Matterhorn
nicht in fünf Sekunden draußen sind, kriege ich Sie wegen Missachtung eines direkten Befehls dran.«
Mallory, der sichtlich litt, schrie auf und griff nach der 45 er zu seinen Füßen. Er zog das Verschlussstück zurück. »Scheiße, mir tut der Kopf weh, und ich will, dass das in Ordnung gebracht wird.« Die Pistole war auf Selbys Bauch gerichtet.
Selby wich langsam zurück. »Damit handeln Sie sich einen Riesenhaufen Ärger ein, Marine«, sagte er nervös.
»Mein Kopf tut weh.«
Foster begann sich in Richtung Tür zu schieben. Mallory richtete die Pistole auf ihn. »Wo willst du hin?«
»Ich geh mal eben den Colonel oder sonst jemand suchen. Vielleicht können die was machen. Was meinen Sie, Lieutenant Selby?«
»O ja«, sagte Selby. »Vielleicht könnten wir Sie nach Da Nang schicken. Oder nach Japan. Ich hatte ja keine Ahnung, dass …«
»Klappe halten«, sagte Mallory. »Sie hatten keine Ahnung. Stimmt genau. Sie hatten keine Ahnung, bis ich mich hier hinstelle und Ihnen eine Knarre vor die Fresse halte. Scheiße, Sie haben wirklich null Ahnung.«
»Hören Sie, ich schreibe jetzt gleich einen Befehl, mit dem wir Sie nach Da Nang schicken.«
»Das können Sie?«
»Klar kann ich das. Foster hier kann das Ganze gleich tippen, stimmt’s, Foster?«
»Ja, Sir. Das stimmt.«
»Na schön. Dann fangen Sie an«, sagte Selby zu Foster. Es war deutlich, dass Mallorys Zorn sich legte. Selby konnte außerdem erkennen, dass Mallory nicht mehr recht wusste, was er mit der Pistole anfangen und wie er aus der Situation herauskommen sollte.
Foster führte drei Formulare mit Durchschlagpapier dazwischen in eine Schreibmaschine ein und begann draufloszuhämmern. Selby stand steif neben Fosters Tisch und versuchte, genug Mut aufzubringen, um Mallory anzufunkeln. Doch dann tat er so, als läse er, was Foster tippte.
Hospitalman Third Class Milbank, der vom Frühstück zurückkehrte, kam pfeifend den schmalen Pfad zum Krankenrevier entlang. Er stutzte, als Foster rief: »Die Sprechstunde beginnt erst um null neunhundert, Marine.«
»Was?«, sagte Milbank. Durch den offenen Eingang konnte er Foster sehen, neben dem nervös Selby stand.
»Sie kennen die Vorschriften, Marine. Null neunhundert. Wir stehen hier stark unter Druck. Und jetzt hauen Sie ab.«
»Klar.« Verwirrt verließ Milbank den Pfad. Leise ging er zur Seitenwand des Zelts. Drinnen war es vollkommen still. Dann hörte er eine feindselige Stimme. »Wo willst du hin?«
»Ich muss die richtige Kennziffer für den Befehl nachschlagen.« Fosters Stimme antwortete etwas zu langsam und deutlich. »Die steht in dem Buch da drüben.«
Milbank lugte vorsichtig unter der Wand des Zelts hindurch. Sie endete etwa zwei Zentimeter über dem Boden. Er konnte die ausgebleichten Stiefel eines Busch-Marine und, zwischen einigen Ausrüstungsgegenständen, einen Helm mit der Medevak-Nummer M- 0941 sehen. Eine Medevak-Nummer bestand aus dem ersten Buchstaben des jeweiligen Nachnamens und den letzten vier Ziffern seiner Stammnummer. Dann sah er die von einer schwarzen Hand gehaltene 45 er. M – Mallory. Es war dieser Scheißquerulant mit den Kopfschmerzen, der MG -Schütze von der Bravo-Kompanie.
Milbank rannte zum Messezelt, wo er Staff Sergeant Cassidy antraf, der gerade die Reste seines Frühstücks in eine Mülltonne kratzte. »Mallory bedroht Doc Selby und Foster mit einer Pistole«, sagte er. »Drüben im Krankenrevier des Bataillons.«
»Sie holen sofort Lieutenant Fitch«, sagte Cassidy. Er rannte in Richtung Krankenrevier.
Milbank wusste nicht, wohin er gehen sollte. Er erspähte Connolly und rief ihm zu: »Mallory bedroht Doc Selby mit einer Kanone. Schaff sofort deinen Skipper her.« Im Messezelt hörte alles zu essen auf. Connolly schaute auf seine Tasse Kaffee und schloss die Augen, dann rannte er los in Richtung Landebahn.
Mit Milbank auf den Fersen kam Cassidy beim Krankenrevier an. »Sie können ihn durch den Spalt unten am Zelt sehen«, flüsterte Milbank. Cassidy gab bloß einen Grunzlaut von sich. Er legte sich auf den Boden und spähte durch die schmale Öffnung zwischen Zeltwand und Boden nach oben. Er sah die Hose von Mallorys Tarnanzug, dann die Unterseite der 45 er.
Er ging in aller Seelenruhe um das Zelt herum und durch den Eingang. Überrascht trat Mallory einen Schritt zurück.
»Her mit dem Ding, Mallory«, sagte Cassidy.
»Ich sag Ihnen, mein Kopf tut weh. Ich komm hier raus.«
»Gib mir die Scheißpistole, oder ich schwör dir, ich ramm
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