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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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weiß ich. Over.«
    »Von dem Ausläufer nördlich von uns, Sir. Außerdem Mörserfeuer von Nordwesten und Westen, so ziemlich auf der Grenze. Over.«
    »Okay, Junge. Ich bring die Kiste von Südosten her runter. Bist du sicher, dass das Scheißloch so groß ist, dass ich da reinpasse? Over.«
    »Ja, Sir. Ich bin drüberweg gegangen. Ist ein schön großes, flaches Stück. Over.«
    »Schön groß und flach hilft mir nicht viel. Wie wär’s mit ein paar Zahlen? Over.«
    »Eine schön große, flache Stelle, Sir«, sagte Pallack. »Over.«
    »Scheiße, ich bin nicht in der Stimmung zum Rumblödeln. Over.«
    Pallack wollte dem Piloten nicht sagen, wie klein die Zone war. Er hatte Angst, dass der Pilot sonst umkehren und es gar nicht erst versuchen würde.
    »Verdammt noch mal, Junge, ich weiß, du denkst, ich hau wieder ab, wenn sie zu klein ist, aber ich schwör dir, wenn du mir nicht gleich sagst, wie groß die Stelle ist, die du da hast, dann dreh ich das Scheißding um. Und zwar sofort.«
    Pallack zögerte. »Zehn Meter, Sir. Aber es ist windstill. Over.«
    »Scheiße.« Das Wort wurde gemurmelt, sollte nicht über Funk gehen. Trotzdem kam der Hubschrauber immer näher. Mellas konnte den Piloten sehen, einen großen, übergewichtigen Mann – wahrscheinlich ein Stabsoffizier –, dessen Hände sich geschickt über die Armaturen bewegten und dessen breites, schwitzendes Gesicht in den engen Kunststoffhelm gezwängt war. Mellas dachte unwillkürlich an den Weihnachtsmann.
    Mittlerweile hörte man von dem Ausläufer im Norden her Gewehrfeuer durch die Luft über der Landezone knattern; der Hubschrauber flog direkt hinein. Eine zweite Salve Mörserabschussgeräusche dröhnte durch den Nebel, und jeder, der auf den Hubschrauber wartete, drückte sich flach gegen den Morast. Weitere Granaten explodierten auf dem Hügel.
    Sheller saß neben seinen Verwundeten und rieb sich das Gesicht, Ridlow, noch immer kalkweiß und klammen Schweiß im Gesicht, witzelte darüber, ob er Goodwin seine 44 er Magnum dalassen sollte, aber er und Goodwin machten sich beide Sorgen. Ridlow hatte wegen Blutverlust zweimal das Bewusstsein verloren.
    Der Pilot fing an zu reden, als wollte er sich selbst von der Gefahr ablenken. »Normalerweise würde ich das nicht machen, Junge, aber mich hat direkt vorm Delta-Med irgendein durchgeknallter Staff Sergeant angequatscht und gesagt, ich soll euch was Gutes tun, wenn ich vorbeikomme, oder er ballert mich vom Himmel.« Der Pilot lachte. »Kennt ihr den? Over.«
    »Ja. Das ist der Gunny«, sagte Pallack. »Der würd das glatt machen, Sir«, fügte er hinzu. »Bei uns sind Sie da besser dran. Over.«
    »Hab ich mir schon gedacht, Junge.« Das Funkgerät gab nur noch Rauschen von sich.
    Das Feuer verstärkte sich, doch der Vogel näherte sich weiter auf langsamer, gerader, ungeschützter Bahn. Weitere Mörsergranaten schlugen hinter dem Rücken der Evakuierungsgruppe auf dem Hügel ein. Aus dem Nebel tauchte unmittelbar vor ihnen mit klatschenden, wummernden Rotorblättern und kreischenden Turbinen der Hubschrauber auf. Plötzlich entstand Chaos, und der Hubschrauber erzitterte, während er über der winzigen, ebenen Fläche am Hang schwebte und seine Rotorblätter die Erde auf der hangaufwärts liegenden Seite nur knapp verfehlten. Mellas sah, dass die Kugeln die durchsichtige Kanzel um den Piloten durchschlagen hatten. Der Kopilot war vornübergesackt, wurde nur noch von seinem Gurt gehalten, und sein Kunststoffhelm war zersplittert.
    Der Hubschrauber setzte auf, und der Crew Chief begann, Säcke hinauszuwerfen, während Sheller und Fredrickson mithilfe anderer die Schwerverwundeten in den Bauch des Vogels schoben. Binnen Sekunden bewegte sich der Vogel wieder, und die Männer auf dem Boden suchten eilends Deckung, ohne sich darum zu kümmern, was in den Säcken war. Die nächste Salve kam genau in dem Moment, in dem der Vogel im Bogen wegzog, mit der Schwerkraft rasch an Tempo gewann und südwärts in Richtung Tal glitt. Eine Hand schob sich aus einem der offenen Bullaugen. Sie hielt eine 44 er Smith & Wesson, die sechs dumpf bellende Schüsse auf den nördlichen Ausläufer abgab.
    Mellas hob den Kopf vom Boden. Er flitzte, während er laut rufend Hilfe forderte, zu den Säcken hinunter und begann, sie bergauf zu den Bunkern zu schleifen. In den Säcken waren mehrere Kisten Infusionslösung, mehrere Kisten Maschinengewehrmunition, fünfzehn Gallonen Wasser, eine Kiste Handgranaten und, in einem mit

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