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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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anfänglicher Verwirrung, wer hier eigentlich was wollte, kam eine Stimme aus dem Funkgerät, das der Soldat auf Lautsprecher gestellt hatte. »Scheiße, Weaver, was ist da los?«
    »Sir, ich habe den stellvertretenden Three des Vierundzwanzigsten Regiments hier, der wissen will, warum wir nicht fliegen. Over.«
    »Sagen Sie dem Blödmann, wir fliegen nicht, weil die Scheißwolken voller Felsen sind. Over.«
    »Äh, Sir, er ist hier und hört mit. Over.«
    Kurzes Schweigen trat ein. »Wer ist das? Over.«
    »Das ist, äh, Captain Hawke, Sir. Stellvertretender Three des Vierundzwanzigsten Regiments. Over.«
    »Captain? Geben Sie ihn mir mal. Over.« Die Stimme klang selbstbewusst.
    Hawke bekam die Kopfhörer mit dem daran befestigten Mikrofon. »Scheiße, was geht hier vor, Captain? Hier spricht Major Reynolds.«
    Damit war er rangniedriger, auch wenn er tatsächlich Captain wäre. Aber wer A sagte, musste auch B sagen. »Sir, ich habe eine Kompanie Marines, die Nachversorgung brauchen, und das Wetter hat aufgeklart. Colonel Mulvaney will, dass die Vögel sofort fliegen.«
    »Captain, das Wetter hat nicht aufgeklart. Ich hab es hier direkt vor der Nase. Und diese Vögel fliegen nicht, solange die Air Group den wetterbedingten Flugstopp nicht aufhebt. Was irgendein Infanteriecolonel denkt, ist mir scheißegal. Ich setze nicht Fluggerät im Wert von mehreren Millionen Dollar aufs Spiel. Ist das klar? Over.«
    Hawke gab keine Antwort. Den Scheiß von wegen »Fluggerät im Wert von mehreren Millionen Dollar« hatte er schon öfter gehört. Er gab dem Soldaten den Kopfhörer zurück und rannte quer über die Landepiste auf den Offiziersklub zu. Drei Minuten später stürmte er dort zur Fliegentür herein, schweißnass wegen der unter seinem Poncho gestauten Hitze. Gesichter hoben sich von Gläsern, Würfelspielen und Karten und sahen ihn an. Die Piloten auszumachen, war nicht schwer. Vier davon, alle in Fliegeranzügen, saßen an einem Tisch. Genau die richtige Anzahl für eine Partie Bridge.
    Er ging zu ihnen hinüber. »Ist einer von Ihnen Major Reynolds?«
    Ein ziemlich übergewichtiger Mann mit rotem Gesicht schob seinen Stuhl zurück und blickte zu Hawke auf. »Ich bin Major Reynolds.« Dann, in spöttischem Ton: »Captain Hawke, nehme ich an.«
    »Sir, ich kann die Ausläufer der Berge sehen. Das bedeutet ein Kilometer Sicht.«
    »Und ich kann fünfzig Meter von diesen Scheißbergen sehen, und das sind fünfzig Meter Sicht – nach oben«, antwortete Reynolds und deutete zur Decke. »Und wir befinden uns hier ungefähr hundert Meter über dem Meeresspiegel. Ihre Scheißkompanie ist auf fast eintausendneunhundert Metern über dem Meeresspiegel. Kommt nicht in Frage, Captain. Erst wenn Sichtflugregeln gelten und MAG - 39 den Flugstopp aufhebt.«
    »Sie wissen doch gar nicht, wie es auf eintausendneunhundert Metern aussieht, wenn Sie nicht hinfliegen.«
    »Ich muss nicht hinfliegen, ich weiß auch so, wie es dort aussieht. Wir hatten vor einer Stunde einen Wettervogel draußen, und es ist von hier bis Burma zugesuppt, Scheiße noch mal.« Er blickte mit leichtem Lächeln seine drei Kameraden an. »Wir stehen in ständigem Kontakt mit Captain Bainford vom Ersten Bataillon, und es sind seine Jungs da oben, nicht Ihre. Außerdem hat er direkt vor Ort einen Luftbeobachter. Ich glaube, gemeinsam kriegen wir das schon hin« – er hielt kurz inne – »wenn es möglich ist. Das Fliegen überlassen Sie gefälligst uns, Captain.«
    Die plötzliche Wut des kampferprobten Infanterieveteranen durchzuckte Hawke. Seine Hand ging zum Griff seiner 45 er, aber die Pistole war unter seinem Poncho verborgen. Dass er den Poncho würde raffen müssen, um an die Waffe zu kommen, bremste ihn gerade genug. Aus irgendeinem Grund stand ihm plötzlich Hippy vor Augen, wie er sich, das M 60 in den Armen, auf den verwüsteten Füßen durch den Busch quälte. Atme ruhig durch, dachte er. Er tat es. Dann dachte er neu nach. Dann sprang er ins kalte Wasser.
    »Ich bin kein Captain, und ich bin auch nicht der stellvertretende Three des Regiments. Ich bin Lieutenant Hawke, S- 3 -Zulu des Ersten Bataillons und ehemaliger stellvertretender Kompaniechef der Bravo-Kompanie. Meine Jungs haben kein Wasser und keine Munition mehr, und sie krepieren da oben. Sie brauchen Hilfe.« Die Augenbrauen sämtlicher Piloten gingen hoch. »Vom Fliegen versteh ich einen Scheiß, aber ich weiß, wann man seinen Arsch hochkriegen muss. Wollt ihr hier sitzen bleiben und

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