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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Schwarze muss sieben bis acht weiße Freunde haben. O Mann. Keine Chance. Davon sind wir noch weit weg.« Seine Stimme wurde leise. »Weit weg.«
    »Der Punkt geht ans Sie«, räumte Mellas ein. Er lächelte. »Aber was folgt daraus?«
    Er wartete, während Jackson einen Moment überlegte. »Die Art, wie Sie China mögen, ist ein gutes Beispiel«, sagte Jackson. »Sie sollten mit dem Scheiß aufhören.«
    »Was ist falsch daran, China zu mögen?«
    »Überhaupt nichts. Alle mögen China. Deswegen ist er ja auch so gut im Leute-Manipulieren. Was ich meine, ist die Art, wie Sie China mögen. Ich meine, er ist Ihr Nigger.«
    Die Bemerkung machte Mellas sprachlos.
    »Sie wissen, was ein Onkel Tom ist, ja?«, sagte Jackson, während er an der Henkersschlinge an seinem Hals nestelte. »So eine Art Laufbursche, ja?«
    »Ja.«
    »Tja, das heißt es, der Nigger von jemand zu sein.« Jacksons Finger begannen gegen seinen dreckigen Tarnanzug zu trommeln. »So hat das jedenfalls irgend so ein Chuck gesehen, der 1935 in Hollywood gelebt hat. Heute haben wir Typen wie China. Die tragen sogar dann einen Afro, wenn er sie in Schwierigkeiten bringt. Ach was, damit er sie in Schwierigkeiten bringt. Und Sie schmeißen den Weißen bei jeder sich bietenden Gelegenheit Dreck ins Gesicht. Und wissen Sie was? Wissen Sie, wer die sind? Sie sind die Nigger von Leuten wie Ihnen, das sind sie. Jedes Mal, wenn sie aufstehen und Ihnen sagen, Sie sollen sie in Ruhe lassen und die ganze Scheißgesellschaft besteht aus Rassisten und Schweinen, stehen kleine weiße Studenten auf, die in Berkeley oder Harvard von Daddys Kohle leben, und sagen: ›Stimmt genau, Boy, du sagst uns schuldbeladenen weißen Schweinen, was Sache ist. Ich bin ganz deiner Meinung. Du bist mein Nigger.‹ Nur dass keiner von denen daran denkt, die Rassenschranken in unseren Schulen aufzuheben. Keiner von denen denkt daran, in den Süden zu ziehen, Geschworener zu werden und für die Schwarzen einzutreten. Und von denen wird auch keiner in einem Gummisack nach Hause verfrachtet. Sowie dieser Krieg sich verschärft hat, haben sämtliche reichen weißen Kids die Bürgerrechte komplett vergessen und sich bloß noch Sorgen darum gemacht, dass sie vielleicht eingezogen werden.«
    Jackson hielt inne. Er zitterte vor Zorn. Er holte tief Luft und stieß den Atem wieder aus.
    »Ich bin jedenfalls der Nigger von niemand«, fuhr er fort. »Ich bin nicht der Scheißnigger von irgendeinem College-Studenten, und ich bin auch nicht der Scheißnigger von irgendeinem Filmfritzen. Ich bin mein eigener Nigger.«
    »Wenn Sie Ihr eigener Nigger sind, wieso haben Sie sich dann von China davon abbringen lassen, die Gruppe zu übernehmen?«
    »Er hat mich nicht davon abgebracht. Mir ist gar nichts anderes übrig geblieben. Wenn ich die Gruppe übernehme, bin ich der Nigger des Systems. Wenn ich es so lasse, wie es ist, bin ich Chinas Nigger. Es ist so, als könnt ich weder aufstehen noch mich hinlegen, egal, was ich mache, ich bin der Nigger von jemand. Deswegen hab ich das Funkgerät übernommen, als Lieutenant Fracasso es mir angeboten hat, und deswegen schlepp ich’s jetzt auch.« Er schnaubte. »Also häng ich jetzt irgendwo dazwischen, und für andere sieht’s aus, als wär ich Ihr Nigger.« Er schnaubte erneut. »Mehr ist scheint’s nicht drin, wenn ich trotzdem mein eigener Nigger bleiben will.« Er sah Mellas mit leicht fragendem Gesicht an. Mellas begriff, dass Jackson zu erkennen versuchte, wie er es aufnahm.
    Er starrte in den Nebel, rief sich ins Gedächtnis, wie oft er mit Typen wie Jackson gescherzt hatte. Dann sah er Mole vor sich, wie dieser ihm nach dem Reinigen seines Maschinengewehrs auf dem Matterhorn das Gesicht zugewandt hatte, nachdem Parker von Cassidy rasiert worden war. Und dann Jackson, wie er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Bambus warf, um die sinnlose LZ zu bauen, und dann, wie er ohne Deckung dastand, als die NVA -Granaten heranrauschten, während er die Verwundeten von Matterhorn evakuieren half. Und wieder Mole, wie er in den MG -Bunker starrte, in dem es Young zerrissen hatte, und sich dann bereit erklärte, das MG allein zu übernehmen, weil er zwar Angst hatte, aber wusste, dass es sich um eine Schlüsselposition in der Verteidigung handelte, die dem Feind nun bekannt war. Und Mellas wurde klar, dass solche Leute seine Hilfe gar nicht brauchten. Alles, was er zu tun hatte, war, ihnen nicht in die Quere zu kommen. »Ich hab’s vermasselt, Jackson«, sagte

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