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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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rechtzeitig hätte erreichen können. Dass Fitch es nicht geschafft hatte, nach Zeitplan loszuschlagen, machte Hawke weniger Sorgen als das Wetter. Die Maschinen der Luftunterstützung, die in unmittelbarer Nähe zum Ziel enge Kreise zogen, brauchten klares Wetter und mussten angreifen, bevor ihnen der Treibstoff ausging.
    Captain Bainford warf seinen Bleistift quer durch den Bunker und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, um Simpson und Blakely anzusehen. Er hatte vier F- 4 -Phantom-Jagdbomber oberhalb der Wolkendecke in Warteposition gehabt, aber sie hatten zur Basis zurückkehren müssen, um neu aufzutanken. Er fluchte laut über Fitchs Unfähigkeit, sich an den Zeitplan zu halten. Einer der Funker hob Bainfords Bleistift auf.
    »Was ist mit der Navy?«, fragte Simpson.
    Bainford seufzte. »Ich werd’s versuchen, Sir. Aber auch die müssen sehen können, was sie bombardieren, genau wie alle anderen.« Bainford setzte sich wieder ans Funkgerät und versuchte, andere Maschinen aufzutreiben, die über den hoch aufgetürmten Wolken warten würden, die die Berge im Westen verhüllten.
    In diesem Augenblick ließ Goodwin seinen Zug zu einer langen frontalen Linie ausschwärmen und bereitete sich darauf vor, die Deckung der Bäume zu verlassen und die entlaubten Hänge von Helicopter Hill hinaufzumarschieren. Er drückte den Sprechknopf des Funkgeräts, um seine Ankunft zu signalisieren. Fitch sah auf seine Uhr. Die Kompanie war fast acht Stunden lang ohne Ruhepause und ohne Essen auf den Beinen. Fitch konnte nur vermuten, wie weit er noch von seiner endgültigen Ablauflinie entfernt war.
    Robertson kam hinter der Deckung eines dichten Busches hervor und nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf einem Baum wahr. Ein NVA -Soldat, der sich an einem Ast festhielt, pinkelte und zeichnete mit seinem Urin Muster auf den Boden unter ihm. Robertson sagte: »Ach du Scheiße«, ließ sich zurückfallen und feuerte zugleich mit seinem M 16 . Gleichzeitig gab ein zweiter NVA -Soldat auf dem Baum einen langen Feuerstoß aus seinem AK 47 ab. Derjenige, der gepinkelt hatte, sprang auf den Boden und rannte davon. Sein Freund kippte nach hinten, sein Körper war von Robertsons Kugeln zersiebt.
    Knisternd erwachten die Funkgeräte zum Leben.
    »Wir haben Gefechtsberührung«, sagte Fitch. »Ende der Funkstille. Over.«
    Unterdessen drang die Kompanie hinter Fracasso weiter vorwärts. Sie verließ den Schutz des Dschungels und stürmte auf den entlaubten Rücken des Hauptkamms zu, passierte ihn und stieg auf der Nordseite wieder herunter, wo Fracasso den Zug hinter sich zu einer Reihe auseinanderzog. Er blieb stehen, wies die Leute in ihre Positionen ein und kehrte dann hinter ihnen tief geduckt zur Mitte zurück, während sie angespannt ihr Ziel musterten.
    Die kahle Silhouette von Helicopter Hill waberte im grauen Nebel. Er hatte sich beträchtlich verändert: Die Geschützbatterie hatte ihn zu einer behelfsmäßigen LZ gemacht, die Bäume vom Kammrücken aus vierzig bis fünfzig Meter hangabwärts weggesprengt und den Rest der Vegetation mit Entlaubungsmitteln vernichtet. Die NVA hatte außerdem Bunker gebaut, die nahe der Bergkuppe deutlich sichtbar waren; diese lag etwa hundert Meter oberhalb des Kamms, auf dem sich Fracasso zusammengekauert hatte. Von ihm aus stieg der Kamm allmählich in Richtung Westen an. Etwa dreihundert Meter von der Stelle, wo Fracasso lag, ging der Kamm in Helicopter Hill über, der wie ein klobiger Pilz jäh und steil davon aufragte. Von der Karte und aus Gesprächen wusste Fracasso, dass hinter Helicopter Hill, etwa sechshundert Meter westlich davon und den Blicken entzogen, die viel größere Masse des Matterhorns aufragte. Der Gipfel des Matterhorns mit seiner abgeflachten Landezone und den verlassenen Artilleriestellungen lag etwa zweihundert Meter höher als Helicopter Hill. Damit befand sich Helicopter Hill in Schussweite, und das gefiel Fracasso überhaupt nicht. Vorderhand jedoch gab es anderes, worüber er sich Sorgen machen musste.
    Kendall und Samms brachten den Dritten Zug in Position, drängten alle in stufenförmiger Anordnung auf dem kleinen Höcker hinter dem Ersten Zug zusammen, dankbar dafür, dass sie tags zuvor als Erste in der unter Beschuss liegenden Zone abgesetzt worden waren, aber dennoch mit Schuldgefühlen und voller Sorge um die Marines des Ersten Zugs, die stumm auf dem Boden vor ihnen lagen. Mellas gesellte sich zu Fitch, der Befehlsstandsgruppe und der Mörsergruppe auf der

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