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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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dir keinen Zwang an«, sagte Stevens. Er ließ seinen Stiefel auf den Boden fallen und legte sich seufzend zurück. »Scheiße, was tun mir die Füße weh«, ächzte er.
    Hawke lächelte, während er begann, seine alten, ausgebleichten Dschungelstiefel anzuziehen. Er hob seine 45 er auf, die in ihrem Holster auf dem Boden gelegen hatte und bereits rostete. Er betrachtete sie angewidert. Er zog sie aus dem Holster und betätigte den Verschluss, dann schnaubte er. Wie sich das Ganze anhörte, würde es jede Menge überzählige Gewehre geben. Er legte sein Gurtzeug mit den Magazintaschen und Feldflaschen an und griff nach Helm und Schutzweste. Sorgfältig rollte er seinen alten, aus den Staaten mitgebrachten Buschhut zusammen und steckte ihn in eine der geräumigen Seitentaschen seiner Hose. Seinen Konservendosen-Becher befestigte er außen an seinem Marschgepäck.
    Stevens setzte sich auf. »Du willst doch nicht etwa auf den Berg, oder?«, fragte er. Hawke stopfte gerade sein Ponchofutter in sein Marschgepäck und machte sich nicht die Mühe zu antworten. »Was wird der Three dazu sagen? Ich meine, hast du das geklärt? Ohne Erlaubnis deinen Posten zu verlassen, ist kein Kinderkram, Hawke.«
    »Stevens, der Three braucht einen Three Zulu ungefähr so dringend wie der Papst einen Dildo. Da oben gibt’s zwei grüne Lieutenants und null Unteroffiziere. Zähl ruhig durch: null. Und hier unten an der LZ eine Herde Frischlinge, die sich vor Angst in die Hose machen. Außerdem hab ich den Three schon gefragt.«
    »Mein Gott«, sagte Stevens, offensichtlich überrascht. »Ich fasse es nicht, dass er Ja gesagt hat.«
    »Hat er auch nicht.«
    Hawke ging zur Tür hinaus in den Regen. Er stapfte durch den Regen die morastige Straße entlang auf die Landezone zu, spürte das vertraute Gewicht des Marschgepäcks, während Matsch und Wasser durch die Metallösen seiner Stiefel eindrangen und ihm die Socken nass machten. Mulvaney konnte seine Scheißkompanie behalten, dachte er traurig und bitter. Was ihn anbelangte, gab es nur eine Kompanie, und die wurde gerade vernichtet, während er untätig zusah.
    Das Gefühl, etwas zu tun, hielt die zehn Minuten an, die Hawke brauchte, um zu der LZ zu gelangen. Zwei CH - 46 -Zwillingsrotor-Hubschrauber standen nebeneinander auf der Landebahn, die Rümpfe von schwerer Beanspruchung zernarbt und zerdellt, die Rotorblätter im Regen leicht hängend. Sie sahen verlassen aus. Auf dem Boden ganz in der Nähe hockten etwa vierzig Ersatzleute, unter ihren Ponchos kläglich zusammengekauert.
    Hawke konnte kaum das hintere Ende des kleinen Landeplatzes sehen. Die Wolken lagen so dicht über dem Boden, dass der Regen sich in der Luft um ihre Köpfe zu materialisieren schien. Er machte sich klar, dass ein Hubschrauber nicht einmal diesen Landeplatz, geschweige denn die Bravo-Kompanie finden konnte, die über tausend Meter höher in den Bergen stand. Und in fünf Stunden würde es dunkel sein.
    Die Knie unter dem Poncho angezogen, setzte er sich in den Morast und fragte sich, was er gerade gemacht hatte. Er missachtete einen direkten Befehl, verscherzte sich eine Karriere, um hilflos auf diesem Scheißstück feuchter Erde zu sitzen. Er zog sich den Poncho enger um den Hals.
    Nach etwa zehn Minuten bemerkte er, dass zwei Paar sehr schwarze, sehr neue Stiefel vor ihm standen. Er blickte auf. Zwei Jungs traten von einem Fuß auf den anderen, offenbar unsicher, ob man jemanden stören durfte, der offensichtlich ein Busch-Marine und offensichtlich bemüht war, sich dem Vergessen hinzugeben.
    »Gehören Sie zur Bravo-Kompanie?«, fragte einer von ihnen schließlich.
    Hawke betrachtete die beiden stumm, und ihm fiel auf, wie gut genährt sie aussahen. Schließlich sagte er: »Könnt ihr euch einen anderen Grund dafür vorstellen, dass jemand hier in diesem Scheißregen sitzt?«
    Das rief ein zaghaftes Lächeln auf beiden Gesichtern hervor.
    Dann fiel Hawke noch etwas anderes auf. »Habt ihr irgendwo MG -Munition?«
    Einer der beiden sagte überrascht: »Nein. Ich bin ein Null-drei-elf«, und nannte damit den Verwendungscode eines einfachen Schützen, nicht eines MG -Schützen.
    »Und wenn du ein verdammter Atomwaffenexperte wärst, das ist mir scheißegal. Hat euch jemand MG -Munition mitgegeben?« Hawke hatte seine Lethargie abgelegt.
    »Äh, nein, äh …«
    »Lieutenant«, ergänzte Hawke für ihn.
    »Tut mir leid, Sir. Das hab ich nicht gewusst. Ich hab bloß …«
    »Wer ist für die Riesenscheiße hier

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