Matterhorn
Ladenetz, das man an die Unterseite eines der Hubschrauber anhaken würde. Das Gerücht, dass die Bravo-Kompanie abgeschlachtet wurde, hatte sich in Windeseile in der Basis verbreitet. Die Männer waren blass vor Angst und Kälte, außerstande, etwas zu essen.
Im Divisionshauptquartier in Dong Ha besprach sich Colonel Mulvaney mit General Gregory Neitzel, dem Befehlshaber der Fünften Marineinfanteriedivision, Willy White, dem Kommandeur des Zweiundzwanzigsten Regiments, des Artillerieregiments, und Mike Harreschou, dem Befehlshaber des Fünfzehnten Regiments, eines der drei Infanterieregimenter der Division. Ein Adjutant kam mit einem Zettel herein. »Verzeihung, Sir«, sagte er. »Mike Three Twenty-Four hat Feindkontakt bei 743 571 .« Er kannte das Protokoll nicht und war sich unschlüssig, ob er den Zettel Mulvaney, um dessen Kompanie es ging, oder dem General geben sollte.
Mulvaney nahm ihm die Entscheidung ab, indem er ihm das Papier aus der Hand riss. »Einheit von unbekannter Stärke. Verdammt noch mal.« Er wandte sich an den Adjutanten. »Ich will so schnell wie möglich eine Einschätzung der Stärke.«
»Aye, aye, Sir.« Der Adjutant ging hinaus.
Der General und der Artilleriekommandeur wandten sich rasch der großen Karte an der Wand zu. »Genau da, Willy«, sagte der General, und sein Finger zeigte auf die Koordinaten. »Mehr oder weniger dort, wo wir sie vermutet haben. Wie steht’s mit der Batterie auf Smokey?«
»Müsste binnen einer Stunde feuerbereit sein, Sir.«
»Gut.« General Neitzel wandte sich an Mulvaney. »Mike, was meinen Sie?«, fragte er.
»Es ist unser Gook-Regiment, gar keine Frage.« Mulvaney trat an die Karte und deutete mit einem dicken Finger nacheinander auf die Orte, an denen es zu Feindkontakt gekommen war. Da war der Hinterhalt, in den die Charlie-Kompanie unmittelbar südlich vom Matterhorn geraten war. Dann waren da die beiden Feuergefechte mit der Lima- und der Alpha-Kompanie, und die Mike-Kompanie befand sich im Augenblick im Gefecht. Die Orte all dieser Gefechte bildeten einen Bogen. Mulvaney vervollständigte den Kreis, den der Bogen nahelegte, und umschrieb damit grob das Gebiet, in dem sich das NVA -Regiment aufhielt.
»Willy«, sagte der General, »wenn ich Ihr Erstes Bataillon autorisieren würde, noch ein paar Geschütze ranzuschaffen, hätten Sie dann auch eine Verwendung dafür?«
»Ja, Sir. Falls ich ein paar Infanteristen zur Absicherung kriege. Wir könnten hier auf Berg 427 , genau südlich vom Matterhorn, eine Batterie in Stellung bringen. Der Eiger könnte sie unterstützen und umgekehrt, obwohl ich auch gern wieder was auf Sky Cap in Stellung bringen würde.« Er verkniff es sich, zu erwähnen, dass zur Unterstützung der politischen Operation im Flachland sämtliche Artilleriebasen auf den Bergen im Westen gerade erst geräumt worden waren. »Es ist allerdings reichlich nah an der verdammten DMZ , und ich bräuchte eine gute Absicherung. Wir bräuchten Luftunterstützung oder vielleicht Artillerieortungsradar von Red Devil, um die Gook-Artillerie auf der anderen Seite des Ben Hai davon abzuhalten, uns unter Beschuss zu nehmen.« Red Devil war der Funkrufname einer schweren Acht-Zoll-Artillerieeinheit der Army. »Diese Hundertzweiundzwanziger der Gooks waren ursprünglich als Schiffsgeschütze konzipiert und können uns erreichen, wir mit unseren Hundertfünfern sie aber nicht.« Er hielt inne und strich sich übers Kinn. »Immer vorausgesetzt, wir kriegen die politische Genehmigung zurückzuschießen.«
Neitzel schnitt eine Grimasse. »Darum kümmere ich mich.«
Harreschou und Mulvaney wechselten einen Blick.
»Vielleicht eine Batterie Hundertfünfundfünfziger auf Lookout«, fuhr White fort. »Die hätten die Reichweite. Das würde allerdings ein bisschen länger dauern.«
»Wie lange?«
»Morgen Nachmittag?«
»Morgen früh«, insistierte Neitzel.
»Ich weiß nicht, Sir.«
»Sie bekommen zusätzliche Transportkapazität durch ein paar CH - 47er der Army in Phu Bai.«
»Wir versuchen es, Sir. Es ist knapp, aber wir versuchen es.«
»Es ist entscheidend«, sagte Neitzel. Er trat an die Karte und ging noch einmal die Situation mit ihnen durch, als wollte er sich selbst beruhigen, was die Strategie anging. Die NVA hatte von Laos aus mit drei Regimentern entlang dreier verschiedener Korridore angegriffen und sich dabei den Abzug von Kräften aus dem äußersten Westen zunutze gemacht, den die politische Operation bei Cam Lo erfordert
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