Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
müssen wir ran.«
    »So ein Scheiß, Fitch«, sagte Mellas. »Die können bloß deshalb nicht noch einen Tag warten, weil sie befürchten, dass die Scheiß-Gooks sich verkrümeln.« Er füllte sich die Lunge mit feuchter, kühler Luft und ließ sie dann entweichen, bemüht, sich zu beherrschen. »Scheiß auf die Arschlöcher und ihre verdammte Leichenzählerei. Ich hab genug Leichen gezählt.«
    Goodwin sprang Mellas bei. »Die Jungs haben einfach genügend Scheiße durchgemacht, um sich von einem Wahnsinnigen umbringen zu lassen.« Er rieb sich die Hände an seiner blutigen Hose. Er war am Morgen getroffen worden, hatte aber nichts gesagt. »Hört zu«, fügte er hinzu, »ohne Scheiß jetzt. Ich albere wirklich gern rum, aber jetzt meine ich es ernst.« Er hielt inne, um sich zu vergewissern, dass Fitch und Mellas verstanden, dass er keinen Scherz machte. »Ich sage, wir machen die Wichser kalt. Wir warten, bis das Geballer losgeht und werfen dann ein paar Splitterhandgranaten zu ihnen rein. Meinetwegen können sie als Helden sterben. Ich schreibe sogar höchstpersönlich den Bericht.«
    »Ich helfe dir«, sagte Mellas.
    Fitch schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass du das nicht machen kannst, Scar. Das ist Mord.«
    »Mord«, sagte Scar mit bitterer Stimme. Sein Arm beschrieb einen Bogen, der den Berg und seine Überreste umfasste. »Wo liegt da der Unterschied?«
    Plötzlich überwältigt, vergrub Fitch das Gesicht in den Händen und klappte beinahe auf der Karte vor ihm zusammen. »Ich weiß den Unterschied nicht«, murmelte er. »Hör einfach auf, mir auf die Nerven zu gehen.« Seine Hände zitterten wieder.
    Nach einem Moment der Stille sagte Mellas, an niemand Bestimmten gewandt: »Für den Krieg können wir irgendwelche Befehle verantwortlich machen, das heißt jemand anderen. Für Mord muss man die Verantwortung selbst übernehmen.«
    »Scheiße, ich weiß nicht, was das heißt, Mellas«, sagte Goodwin.
    »Bis vor ein paar Tagen hab ich das auch nicht gewusst«, antwortete Mellas. Er dachte an Pollini und den toten Soldaten oberhalb seines Schützenlochs, beide von seiner Hand getötet – oder ermordet.
    Fitch hob die Hand. »Wir kommen nicht drumrum, außer ihr wollt meutern«, sagte er. »Da mache ich nicht mit. Wenn ich hier rauskomme, will ich mich dumm und dämlich vögeln. Ich hab keine Lust, in den Knast zu wandern.«
    Mellas pulte an den Schwielen an seinen Händen. Er scharrte mit dem Fuß im Morast und seufzte. Er wusste, Fitch hatte recht. »Na schön«, sagte er. »Mal sehen, was für einen bescheuerten Plan du dir diesmal einfallen lässt, Jim.« Er und Fitch sahen einander an und begannen zu lachen.
    Goodwin schüttelte den Kopf und stimmte dann ein. »Diesmal machen wir aber nicht die Scheißkeilformation, Jack.«
    Wieder einmal gingen sie alle trostlosen Möglichkeiten durch. Um 0300 hatten sie einen Plan. Goodwin würde mit dem Zweiten Zug die schmalere Ostseite hinaufgehen. Mellas würde – mit einem Zug, der aus dem Großteil der Ersatzleute, den Überresten des Ersten Zugs, einer Gruppe des Dritten Zugs und der Mörsergruppe bestand, die mittlerweile nur noch Gewehre trug – den breiteren Südhang übernehmen. Sie würden gemeinsam angreifen, und die Südostflanke des Bergs würde sie vor dem Feuer des jeweils anderen schützen. Conman würde die restlichen Marines aus Kendalls Zug, der nur noch knapp über Gruppenstärke lag, und sechs von den Ersatzleuten nehmen und den nördlichen Ausläufer sichern. Damit sollte das Scharfschützenfeuer, unter dem sie beim vorherigen Angriff gelegen hatten, und vor allem das Maschinengewehr ausgeschaltet werden, das seine Position preisgegeben hatte, um auf die Hubschrauber zu schießen. Goodwins angreifender Zug wäre dessen Feuer von hinten ausgesetzt. Cortell würde Connollys Gruppe übernehmen. Fitch und die Befehlsstandsgruppe der Kompanie würden sich zwischen Mellas’ und Goodwins Zug einreihen und hinter ihnen vorrücken, damit Fitch wenigstens eine Chance hatte zu erkennen, was vor sich ging. Die Delta-Kompanie würde einfliegen, um die Befehlsstandsgruppe des Bataillons zu schützen und eine Feuerbasis einzurichten. Die Dritte Gruppe des Ersten Zugs, inzwischen unter dem Befehl von Hamilton, würde zusammen mit Mole und seinem Ladeschützen auf die Westseite gehen und die vom Berg flüchtenden NVA -Soldaten ausschalten oder feindliche Verstärkungen am Eingreifen hindern, falls der Angriff stecken blieb.
    Mellas machte Jacobs zu seinem

Weitere Kostenlose Bücher