Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
ich will nicht wieder zurück. Aber trotzdem danke, Sir.«
    Mulvaney musterte Hawke eingehend. »Versuchen Sie bloß nicht, einen alten Hasen wie mich zu verscheißern, Lieutenant. Ich kenne das alles. Eine Schützenkompanie Marines. Zweihundertzwölf Marines – zweihundertzwölf der tapfersten Herzen der Welt. Dabei sind Sie gerade mal so alt, dass Sie an einer Bar stehen und trinken dürfen.« Er hielt inne. »Ich geb Ihnen die Bravo-Kompanie, sobald der Posten frei ist.«
    Er sah, wie Hawke den Atem anhielt.
    Hawke blieb eine Antwort erspart, weil genau in diesem Augenblick Corporal Odegaard, Mulvaneys Fahrer, durch die Tür rief: »Colonel Mulvaney, Sir, die Bravo-Kompanie steckt wieder in der Scheiße.«
    Mulvaney kippte den Rest seines Whiskeys hinunter, legte seine große Hand auf Hawkes Kopf und bewegte ihn mehrmals kaum wahrnehmbar vor und zurück. »Denken Sie darüber nach«, sagte er. »Wir brauchen Sie.« Dann schritt er rasch zur Tür hinaus, gefolgt von Hawke. Er war sich hundertprozentig sicher, dass Hawke sich soeben verpflichtet hatte.
    Der Angriff begann damit, dass sich die NVA über das Funknetz der Kompanie meldete. »Aasche lecki, Bahvo, Aasche lecki. Aasche lecki, Bahvo, Aasche lecki.«
    »Verdammt noch mal«, sagte Mellas zu Jackson. Goodwins Horchposten hatte es versäumt, die Frequenzschalter des Funkgeräts zu verdrehen. »Die blockieren das Netz.«
    »Ja, du mich auch, du Scheiß-Gook«, hörten sie Pallack übers Netz zurückblaffen.
    Mellas griff sich den Handapparat. »Bravo, hier ist Bravo Five. Sofort alles ausschalten. Wir übermitteln Ihnen die neue Frequenz so schnell wie möglich.«
    »Aasche lecki, Bahvo, Aasche lecki.«
    Direkt unterhalb von Kendalls Stellung brach knatternd Gewehrfeuer los. Es war sein Horchposten.
    »Aasche lecki, Bahvo, Aasche lecki.«
    Die Funkgeräte waren nutzlos. Die Horchposten waren isoliert.
    Mellas rief Jackson über den Lärm hinweg zu: »Gehen Sie rauf zum Befehlsstand und besorgen Sie uns eine neue Frequenz.« Jackson stemmte sich sofort aus dem Loch und robbte in die Dunkelheit davon. Mellas tat das Gleiche, allerdings in Richtung seines Horchpostens. »Hartford zurück!«, schrie er. »Hartford zurück! Das Funknetz ist im Eimer. Macht, dass ihr zurückkommt, Hartford. Eigene Truppen kommen rein!«
    Aus dem Dschungel unterhalb von ihm kam eine Salve von Schüssen, deren Mündungsfeuer im Nebel seltsam leuchtete. Dann hörte man den Feuerstoß der M 16 des Horchpostens. Ein unverständlicher Ruf ertönte, dann schrie jemand das Losungswort. »Lemonade, Lemonade, hier Jermain, verdammt noch mal. Lemonade, wir kommen rein.« Eine erneute Salve schnitt ihm das Wort ab, aber Mellas hörte das Geräusch rennender Füße und durch Unterholz brechender Körper, dann einen weiteren Feuerstoß aus einem M 16 .
    Oben beim Befehlsstand war Fitch krank vor Angst. Über das Funknetz kam nur der Singsang des »Aasche lecki, Bahvo, Aasche lecki«, der jede Übertragung blockierte. Er kletterte aus dem Bunker, um festzustellen, was los war. Pallack und Relsnik folgten ihm, die Funkgeräte auf dem Rücken.
    Unten beim Dritten Zug kauerte Lieutenant Kendall in seinem Loch. Der Gefechtslärm bei seinem Horchposten übertönte jeden Gedanken in seinem Kopf. Genoa, sein Funker, beobachtete ihn beklommen und wünschte, Samms wäre noch am Leben. Er hoffte, der Lieutenant würde im Loch bleiben und ihm einen Vorwand liefern, das Gleiche zu tun.
    Goodwin schnappte sich sein Gewehr und bewegte sich bergab zur MG -Position seiner mittleren Gruppe. Dort konnte er sich zwar nicht über Funk verständigen, aber er konnte wenigstens das Feuer einer seiner drei größten Waffen lenken und war mitten im Kampfgeschehen. Sein Funker, der nicht wusste, was Goodwin vorhatte, kraxelte hinter ihm her und rief: »Eigene Truppen, eigene Truppen! Wir sind’s, Scar und Russell.«
    Goodwin hatte seinen Horchposten verdoppelt, um dessen Überlebenschancen zu erhöhen und um den Leuten etwas von ihrer Angst zu nehmen. Als die vier Mann des Horchpostens auf beiden Seiten von ihnen Schüsse hörten, stürzten sie schleunigst in Richtung der Stellungen. Keuchend und auf Äste und dichtes Unterholz eindreschend, rannten sie hangaufwärts, die Beine vom Liegen auf dem feuchten Boden verkrampft, geführt nur von den gespenstischen grünen und weißen Blitzen, die Unterholz und Bäume kurz aufscheinen und gleich wieder verschwinden ließen. Sie kamen auf dem gerodeten Schussfeld unterhalb der

Weitere Kostenlose Bücher