darauf. Außer einigen Libellen war niemand sonst da. Konnte ja auch niemand, wegen des Zauns. »Mats, wir können hier doch nicht schwimmen gehen!« Ich deutete auf den Zaun.
»Doch, können wir.« Mats grinste mich an. Bestimmt wollte er über den Zaun klettern.
»Nein, vergiss es«, sagte ich entschieden. »So etwas mache ich nicht. Ich klettere doch nicht in ein fremdes Grundstück. Wenn das rauskommt…« Ich holte Luft. »Die neue Frau von meinem Vater ist Rechtsanwältin, was meinst du, was die mir über das unerlaubte Betreten von fremden Grundstücken erzählen wird.« Auch ohne Gesetzesbruch ging mir Stephanie mit ihren lehrreichen Vorträgen über das Recht schon auf den Nerv.
»Muss sie nicht«, erwiderte Mats kurz und zog grinsend ein Schlüsselband unter seinem T-Shirt hervor. »Siehst du!« Er steckte den Schlüssel in das Tor des Zauns und öffnete es.
»Woher hast du den Schlüssel?« Ich wollte es wirklich wissen.
Mats sah mich an. Ruhig und mit einem kleinen Lächeln. »Von meinem Opa, dem gehört der Teich.«
»Ist nicht wahr.«
»Doch!« Wie zum Beweis ging Mats durch das Tor. Ich folgte ihm, blieb aber dann stehen und sah mich sprachlos um. Rund um den Teich lag eine schmale Wiese, dahinter standen dichte Büsche und einige Bäume. Alles, was ich hörte, war das Plätschern des Baches, der Wind und das Gesumme der Insekten.
»Das ist ja wunderschön.«
»Hhmm, ich bin auch gerne hier«, sagte Mats. »Wo wollen wir uns hinsetzen?«
»Auf die Insel«, rief ich.
»Wer zuerst da ist!« Mats rannte durch die Wiese und ich lief hinter ihm her. Er rannte vor mir über den Steg. Ich ging etwas langsamer, denn der Steg schwankte etwas, aber nicht so schlimm wie das lange Brett am Misthaufen. Dann standen wir zu zweit auf der Insel. Wir legten unsere Taschen ins Gras, holten die Handtücher heraus und Mats zog gleich sein T-Shirt aus. »Gehen wir schwimmen?«, fragte er.
»Klar doch«, sagte ich und kniete mich erst mal hin, um meine Turnschuhe aufzuschnüren. Dann zog ich mir mein T-Shirt und die Shorts aus. Da stand ich in meinem gepunkteten Bikini und wusste auf einmal nicht, was ich sagen sollte.
Mats deutete auf die Böschung. »Die Uferböschung ist überall ziemlich schlammig«, sagte er. »Kannst du einen Startsprung? So kommst du am besten ins Wasser.«
»Klar.« Ich nickte wieder und sprang ins Wasser. Natürlich verrutschte mein Bikinioberteil. Aber ich zog es schnell zurecht, bevor Mats im Wasser war. Er tauchte neben mir auf und seine rotbraunen Haare lagen wie ein Helm um seinen Kopf.
»Das mache ich hier immer«, sagte Mats und drehte sich auf den Rücken. Ich machte es ihm nach und sah die hohen Bäume über uns, den weiten Himmel, und kam mir vor wie in einer anderen Welt. So ließ ich mich auf dem Rücken treiben, bis ich fast ans Ufer gestoßen wäre. Ich drehte mich um. Mats war auf der anderen Seite des Teiches.
»Mats, das ist wirklich toll hier!« Ich schwamm zu ihm hinüber.
Aber Mats rief mir zu: »Wo bin ich, Mathilda?«, und tauchte ab.
Ich erwartete, dass Mats gleich neben mir auftauchen oder mich unter Wasser ziehen würde. Aber er kam nicht. Wo war er nur? Ich trat Wasser, konnte aber meine Füße in dem grünen Wasser nicht sehen. Überall sah ich nur das grüne Teichwasser, keine Luftblasen, kein Mats. Auf einmal bekam ich Angst, ganz schreckliche Angst. Sofort fiel mir ein, was meine Mutter eben noch über gefährliche Schlingpflanzen gesagt hatte.
»Mats«, schrie ich und tauchte unter Wasser. Aber ich konnte nichts sehen. Außer Atem tauchte ich wieder auf.
»Mats, wo bist du?«, schrie ich wieder und tauchte ab. Plötzlich stieß ich gegen einen Ast, der im Wasser trieb, und erschrak so, dass ich mich verschluckte. Fast hatte es sich angefühlt wie ein Arm. Hustend tauchte ich wieder auf und schnappte nach Luft. Wo war nur Mats? Alleine würde ich ihn nie in
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