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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Platoon Sergeant und gab dessen Gruppe Robertson, der Führer seines Ersten Trupps gewesen war. Dann rief er sämtliche Gruppenführer zusammen und unterrichtete sie über den Plan. Er fand, dass es besser wäre, die Gruppen bestehen zu lassen, selbst wenn sie nur noch halb so groß wie früher waren. Damit hatten er und Hamilton allerdings fünf anstatt drei Gruppen zu führen.
    Connolly musste schlucken, als man ihm die Verantwortung für das, was vom Dritten Zug noch übrig war, und für die Ausschaltung des Maschinengewehrs auf der Kammlinie übertrug. Er wünschte, er wäre ein schlechter und kein guter Gruppenführer gewesen. Er wünschte, Vancouver wäre noch da und könnte ihm helfen. Er wünschte, er hätte nicht so viele grüne Jungs. Er wünschte, er wäre zu Hause.
    Mellas blieb seine Reaktion nicht verborgen. »Conman, ich weiß, dass Sie das schaffen. Sonst hätte ich es Ihnen nicht aufgedrückt.«
    Conman wollte etwas sagen, aber Cortell kam ihm zuvor. »Ich geh nicht«, sagte er. »Ich übernehme Conmans Gruppe nicht.«
    Alles blickte ihn stumm an.
    »Ihr könnt mich eine feige Sau nennen, aber ich geh keinen Berg rauf, bloß weil irgendeine durchgeknallte Weißbacke auf Kosten von meinem schwarzen Arsch General werden will. Ich mach das nicht, Mann, und ich bin nicht der Einzige.«
    Niemand machte ihm einen Vorwurf. Er hatte eine Kopfverletzung davongetragen und hätte in den Vogel steigen können, der am Nachmittag die Befehlsstandsgruppe des Bataillons eingeflogen hatte, aber er war geblieben.
    »Okay, Cortell«, sagte Mellas. »Wer soll Ihrer Meinung die Gruppe übernehmen?«
    Cortell hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet. Er war verblüfft. Er blickte in die Runde. Keiner sagte etwas.
    »Rider«, sagte er schließlich.
    »Dann holen Sie ihn.«
    Cortell zögerte. Dann wirbelte er wütend herum und ging in Richtung Stellungen.
    Mellas spürte die Angst derer, die sich im Dunkeln in seiner Nähe zusammendrängten. »Wer sonst noch meint, nicht mitmachen zu können, soll es jetzt sagen«, sagte Mellas.
    Die Leute scharrten mit den Füßen und senkten den Blick. Jacobs meldete sich zu Wort. »J-Jermain hat Anspruch auf Urlaub, und sein Arm ist von dem ganzen Metallschrott völlig im Eimer.«
    »Bitte, Jake«, sagte Mellas. »Bevor ich krepiere, sagen Sie wenigstens einmal korrekt ›Granatsplitter‹.« Die anderen lachten leise. »Haben Sie jemand anders, der den M 79 bedienen kann?«, fragte Mellas.
    »Ich trag ihn selber«, erwiderte Jacobs.
    »Okay.« Mellas blickte in die Runde. »Noch jemand?«
    Keiner sagte etwas.
    Rider kam mit besorgtem Gesicht auf die Gruppe zugerobbt. Seine Haare waren versengt, die Augenbrauen waren weggebrannt, und sein Gesicht war mit Salbe eingeschmiert. »Lieutenant, ich hab gehört, wir greifen morgen an. Cortell sagt, alle drehen durch, und er wird ausgeflogen.«
    »So ist das, Rider«, sagte Mellas.
    Das Warten auf den bevorstehenden Angriff war anders als bei den vorherigen. Es war, als hätten sie ihr Leben bereits weggeworfen.
    Mellas musste immer wieder an Mädchen denken, von denen er wünschte, er hätte sie näher kennengelernt. Er erinnerte sich an einen Ball, den der Boston Rugby Club veranstaltet hatte. Er war mit zwei Freunden aus der Rugby-Mannschaft von Princeton aus nach Boston gefahren. Die beiden hatten Freundinnen in Radcliffe, und eine davon hatte ihre Mitbewohnerin als Begleiterin für Mellas mitgebracht. Sie hatten Smoking getragen, die Mädchen lange Kleider. Es hatte geschneit, sanfte, weiche Flocken. Nach dem Ball waren sie zu einem Haus an einem See gefahren und hatten sich vor einem Kamin zusammengekuschelt. Die anderen beiden Paare hatten sich irgendwann in Richtung Schlafzimmer verzogen und Mellas mit dem Mädchen allein gelassen. Er wusste, sie hatte Angst davor, dass er auch bloß so ein Tier aus der Rugby-Mannschaft war. Er seinerseits hatte Angst davor, dass sie ihn für tolpatschig hielt, weil er nicht wusste, was er machen sollte. Nervös hatten sie dagesessen, außerstande, auch nur miteinander zu reden, und diesen kostbaren Moment vergeudet.
    Am liebsten hätte sich Mellas über den Pazifik hinweg entschuldigt. An ihren Namen konnte er sich nicht erinnern. Sie wusste nicht, dass er in einem Erdloch hockte, kurz davor zu sterben. Der Krieg zerbrach und zersplitterte das Leben, deshalb gab es keine zweiten Chancen, und sämtliche ersten waren vertan. Er sah auch Anne vor sich, wie sie weinte. In ihrer letzten gemeinsamen Nacht

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