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Mathilda Savitch - Roman

Mathilda Savitch - Roman

Titel: Mathilda Savitch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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über den Boden wie in Ballettlatschen. Idiotisch, sich so zu bewegen, aber die Jungen finden sie scharf.
    Barbara Bradley hat immer was zum Knabbern dabei. Sie darf während des Unterrichts essen. Wahrscheinlich wegen einer Krankheit.
    Jack Delaney ist mein Verehrer, aber wir haben noch nie miteinander gesprochen. Er hat ein Hemd mit einem geilen Affen drauf. Sexbesessen, oder er wird es noch.
    Mimi Brockton ist verkrüppelt! Ich beobachte sie dauernd, kann mich einfach nicht sattsehen an ihr. Rotes Haar. Ich weiß, ich dürfte nicht verkrüppelt sagen, aber es ist wirklich das beste Wort.
    Donna Lavora hat sich mehrmals übergeben, seit sie auf unserer Schule ist. Wird sich schwertun im Leben.
    Max Overmeyer sieht aus wie einer von der Straße. Er müffelt. Sicher ein Armutsopfer.
    Eyad Tayssir hat strahlend weiße Zähne, nur zeigt er sie selten. Keiner aus dem Land des Lächelns. Naher Osten, ich bin mir nicht sicher, woher genau.
    Mary Quintas hat angeblich eine tolle Stimme, aber ich habe schon Besseres gehört. Sie will auf Snob und Busenfreundin mit mir machen, aber ich habe keine Lust.
    Lonnie Tyson glaubt immer noch, er werde einmal Astronaut. Starke Muskeln.
    Carol Benton ist die Schlimmste. Hochnäsig, dickbusig und laut. Unattraktiv, trotzdem der Schwarm aller Männer. Offenbar kann sie mich nicht leiden.
    Bruce Sellars ist lustig, und er soll zaubern können. Schade, ich habe ihn mit Carol Benton reden sehen.
    Chris Bibb, genannt Dribble, ist ganz braun gebrannt wieder in die Schule gekommen. Irgendwie passt das nicht zu ihm.
    Die schöne Anna McDougal natürlich, zu der ich eine wichtige, aber sehr stürmische Beziehung habe. Mehr darüber später.
    Kelly Graber hat schlechte Zähne. Ich vermute, sie ist ungeliebt. Aber gut im Sport.
    Lisa Mead isst Leberwurst. Jeden Tag!
    Lucas London ist sehr blass, trotzdem kein Albino, glaube ich. Wenn er spricht, zittern seine Hände. Er ist wie ein Lamm, so klein, dass man ihn fast tragen möchte.
    Avi Gosh ist der Einzige, der klüger ist als ich. Er hat Augen wie ein Mädchen, ist aber sehr selbstbewusst. Reich. Manchmal trägt er Sandalen.
    Wahrscheinlich habe ich ein paar vergessen, aber dafür gibt es sicher Gründe. Manche sind wie Geister, man kriegt sie nicht zu fassen, und wenn doch, waren sie nur ein Spuk.
    Aber es ist wirklich spannend, jeden Tag so viele verschiedenartige Leute um sich zu haben. Manchmal beobachte ich sie, und es kommt mir vor wie Wunder der Tierwelt. Alle lebendig und hungrig, und manchmal ist Sal Verazzo so verrückt darauf, eine Geschichte zu erzählen, dass ihm Spucke aus dem Mund fliegt. Und morgens, unmittelbar vor dem Unterricht, wenn alle durcheinanderreden, ist es wie ein Radio zwischen den Kanälen. Nicht zwischen zweien, eher zwischen hunderten. Man versteht nur Bahnhof. Es klingt nicht einmal wie eine Sprache, sondern wie ein Geblubber von brodelndem Schlamm. Wenn ich mir das zu lange anhöre, fängt es an, mich zu quälen. So muss die Hölle klingen. Einmal habe ich die Hölle in einem Film gesehen, und das war ziemlich unbegreiflich. Ich musste abschalten.

Drei
    Ich habe eine Schwester, die gestorben ist. Habe ich das schon erzählt? Ja, aber Sie erinnern sich nicht, Sie haben den Code nicht verstanden.
    Meine Schwester hieß Helene. Helene und Mathilda. Alle sagten, wir seien das Gegenteil voneinander. Tag und Nacht war der berühmte Ausdruck. Ich bin die Jüngere, trotzdem kommt es mir immer noch falsch herum vor, dass Helene zuerst gestorben ist.
    Sie starb vor einem Jahr, aber für mich ist es manchmal fünf Minuten her. Und morgens, als wäre es noch gar nicht passiert. Einen Augenblick bin ich verwirrt, aber dann kommt alles zurück. Es passiert wieder.
    Am Ende war sie sechzehn. Praktisch siebzehn, es fehlten nur ein paar Monate. Aber so, wie sie sich anzog, konnte man sie sogar noch älter schätzen. Und sie bewegte sich ganz toll. Wer sie nicht kannte, hielt das vielleicht für Angeberei, aber in Wirklichkeit hatte sie einfach diesen natürlichen Schwung. Dazu noch ihre Beine. Sie reichten von hier bis Las Vegas, so lang seien sie, hat Ma einmal gesagt.
    Manche Erinnerungen an Helene sind von ganz früh, als ich ein Baby war. Ma sieht mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle, wenn ich erzähle, wie Helene mich einmal auf den Arm genommen hat und dann losgerannt und mit mir im Arm über einen Zaun geklettert ist.
    «Was für ein Zaun?», fragt meine Mutter.
    «Ein weißer Zaun», sage ich.
    Wenn ich das sage,

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