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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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zusammengebissenen Zähnen hindurch.
    »Keiner macht uns einen Vorwurf«, sagte Fitch rasch. »Jedenfalls nicht über Funk. Ich hab ihnen gesagt, wir haben nicht genug Leute, um das Matterhorn zu halten, müssen außerdem noch die Schwerverwundeten hier beschützen und haben einen kleineren Verteidigungsring.«
    »Wie will er das denn ändern, Jack?«, fragte Goodwin. »Wenn sich der Scheißnebel nicht verzieht, haben wir morgen Abend kein Hotel Zwanzig mehr.«
    »Hotel Zwanzig?«, fragte Fitch. »Scheiße, drück dich gefälligst verständlich aus. Wo hast du denn das her?«
    »Bist du nicht zur Schule gegangen, Jack? H zwei O. Das ist Wasser. Du erinnerst dich an das Zeug. Hast du in der zivilisierten Welt immer getrunken. Hast in der Küche einen kleinen Hahn aufgedreht, und es war schön klar und hatte so komische Bläschen drin.«
    »Und man hat sich’s nicht mit Halazon versauen müssen«, sagte Mellas.
    »Nee, das hat die Scheißregierung schon im Wasserwerk für einen erledigt«, warf Pallack ein.
    Sie lachten einen Moment lang und wurden dann still. Sheller brach das Schweigen. »Ich brauche Wasser für die Verwundeten, und zwar an einer sicheren Stelle, wo ich gut rankomme. Es kann verhindern, dass Leute einen Schock erleiden.«
    Sie einigten sich auf einen Plan zum Sammeln und Neuverteilen des Wassers, wobei sie eine bestimmte Menge für die Verwundeten reservieren wollten.
    Ganz schwach hörten sie durch die Erde hindurch den Ruf: »Mörserbeschuss!« Niemand sagte etwas. Ein paar Sekunden später spürten sie durch den Boden hindurch zwei dumpfe Schläge.
    »Hat wohl zu weit geschossen«, sagte Kendall.
    »Sag bloß«, antwortete Scar.
    Fitch mischte sich rasch ein. »Wenigstens dafür ist der Nebel gut. Die Gooks müssen ihre Mörsergranaten genauso durch die Gegend schleppen wie wir. Die werden nicht allzu viele verschießen, wenn sie die Entfernung nicht sauber einstellen können.«
    »Außer, da tragen sehr viel mehr Leute Mörsergranaten, als wir glauben«, sagte Mellas düster. »Hört zu. Anscheinend ist mein Scheißkopf den ganzen Tag am Rechnen, also hab ich Mörsergranaten gezählt. Wie’s aussieht, kriegen wir immer drei gleichzeitig, aus drei verschiedenen Positionen. Das macht pro Salve neun. Heute haben sie die Dinger so ungefähr alle zehn bis fünfzehn Minuten zu uns rübergejagt. Das sind zirka vierzig pro Stunde. Zwölf Stunden Mörserbeschuss heute – das ergibt vierhundertachtzig Schuss. Dazu kommen noch vierzig bis fünfzig, als sie das Matterhorn angegriffen haben, und man ist bei über fünfhundert. Das ergibt zweihundertfünfzig Mann bei zwei Granaten pro Mann, und bei drei sind es einhundertsechsundsechzig zwei Drittel.«
    »Hey, Jack, ein paar von den zwei Dritteln haben wir den Scheißhügel runtergeschmissen.« Goodwin lachte, und die anderen stimmten ein.
    Auf die Rechenaufgabe konzentriert, fuhr Mellas fort. »Aber das sind bloß Einundsechziger. Sie haben uns aber auch mit Zweiundachtzigern angegriffen, und ich glaube, so einiges von dem großen Scheiß neulich auf dem Matterhorn könnte von einem Hundertzwanziger gekommen sein. Zweiundachtziger, was wiegen die, sechs, sieben Pfund pro Granate? Die beschissenen Hundertzwanziger wiegen bestimmt so um die dreißig. Also könnten es ’ne ganze Menge mehr sein als zweihundertfünfzig Mann. Und ich hab nur zusammengerechnet, was sie bis jetzt verschossen haben.« Er musterte jedes Gesicht in der Gruppe. »Wir haben es also entweder mit einer Kompanie zu tun, der die Mörsergranaten ausgegangen sind und die heute Nacht ihre Scheißkoffer packt« – er hielt inne – »oder wir haben ein echtes Problem.«
    »Weißt du was, Mellas«, sagte Fitch spöttisch, »du hättest zur Aufklärung gehen sollen anstatt zu uns dämlichen Infanteristen auf diesen Scheißhügel.«
    »Militär und Aufklärung ist ein Widerspruch in sich«, sagte Mellas.
    »Ist ja ganz was Neues, Sir«, sagte Pallack. »Warum nehmen Sie nicht Ihre Rechenmaschine und gehen nach Hause?«
    Entgegen Mellas’ Meinung zur Effektivität militärischer Aufklärung war die nachrichtendienstliche Abteilung der Division, oder »G 2 «, in den vergangenen Tagen zu dem gleichen Schluss gekommen wie er. Aufgrund der Analyse des Tascheninhalts toter NVA -Soldaten, Sichtungen von Luftbeobachtern, die es geschafft hatten, zwischen die Wolken und den Boden zu kommen, und der Berichte von Aufklärungstrupps, die mit Nachtzielfernrohren, Infrarotsuchern und Feldstechern bei Wind

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