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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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und Wetter auf Anhöhen gekauert und ihre Augen und Ohren aufgesperrt hatten, war sich die Division ziemlich sicher, dass sich ein NVA -Regiment von Laos aus in Richtung Osten bewegte, um das hoch gelegene Gelände entlang von Mutter’s Ridge, nördlich der Route 9 , zu sichern. Parallel dazu bewegte sich ein zweites Regiment durch das Au-Shau-Tal nach Süden. Die Division ging davon aus, dass es ein drittes Regiment geben musste, das sich zwischen den beiden anderen das Da-Krong-Tal hinunterbewegte, doch davon hatte es bislang keine Sichtungen gegeben.
    Durch die Einnahme des Helicopter Hill hatte sich die Bravo-Kompanie dem nördlichen Regiment direkt in den Weg gestellt. Dies zwang die NVA , die Bravo-Kompanie entweder beiseitezuräumen oder sie wie einen Tumor zu isolieren, sie zu umgehen und dabei mit Mörsern, vielleicht auch mit Geschützen zu beschießen. Die einzige Alternative war, einen extrem langsamen und schwierigen Umweg durch das von dichtem Dschungel überwucherte Tal am Fuß der Kammlinie zu nehmen. Also rechnete G 2 damit, dass die NVA Bravo angreifen würde – allerdings erst, wenn sie genügend Kräfte zusammengezogen hatte.
    Das Ganze würde zu einem Wettlauf werden. Die Division ging davon aus, dass die NVA davon ausging, dass die Marines wussten, was passierte. Die Marines hielten die NVA für eine professionelle Armee und brachten ihr den entsprechenden Respekt entgegen. Die NVA hatte nicht von ungefähr beschlossen nachzurücken, als die Artillerie der Marines für die Operation bei Cam Lo abgezogen worden war. Die Trumpfkarte der Marines war jedoch, dass die NVA wahrscheinlich nicht wusste, wie rasch die Marines bei einem Wetterwechsel alles wieder an Ort und Stelle bringen konnten. Die NVA , die sich innerhalb der Grenzen der Kammlinie bewegte, würde so lange sicher sein, wie es wolkig blieb. Da die Nordvietnamesen sich zu Fuß fortbewegten, behinderte sie das Wetter nicht so stark wie die Marines, und sie würden in ein, zwei Tagen in der Lage sein, Bravo zu überrennen. Falls sich die Wolken verzogen, konnten die Marines die NVA dank ihrer überlegenen Beweglichkeit abfangen, an Ort und Stelle festnageln und ihr beträchtlichen Schaden zufügen. Je länger Bravo sich hielt, desto besser standen die Chancen auf ein Gefecht im Regimentsmaßstab, bei dem die NVA hohe Verlust zu erwarten hätte. Schlimmstenfalls riskierten die Marines, eine Kompanie zu verlieren. Das gefiel natürlich niemandem, aber eine Kompanie Marines mit dem Rücken zur Wand wäre auch für eine größere NVA -Einheit kein Zuckerschlecken. Auch wenn der schlimmste Fall eintrat, würde die NVA einen sehr hohen Preis bezahlen. Und in diesem Krieg kam es auf Zermürbung an.
    Die Einschätzung des Aufklärungsstabs wurde General Neitzel und den Regimentern professionell und kompetent übermittelt.
    Mulvaney hatte das Erste Bataillon genau im Auge behalten, seit Bald Eagle eingesetzt worden war. Aber er musste sich noch um zwei weitere Schützenbataillone Gedanken machen, und obwohl ihm die Einschätzung von G 2 plausibel erschien, hatte er nicht vor, Leute durch die Gegend zu scheuchen, bevor er nicht mit Sicherheit wusste, dass es sich wirklich lohnte. Er brachte so viele Bälle ins Rollen, wie er vernünftigerweise konnte, denn er wusste, er hatte hundert Jungs, die ganz schön angeschissen waren. Aber sie waren Marines. Dazu waren sie da. Er wusste, G 2 hatte recht. Wenn die NVA haltmachte, um die Bravo-Kompanie auszuschalten – für jeden Kommandeur ein verlockendes Ziel –, dann würde sie teuer dafür bezahlen. Wenn er seine anderen Bataillone nicht rechtzeitig in Position bringen konnte, würde auch Bravo bezahlen. Was Mulvaney daran störte, war die Gewissheit, dass die NVA der Überzeugung war, etwas zu bekommen, was den Preis wert war: ihr Land.
    Von den Marines konnte er das nicht mehr sagen. Diese Art von Klarheit gehörte der Vergangenheit an. Was war überhaupt das militärische Ziel? Wenn sie hier waren, um gegen die Kommunisten zu kämpfen, warum zum Teufel war dann nicht Hanoi das Ziel? Sie könnten die kommunistischen Führer mühelos von ihrem Elend erlösen und dem ganzen Mist ein Ende machen. Oder einfach ein paar Divisionen der Army jenseits der Grenzen im Norden und Osten in Verteidigungsstellung bringen, was deren Wirksamkeit mindestens verdreifachen würde. Sie würden die NVA bei ungefähr einem Zehntel der derzeitigen Verluste aus dem Land heraushalten. Mit den Vietcong wurden die

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