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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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waren und Neitzel die Sechsundvierziger schon in den Norden verlegt hatte? Harreschou fragte nicht, was er in diesem Fall tun sollte. Es gab darauf keine Antwort, außerdem wusste er, dass die Marines es wie üblich hinkriegen würden.
    Colonel White räusperte sich. »Ich habe da draußen eine Menge Feuerbasen liegen, Greg.«
    »Das weiß ich doch, Willy, verdammt.« Neitzel hielt inne. Das andere Infanterieregiment der Division, das Neunzehnte, war gerade von einer Operation im Süden zurückgekehrt. Die Männer waren zerlumpt und erschöpft, aber sie konnten immer noch Feuerbasen halten, auch wenn sie dafür Kompanien aufteilen mussten. Wo es nicht genügend Infanteristen gab, konnten die Artillerieschützen selbst die Lücken in den Verteidigungsringen füllen. Andererseits hätten die Gook-Regimenter, da sie sich im Gefecht befanden, gar nicht genügend Kapazitäten, um sehr viele Feuerbasen zu bedrohen. »Sie bekommen Leute vom Neunzehnten. Die gehen zwar ziemlich auf dem Zahnfleisch, aber Absicherung von Feuerbasen müssten sie eigentlich noch können.«
    White nickte.
    Neitzel wandte sich an Mulvaney. »Dass die Bravo-Kompanie den vorgeschobenen Einheiten diesen Kamm abgenommen hat, das hat die Gooks so richtig reingeritten. Das war gute Arbeit, Mike.«
    »Reiner Dusel«, erwiderte Mulvaney, »und sonst gar nichts.« Der Sarkasmus blieb Harreschou nicht verborgen, und er warf seinem alten Freund Mulvaney einen raschen Blick zu. Sie waren zusammen bei der Ersten Division in Inchon gewesen. Mulvaney hatte sogar als Neitzels Three gedient, als Neitzel während der Riesenscheiße in Laos Two-Nine geführt hatte; deswegen scheute er sich, einen ironischen Kommentar zu riskieren. Willy White hatte mit Neitzel die Schule für Amphibische Kriegsführung absolviert, und als junge Offiziere waren sie beide auf Saipan stationiert gewesen. Das Marine Corps war klein, und persönliche Beziehungen halfen oft, den üblichen Bürokratismus und die Korinthenkackerei zu umgehen, die bei allen militärischen Einheiten, auch dem Corps, zu finden sind.
    »Dusel, ganz recht«, sagte der General, ohne auf Mulvaneys Sarkasmus einzugehen. »Wenn Sweet Alice nicht in die Scheiße geraten wäre, hätten wir Bald Eagle nicht eingesetzt. Bravo hätte den Kamm niemals angegriffen. Scheiße, Mike, ich weiß, dass Sie sich um Bravo da oben Sorgen machen. Klar ist es riskant, aber genau das erwarten die Gooks nicht von uns. Wir sind zu vorsichtig gewesen. Krieg ist nun mal riskant.«
    Er setzte sich auf seinen gepolsterten Lederstuhl, lehnte sich zurück und betrachtete mit im Nacken verschränkten Händen die Operationskarte. »Ich glaube, Nagoolian hat nicht den blassesten Schimmer, wie wir diesen Berg eindecken können, sobald wir die Batterien verlegt haben. Scheiße, der ganze Himmel wird ihm auf den Kopf fallen.« Er blickte zu Mulvaney auf. »Kann sich Bravo halten?«
    Mulvaney wusste, dass Neitzel wusste, wonach er da gefragt wurde. Er wusste auch, warum. Sie waren hier, um die Feinde ihres Landes zu töten. Und wenn das hier klappte, würden sie viele davon töten. »Sie werden sich halten«, sagte er.
    Einen Moment lang betrachtete Neitzel ihn eingehend, dann stand er auf und ging zur Karte hinüber. »Nagoolian hat gedacht, er hätte eine Kompanie in der Falle«, sagte er, an niemand Besonderen gerichtet. Er pflanzte eine große Faust auf die Karte, direkt über dem Matterhorn. »Wir sind dabei, ein ganzes Regiment in die Falle zu locken.« Er drehte sich zu den drei Männern um. »Beten wir, dass das schlechte Wetter und Bravo sich noch einen Tag halten.«
    Während jede Menge Papierkram erledigt wurde, um Geschützbatterien, Material und müde Marines in Hubschraubern durch bleierne Himmel zu befördern, ließ sich First Lieutenant Theodore J. Hawke auf sein Feldbett im Offizierszelt plumpsen. So erschöpft er auch war, er konnte nicht schlafen. In Gedanken ging er immer wieder die unendlich vielen Einzelheiten durch. Nirgendwo konnte er eine Stelle finden, wo er von Nutzen sein könnte.
    Plötzlich setzte er sich auf. Stevens, der sich gerade die Stiefel aufschnürte und schlafen gehen wollte, sah Hawke verwundert an, sagte jedoch nichts. Hawke begann, Ausrüstungsgegenstände unter seinem Feldbett hervorzuzerren.
    »Scheiße, was machst du denn da?«, sagte Stevens gähnend. Er saß da, einen Stiefel in der Hand.
    »Ich packe.«
    »Wozu denn das?«
    »Das ist so eine Art Nestbauinstinkt. Das kriege ich einmal im Monat.«
    »Tu

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