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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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werden muss. Stimmt’s?«
    »Stimmt genau, Jack«, sagte Goodwin. Hawke pflichtete bei.
    »Also …«, sagte Mellas.
    »Also was?«, fragte Hawke.
    »Also …« Mellas trank seine Dose Bier leer. »Scheiße, ich weiß nicht mehr, was ich sagen wollte, aber die Leute, die diesen Scheißkrieg führen, sind ein Haufen Arschlöcher.«
    »Darauf trink ich. Hast verdammt recht.« Hawke lehnte sich zurück und kippte den Rest seines Biers hinunter.
    »Ich trink auf alles«, sagte Goodwin lallend.
    Schweigen trat ein. Sanft wehte der feuchte Wind zwischen den dunklen, sich bauschenden Zeltwänden hindurch und ließ ab und zu ein Lichtleck aufblinken. Mit einem angenehmen Schwindelgefühl stieß Mellas einen lang gezogenen, zufriedenen Rülpser aus, ohne recht zu wissen, wo er eigentlich war, außer dass er bei leichtem Nieselregen irgendwo in feuchtem Gras lag.
    Das lang gezogene Hämmern einer auf Feuerstoß eingestellten AK 47 ließ die drei volle Deckung nehmen und ihre Bierdosen zur Seite werfen. Aus den Zelten um sie herum drängten sich Leute und rannten in Richtung der Bunker, einige davon hüpfend, während sie sich in Hosenbeine mühten. Wieder gab das AK einen Feuerstoß ab, und ein Querschläger sauste mit fast trägem Summen über die Köpfe der Lieutenants hinweg. Hawke umklammerte den Kasten Bier, schützte ihn vor möglichem Schaden durch die Kugeln.
    Vom Bataillonsbereich ertönte lautes Rufen.
    »Was meint ihr?«, fragte Mellas, in dessen Kopf sich alles drehte. Hawke zuckte die Schultern und ließ drei weitere Dosen Bier zischen. »Wenn es Stoßtrupps sind, dann haben sie’s auf die Scheißhubschrauber abgesehen. Und ich bin kein Scheißhubschrauber. Aber ich hab noch nie erlebt, dass Stoßtrupps Ein-Mann-Angriffe durchführen.«
    Die drei richteten sich auf und besahen sich das allgemeine Durcheinander. Mit tief geducktem Kopf sprintete Blakely zum Bunker der Einsatzzentrale und brüllte dabei Anweisungen. Er verschwand im Bunker.
    »Hey, Jayhawk«, sagte Goodwin.
    »Was?«
    »Was meinst du, was für’n Orden kriegen der Six und der Three für die Nummer hier?«
    »Das Navy Cross«, sagte Hawke, »möglicherweise auch was Höheres.« Er führte die Hand zum Mund und lieferte die höhnisch furzende Imitation eines Hornsignals.
    Eine kleine Gestalt kam hinter dem Offizierszelt herangekrochen. Alle erstarrten, als ihnen aufging, dass sie keine Gewehre dabeihatten; ihr Rausch war schlagartig verflogen. Der Mann hatte ihnen den Rücken zugewandt und kroch unverwandt auf das Zelt zu.
    Goodwin setzte sich ganz langsam in Bewegung und bedeutete Hawke und Mellas mit Handbewegungen, sich in seine Richtung zu wälzen. Er zeigte auf einen Flecken hohes Gras hinter ihm.
    Die Gestalt kroch weiter an der Rückseite des Zelts entlang. »Hey, Lieutenant Hawke«, flüsterte sie in Richtung Zelt. »Hey, Lieutenant Jayhawk, ich bin’s, Pollini, Sir.«
    »Scheiße, Jack«, stöhnte Goodwin.
    »Shortround, du Blödmann«, zischte Hawke. »Komm hier rüber.«
    Pollini drehte sich um. »Was macht ihr da im Gebüsch?«, fragte er laut. Er tastete sich auf sie zu. Er trug das AK 47 , das Vancouver von Mellas’ abgebrochenem Spähtruppeinsatz mitgebracht hatte.
    »Hier rüber, Pollini«, flüsterte Mellas wild. »Scheiße, was glaubst du denn, wo du hier bist, im Central Park? Runter mit deinem Arsch, bevor dich jemand sieht.«
    »Oh, Lieutenant Mellas, Sir«, sagte Pollini laut. Er kam zu ihnen herüber und setzte sich hin. Hawke nahm ihm das AK 47 ab; Pollini roch wie eine streikende Schnapsbrennerei während einer Hitzewelle. Seine Augen waren trüb, und er sabberte aus einem Mundwinkel.
    Mellas war stinkwütend auf ihn. »Die Nummer könnte dich monatelang in den Knast bringen. Was soll das denn?«
    Pollini kratzte sich am Kopf und sagte dann fröhlich: »Baller bloß alles zusammen.«
    »Wieso tust du das, Pollini?«, fragte Hawke.
    »War das nicht richtig?«, antwortete er. »Ist doch genau das, was ein Vollidiot macht, oder?« Heftig schwankend stand er auf. »Ach so, hier, Sirs.« Er wühlte in seinen Taschen. Zum Vorschein kam ein geladenes Magazin. »Davon macht das kleine Scheißding peng.« Er fing an zu lachen.
    Goodwin zog ihn zu Boden.
    Plötzlich brach Pollini in Schluchzen aus, der Beginn eines Weinanfalls. Er krümmte sich zusammen und schluchzte: »Ich will kein Vollidiot sein. Ich will ein guter Marine sein. Ich will, dass mein Vater stolz auf mich ist.«
    »Wer hat gesagt, du wärst ein Vollidiot?«, fragte

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