Matterhorn
Kugeln steckten in seiner Brust, eine brachte sein Herz zum Stillstand. »Du dämlicher Idiot«, sagte er ruhig, während fahle Schwärze in sein Gehirn wirbelte und seine Hände und Unterarme zu kribbeln begannen. Er sank auf die Knie, kippte vornüber und krümmte sich zusammen wie ein Kind vor dem Einschlafen.
Der Rest von Samms’ Zug kam um die Flanke des Hügels gestürmt. Einige blieben stehen, als sie ihn da liegen sahen. Bass rief sie an und zeigte mit seinem Short-Timer-Stock auf die Bresche in den NVA -Stellungen. Im Gefühl der Scham darüber, dass sie den Ersten Zug im Stich gelassen hatten, drangen die Männer des Dritten Zugs durch die Lücke, wobei sie im Rennen schossen. Sie sprinteten über die mittlerweile verlassene LZ und stießen von oben und hinten auf die NVA -Schützenlöcher herab. Trillerpfeifen ertönten. Binnen Sekunden zog sich der Feind auf geordnete Weise den Westhang des Matterhorns hinunter in Richtung Laos zurück.
Bass rannte dem Dritten Zug hinterher, denn er wusste, er musste die Männer davon abhalten, den Feind den ganzen Hügel hinab zu verfolgen und sich so einem Gegenangriff auszusetzen. Skosh, dem eine matte Kugel eine Rippe gebrochen hatte, bemühte sich, Bass zu folgen. Kendall wusste nicht, was er tun sollte, und folgte seinem Zug.
»Bringen Sie sie in Stellung für einen Gegenangriff!«, schrie Bass ihm zu.
Kendall nickte und rief ihnen zu, stehen zu bleiben und in Stellung zu gehen. Bass rannte zum Ersten Zug zurück, um eine Verteidigungslinie zu bilden, und dirigierte die Männer durch kräftiges Schwenken seines Stocks, mit dem er auf schwache Stellen zeigte. Er drehte Vancouver rasch um, sah das vertraute Gesicht des Todes und rief, während er weiterrannte, Hamilton und Kendall zu, sie sollten an beiden Enden den Anschluss zu Kendalls Zug herstellen.
Immer noch schwer atmend, blieb Skosh stehen, um Vancouver das Schwert aus der Hand zu nehmen. Vancouver sah aus wie ein überfahrener Hund. »Du dämliches, übereifriges kanadisches Riesenbaby«, sagte Skosh. Er drückte auf den Sprechknopf seines Funkgeräts. »Bravo, hier ist Bravo One Assist.«
Pallack antwortete sofort. »Kommen, One Assist.«
Skosh drückte auf den Sprechknopf. »Big Victor ist tot. Over.« Er ließ den Sprechknopf los.
Leise gab Pallack die Nachricht an Fitch und Mellas weiter. Es war, als wäre der Kompanie die Seele geraubt worden.
Eine Minute später hörten sie von fern das Unheil verkündende Geräusch aus Rohren abgefeuerter Mörsergranaten. Dann kamen die Granaten aus dem leuchtend grauen Himmel herabgepfiffen.
Die Verwundeten lagen schutzlos entlang der Ostseite des Matterhorns. Auf feurigen Füßen schritten die Mörsergranaten zwischen ihnen hindurch, stolperten gelegentlich über einen und hinterließen einen fleischroten Abdruck. Einige versuchten, in Deckung zu kriechen. Andere, außerstande, sich zu bewegen, schauten in stummem Grauen zum Himmel auf oder schlossen einfach die Augen und beteten darum, dass ein Freund zu ihnen gelangte und sie barg. Ihre Freunde kamen.
Da er nicht über genügend Leute verfügte, um den ursprünglichen Verteidigungsring der Kompanie zu bemannen, ließ Bass die Männer in den Schützenlöchern der NVA Stellung beziehen. Dort schmiegten sie sich an die Erde und warteten darauf, dass der Beschuss aufhörte und dann, vielleicht, der Gegenangriff einsetzte.
Abgesehen von dem Gegenangriff und der Evakuierung seiner Verwundeten quälte Bass noch eine weitere Sorge. Im Fall eines Angriffs würden sie auf ihre eigenen Toten schießen, die auf dem Hang lagen. Auch tot waren sie immer noch Marines. Er dachte daran, wie Jancowitz sein Leben geopfert hatte, um den Ring aus Feuer zu durchbrechen, der den ersten Angriff auf dem Helicopter Hill gestoppt hatte. Er wusste, was Vancouver für sie getan hatte. Für Bass waren die Toten nicht tot.
»Scheiß drauf«, sagte er zu Skosh. »Wenn sie jetzt angreifen, dann kämpfen wir dort unten gegen sie.«
Er stand genau in dem Moment auf, in dem in rascher Folge drei NVA -Granaten explodierten. Splitter und Dreck flogen durch den Nebel. »Alle Mann hoch! Alle Mann hoch! Wir sind noch nicht fertig. Wir haben zu tun, Marines. Hoch mit euch!«
Verängstigte Männer schauten aus ihren Schützenlöchern zu ihm auf. Er schwenkte seinen Stock. »Hoch mit euch! Wir holen die Toten. Hoch mit euch!« Er rannte den Hang hinunter. Alle rappelten sich aus ihren Löchern auf, sogar Skosh mit seiner gebrochenen
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