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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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nie dort gewesen sind, verdammte Scheiße.«
    Bainford machte ein gekränktes Gesicht und schaute zu Blakely und Simpson hinüber. Stevens sah sich nach einer Beschäftigung zum.
    »Tut mir leid, Captain Bainford«, sagte Hawke. »Ich bin da etwas vorbelastet. Ich wollte das nicht an Ihnen auslassen.«
    »Ist schon okay, Hawke«, sagte der Verbindungsoffizier, sichtlich erfreut darüber, sich großmütig geben zu können. »Ich verstehe, wie das ist.«
    Einen Scheiß verstehst du, dachte Hawke. Er versuchte, an etwas Konstruktives zu denken. Dann wurde ihm klar, dass er auch nicht mehr tun konnte als die anderen. Weder Blakely noch Simpson hatten seit dem Angriff auf dem Matterhorn viel geschlafen, und besonders Simpson war das deutlich anzusehen. Sie hatten hart gearbeitet. Nachschubgüter mussten zusammengestellt und nach Priorität geordnet werden; Hubschrauber, Lkws und Verladegruppen mussten koordiniert werden; die Luftunterstützung durch Starrflügler musste organisiert und eingewiesen werden, und zwar nicht bloß für die Bravo-Kompanie, sondern für jeden Einsatz jeder Kompanie des Bataillons. Das Gleiche galt für die Artillerie, angefangen von den 8 -Zoll-Haubitzen auf Sherpa über die im Augenblick in der Gegend von Cam Lo stehenden 105 er bis hin zu dem 81 -Millimeter-Mörserzug des Bataillons. Alles musste darauf vorbereitet werden, sich in Marsch zu setzen, von Hubschraubern aufgenommen zu werden, in eine neue Position gebracht zu werden, die von Infanterie gesichert und mit Munition, Wasser und Proviant versorgt werden musste. Das alles hatten sie getan. Alles war marschfertig, einschließlich zweier zusätzlicher Kompanien des Dritten Bataillons, die vorübergehend dem Ersten Bataillon unterstellt wurden und der NVA den Rückzug abschneiden sollten. Aber sie wurden genau wie alles andere aufgehalten und warteten an Landezonen darauf, dass die Wolken sich so weit verzogen, dass die Piloten den Weg in die Berge finden konnten.
    Wenn sie nicht bald einen klaren Tag bekamen, dachte Hawke, würde der Bravo-Kompanie Wasser und Munition ausgehen, und sie würde den Berg räumen müssen. Dann würden sie sich durch ein Regiment durchkämpfen müssen. Es würde nichts von ihnen übrig bleiben. Der Colonel hatte recht gehabt, dachte Hawke reumütig. In der Gegend des Matterhorns waren Gooks.
    Captain Bainford war sauer auf Hawke. Bloß weil Hawke mit den Scheißstoppeltretern im Dschungel gewesen war, führte er sich auf, als wäre er ein Gottesgeschenk für das Marine Corps, und behandelte, ihn, Bainford, wie ein Kind. Die Scheißinfanteristen hatten einfach keine Ahnung, was es hieß, persönlich für Fluggerät im Wert von mehreren Millionen Dollar verantwortlich zu sein.
    Lieutenant Stevens wünschte, er bekäme endlich etwas Schlaf. Seit achtundvierzig Stunden stand er jetzt herum und beantwortete die ewig gleichen dämlichen Fragen – wie weit 105 er schießen konnten und wie weit 155 er. Er fragte sich, ob sie imstande sein würden, die beiden Acht-Zoll-Geschütze zusammen mit der Golf-Batterie auf den Eiger zu bringen. Wenn die beiden erst mal da oben waren, würden sie den Motherfuckern direkt in die Schlitze ihrer Bunker schießen. In puncto Zielgenauigkeit waren die Acht-Zoll-Geschütze unschlagbar. Die armen Schweine, Mann. Wurden jetzt schon seit zwei Tagen von den Gooks mit Zweiundachtzigern beharkt.
    Major Blakely war frustriert. Er hatte eine perfekte Operation auf die Beine gestellt, und jetzt hatte ihm das Scheißwetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es lief darauf hinaus, das zwei Bataillone Marines in einem Kleinkrieg gegen ein Gook-Regiment antraten. Zu blöd, dass Fitch den Bock geschossen hatte, seine Kräfte aufzusplittern. Und sich dann auf den tiefer gelegenen Berg zurückgezogen hatte. Ein klassischer Schnitzer. Sie hätten Himmel und Hölle in Bewegung setzen sollen, um einen regulären Captain als Ersatz für Fitch zu bekommen. Klar, es war ein Fehler gewesen, die Bunker auf dem Matterhorn nicht zu sprengen, aber hinterher war man immer schlauer. Damals war die Abriegelungsoperation bei Cam Lo das große Ding gewesen, und man hatte sich abstrampeln müssen, um mit sämtlichen Veränderungen nachzukommen. Diese kombinierte Operation mit der ARVN hatte bis rauf zum Weißen Haus Beachtung gefunden. Vietnamisierung. So ein Blödsinn. Was für ein Schwachsinn, es die ARVN mit der NVA aufnehmen zu lassen; wenn er im Pentagon säße, gäbe es diesen Schwachsinn genauso wenig

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