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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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zuständig?«
    »Äh, ich, Sir. Niemand von uns ist höher als PFC , aber ich hatte in Pendleton das beste Schießergebnis, deswegen hat mich der mit dem Funkgerät – das ist der, bei dem Shore Party auf dem Sweatshirt steht – zum Chef gemacht.«
    »Damit ist es jetzt vorbei.«
    »Ja, Sir.«
    »Von jetzt an heißt du Jayhawk Zulu.«
    »Äh, jawohl, Sir. Jayhawk Zulu.«
    »Kannst du die Einsatzzentrale des Bataillons finden?«
    »Glaub schon, Sir.«
    »Ich will, dass du einen Staff Sergeant namens Cassidy auftreibst. Du sagst ihm, der Jayhawk will ihn so schnell wie möglich hier an der Landezone, und zwar mit so viel MG -Munition, wie vierzig sehr gut genährte Motherfucker, die direkt von der Grundausbildung kommen, tragen können.« Er hielt kurz inne. »Und ich meine, gerade noch tragen können. Die Übersetzung übernimmt er selber.«
    Der Junge wollte los, doch Hawke hielt ihn auf.
    »Außerdem hundertsechzig Feldflaschen voll Wasser.«
    »Hundertsechzig, Sir?«
    »Scheiße, muss ich es dir vorrechnen? Vier mal vierzig. Okay? Mit den zweien, die jeder schon hat, sind das bloß sechs pro Mann.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Wenn du Cassidy nicht hergeschafft hast, bevor sich der Nebel lichtet, trete ich deinen Frischlingsarsch bis Laos.« Er lächelte den Jungen an, zeigte ihm das Zeichen mit den gekrümmten Krallen und brüllte: »Hawk Power!« Der Junge warf seinem Freund einen raschen Blick zu und rannte in Richtung Einsatzzentrale.
    Binnen einer Stunde hatte sich Cassidy bei Hawke an der LZ eingefunden, und sämtliche Ersatzleute waren so mit MG -Munition und Wasser beladen, dass sie sich kaum mehr rühren konnten. Hawke oder Cassidy stellten sich vor jeden Einzelnen und ließen ihn auf und ab hüpfen. Wer zu schwungvoll wirkte, bekam noch einen Munitionsgurt über die Schultern geworfen, bis er kurz davor war, in die Knie zu gehen. Dann ging Cassidy, und sie saßen alle wieder im Morast, mit Munition und Feldflaschen zugedeckt.
    »Macht euch keine Sorgen«, scherzte Hawke mit ihnen. Er begann, in sonorem Singsang zu sprechen. »Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid.« Vereinzelt wurde gelächelt. Rasch schlug er einen anderen Ton an. »Aber ich lasse euch Scheißsünder nicht ruhen.« Er wandte sich an einen der Ersatzleute, der gelächelt hatte. »Scheiße, hältst du mich vielleicht für Jesus oder so was?«
    »Äh, nein, Sir.« Doch inzwischen versuchten auch andere, das Lächeln zu verbergen.
    »Vielleicht findest du ja, ich sehe aus wie die Heilige Jungfrau?«
    »Nein, Sir. Nicht mal … nein, Sir!«
    »Nicht mal ein kleines bisschen?«
    »Nein, Sir«, brüllte der Junge.
    »Scheiße. Dabei hab ich mich heute Morgen sogar rasiert.«
    Das rief offenes Lächeln hervor.
    Dann wurde Hawke ernst. »Ihr werdet von allen euren Bürden befreit, glaubt mir. Ihr müsst es nur vom Heck des Hubschraubers bis in irgendein Schützenloch schaffen. Ich glaube nicht, dass euch das unter den gegebenen Umständen allzu schwerfallen wird.«
    Wie üblich hielt die Kombination aus Hawkes sarkastischem Bostoner Näseln und seinem natürlichen Einfühlungsvermögen die Zuhörer gefangen. Er starrte jedoch immer wieder über die Landepiste hinaus und hielt nach einem Wetterumbruch Ausschau.
    Gegen 1500 war es so weit. Der ständige Regen ließ nach, und er sah, etwa einen Kilometer von der Piste entfernt, den Fuß der Berge. Er stand auf, rannte zu den CH - 46 ern hinüber, die am Rand der Landebahn standen, und weckte ein Crewmitglied, das in einer der Maschinen schlief.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis er den Mann überredet hatte, über Funk die Piloten zu rufen. Irgendwann fragte er Hawke, für wen zum Teufel er sich eigentlich halte.
    »Ich bin Captain Theodore Hawke, stellvertretender Einsatzoffizier des Vierundzwanzigsten Regiments«, log Hawke, »und wenn Sie verdammt noch mal nicht umgehend ein paar Piloten in diese Vögel holen, dann dürfen Sie alle vor Colonel Mulvaney antanzen und ihm erklären, warum Sie zugelassen haben, dass eine seiner Kompanien überrannt wird, weil Sie die Munition, die wir angefordert haben, nicht einfliegen wollten.«
    »Jawohl, Sir«, antwortete der Mann. Inzwischen waren weitere Mitglieder der Hubschrauber-Crew aufgetaucht und beobachteten die Szene schweigend. »Ich kenne den Funkrufnamen für den Offiziersklub nicht, Sir.«
    Es dauerte einige Minuten, aber der Mann ermittelte schließlich Frequenz und Rufnamen und erreichte einen gelangweilten Barkeeper. Nach

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