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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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wie diesen Scheiß von wegen Befriedung. Man musste da rein und draufschlagen – mit amerikanischer Feuerkraft und amerikanischem Mumm. Nur so ging es. Er lächelte vor sich hin. Pack sie bei den Eiern, und ihr Herz und ihr Verstand werden folgen. Wer auch immer das gesagt hatte, der Mann hatte Ahnung.
    Lieutenant Colonel Simpson machte sich schreckliche Sorgen. Wenn er die Bravo-Kompanie nicht in den nächsten drei Tagen aus ihrer Klemme herausholte, wären die Männer so dehydriert, dass sie nicht mehr kämpfen konnten. Sie hatten noch genug Munition für vielleicht zwei Feuergefechte. Falls die NVA einen längeren Angriff durchführte, würde ihnen die Munition ausgehen. Genau das war vermutlich die Strategie der kleinen Scheißkerle. Simpson stellte sich den kleinen Gook-Colonel vor, wie er in seinem Kommandobunker Reis fraß und Karten mit seltsamen chinesischen Schriftzeichen darauf betrachtete. Der kleine Scheißkerl würde einfach dasitzen und darauf warten, dass der Kompanie das Wasser ausging. Wenn die Bravo-Kompanie auszubrechen versuchte, hätte er sie am Wickel. Aber wenn der Nebel nur noch einen Tag anhielt, hätte Simpson ein ganzes Regiment festgenagelt. Wenn es dann aufklarte, konnte er die Jets anfordern und hätte seinen großen Tag. Falls die Bravo-Kompanie allerdings zu viele Verluste davontrug, würde das unabhängig vom Ergebnis einen schlechten Eindruck machen. Das war irgendwie nicht fair.
    »Wir haben alle getan, was wir können«, sagte Simpson, den Blick noch immer auf die Karte gerichtet. »Ich schlage vor, wir schlafen noch ein bisschen, bevor es dunkel wird. Es könnte eine lange Nacht werden.«
    Alle folgten seinem Vorschlag, außer Hawke, der bis 2000 die Wache hatte. Als er abgelöst wurde, ging er zum Offiziersklub des Regiments, um eine ganz private Mystery-Tour zu starten.
    Als sich Colonel Mulvaney durch die Fliegengittertür des Offiziersklubs schob, erkannte er Hawke, der an der Bar stand. Vor ihm standen vier leere Schnapsgläser. Mulvaney ging zu ihm, legte ein Bündel hellrote Militärdollars auf den Tresen und sagte: »Sie sind Hawke, stimmt’s?« Er bestellte beim Barkeeper Drinks für sich selbst und für Hawke, ehe Hawke antworten konnte.
    »Danke, Sir«, sagte Hawke.
    »Ist mir ein Vergnügen.« Mulvaney stützte den kräftigen Oberkörper auf die Unterarme. »Wie ich sehe, haben die das Gitter repariert«, sagte er.
    Hawke studierte sein Glas.
    »Wie’s aussieht, haben sich ein paar junge Offiziere besoffen und eine Filmvorführung gestört.«
    »Haben Sie festgestellt, wer es war?«, fragte Hawke.
    Mulvaney musterte ihn im Spiegel. »Nein. Aber sie haben auch einen Lkw geklaut. Einer von meinen Stabsoffizieren im Klub hatte ein bisschen zu viel getrunken und hat zwei Löcher reingeschossen. Er hat einen offiziellen Verweis bekommen.«
    »Was für ein Pech, Sir.«
    »Pech?«
    »Für ihn, meine ich. Auf dem Gelände einer Basis eine Pistole abzufeuern, ist allerdings auch auch ein bisschen dumm.«
    »Einen Lkw zu klauen auch.«
    »Ja, Sir«, sagte Hawke. Er senkte den Kopf.
    Mulvaney lehnte sich mit dem Rücken gegen den Tresen und betrachtete die Gruppen von Offizieren, die an den Tischen miteinander tranken. »Das Gitter ist jedenfalls repariert. Der Lkw ist in Ordnung.« Mulvaney wandte sich Hawke zu, der den Blick immer noch auf sein Glas gesenkt hielt. »Aber nur unter uns, Hawke«, sagte er mit ganz ruhiger, gleichmäßiger Stimme, »das war eine Riesendummheit. Es hätte ein paar guten Offizieren die Karriere ruinieren können, und wir brauchen alle guten, die wir kriegen können. Wenn ich Ihnen gründlich in den Arsch treten könnte, ohne dafür ein gottverdammtes Kriegsgerichtsverfahren anstrengen zu müssen, würde ich es tun.«
    »Ja, Sir«, sagte Hawke.
    Mulvaney wurde milder gestimmt. »Verdammt noch mal, Hawke, sind Sie nun Ire oder nicht? Muss ich das ganze Zeug allein trinken?«
    »Nein, Sir.« Hawke blickte zu ihm auf. »Sir, es tut mir leid.«
    »Vergessen Sie’s. Ich habe das auch alles erlebt.« Mulvaney zeigte mit der linken Hand auf ein Päckchen Beer Nuts, doch gleichzeitig sah er auch Jim Auld vor sich, wie er stöhnend, mit um Hilfe flehenden Augen, im Sand an den Ufern des Tenaru lag. Wo sein Arm gewesen war, befand sich jetzt nur noch ein blutiger Stumpf; eine japanische Panzerabwehrgranate hatte ihn abgerissen. »Sie müssen einfach darauf achten, dass Sie sich irgendwo abreagieren, wo Sie damit nicht in Schwierigkeiten kommen.«
    Er riss

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