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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Bravo-Kompanie dran schuld. Der Three ist bloß eine jüngere, schlauere Version von Simpson, und er ist sich auch nicht zu schade, ein paar Opfer zu bringen, um seine Karriere zu fördern. Und ich spreche nicht von persönlichen Opfern.«
    »Also spielen sie alle Politik. Ist mir nichts Neues.«
    »Ja, das glaube ich Ihnen gern.«
    Die beiden starrten einander unversöhnlich an.
    »Ich versuche Ihnen nur klarzumachen, dass Sie dem Mann nicht an den Karren fahren sollen«, sagte Hawke. »Im Augenblick hat das Erste Bataillon bei Mulvaney ziemlich verschissen, und Simpson glaubt, dass das an der Bravo-Kompanie liegt. Was ihn angeht, steht und fällt seine Karriere mit euch.«
    »Scheiß auf ihn. Ich tue jedenfalls alles, was in meiner Macht steht, damit der Schwanzlutscher nicht befördert wird.« Mellas schickte sich an wegzugehen.
    Hawke packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn herum. »Jetzt hör mir mal zu, du großkotziges, studiertes Stück Scheiße. Es ist mir egal, was du dir selber einbrockst, aber die Jungs in dieser Kompanie, die reitest du nicht in die Scheiße. Das sind meine Jungs, und der Teufel soll mich holen, wenn du oder sonst wer sie wegen irgendeiner persönlichen Sache in die Scheiße reitet. Für wie gerecht du das hältst, ist mir völlig egal. Ich bin bei sehr viel mehr beschissenen Operationen unter diesem Typen mitmarschiert als du.« Hawke atmete schwer. »Damit eins klar ist, du Politiker: Der Colonel kontrolliert die Hubschrauber.«
    Er ließ Mellas’ Hemd los. Seine Hände zitterten. Mellas wich erschrocken zurück. Schwer atmend standen sie da und sahen einander an. Mellas wurde klar, wie knapp sie an einer Prügelei vorbeigeschrammt waren, wie blank seine Nerven lagen. Er konnte sehen, dass auch Hawke sich schlecht fühlte. Er hätte am liebsten die Hand ausgestreckt und ihn angefasst, gesagt, dass er sich dämlich verhalten hatte. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Hawke nicht mehr sein Freund war. Die Anspielung auf sein Studium und seine Hoffnungen und Erwartungen hatte besonders wehgetan. »Ich rede mit Jim«, sagte Mellas. »Wir bringen alles auf Vordermann. Tut mir leid, dass ich mich deswegen wie ein Arschloch verhalten habe.«
    Hawkes Blick war auf die Berge, nicht mehr auf Mellas gerichtet. Er kramte in seiner Brusttasche. »Ich könnte jetzt ’ne Zigarre gebrauchen«, sagte er.
    »Vergiss es«, sagte Mellas. »Willst du etwa heil hier rauskommen und ein paar Jahre später an Krebs sterben?«
    »Du glaubst diesen Krebs-Quatsch?«, fragte Hawke.
    »Und ob.«
    Sie sahen einander an, und beiden war bewusst, dass sie vom Tod redeten. Dann sprach Hawke leise weiter. »Ich verhalte mich manchmal selber wie ein Arschloch. Der Colonel ist nicht der Einzige, der Ehrgeiz hat. Klar wollte ich die Bravo-Kompanie, als Jim sie gekriegt hat. Ich hatte mehr Zeit im Busch, und Jim hat Fehler gemacht, die ich schon gemacht und für die ich bezahlt hatte, und ich musste mitansehen, wie das alles noch mal passiert ist.« Sein Blick wurde ausdruckslos. Mellas spürte, dass er irgendeine schreckliche Szene wiedererlebte. Dann riss Hawke sich zusammen. »Ich will nicht, dass das noch mal passiert. Weißt du, was das heißt? Was ich tun muss, um das Spiel zu spielen?«
    Mellas nickte. »Ted, ich will die Kompanie nicht. Ich will bloß raus aus dem Busch.«
    »Wir sollten uns nicht anlügen«, sagte Hawke.
    »Okay«, sagte Mellas leise, »ich will sie auch.« Dann fügte er rasch hinzu. »Aber ich marschiere auch gern unter deinem Kommando, Hawke. Wirklich. So dringend will ich sie auch wieder nicht.«
    »Das hab ich von mir auch gedacht.«
    Unbehagliches Schweigen trat ein. »Ich muss zurück«, sagte Mellas schließlich.
    »Klar.«
    Niedergedrückt ging Mellas weg. Ihm lag wahnsinnig viel an Hawkes Freundschaft.
    »Hey, Mel«, rief Hawke. Die Hände in den Gesäßtaschen, drehte Mellas sich zu ihm um. »McCarthy und Murphy kommen demnächst aus dem Busch. Du kennst doch den Zugführer, der den Toten hatte, als wir mit Alpha und Charlie getauscht haben?«
    »Ja?«
    »Das ist McCarthy. Murphy ist der große Typ, der auf der LZ war.«
    Mellas machte ein etwas ratloses Gesicht.
    »Der mit dem Tick.«
    Mellas nickte.
    »Das ist das Mystery-Tour-Team. Hast du Lust mitzukommen? Ich bürge für dich.«
    »Klar«, sagte Mellas. »Aber was zum Teufel ist eine Mystery-Tour?«
    »Ein Besäufnis, Mellas.«
    Mellas lächelte verlegen. »Welche Uhrzeit?«
    Bei der Kompanie angekommen, wurde Mellas

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