Matterhorn
Bunker«, sagte er. Sein Kinn ruckte in Richtung des gehobenen Glases.
»Und alle Gäste«, sagte Hawke.
Wieder trat Schweigen ein, während sie mit ihren Gläsern spielten. »Ah, ihr Knallköpfe«, sagte Murphy. »Ihr wisst einfach nicht, wann’s euch gut geht.«
»Typisch Lebenslänglicher, Murphy«, sagte Mellas. »Ihr findet doch alles gut, und wenn’s noch so beschissen ist. Deswegen kriegen die euch auch immer dazu, ihre beschissenen Jobs zu erledigen.« Mellas kippte den Rest seines Drinks hinunter und stellte das Glas auf den Tisch. »Ihr seid Blödmänner.«
Alle waren still. McCarthy verkniff sich deutlich sichtbar ein Lächeln. Er fing Hawkes Blick auf und schaute dann zu Murphy hinüber. Mellas bekam nicht mit, dass er auf dünnem Eis ging.
»Irgendwer muss die beschissenen Jobs ja erledigen, Mel«, sagte Murphy und schloss die Finger um sein leeres Glas.
»Also, mich kriegen die bestimmt nicht dazu, noch mehr beschissene Jobs zu erledigen, als ich schon erledigt habe. Ich seh zu, dass ich rauskomme. Scheiß auf dich und deine Regierung, wenn du so dämlich bist, dabeizubleiben.«
»Wie soll das Marine Corps jemals seinen Scheiß geregelt kriegen, wenn ihr feigen Arschlöcher euch vom Acker macht, bloß weil ihr meint, ihr könnt woanders mehr Geld verdienen?«
»Quatsch keinen Scheiß, Murphy. Die könnten mir alles Geld der Welt bieten, das hat damit überhaupt nichts zu tun.«
»Warum gehst du dann?«
»Weil ich es hasse, deswegen«, sagte Mellas. »Ich hab die Scheißlügen satt und dass ich die Lügen mit Blut zudecken muss.«
»Darauf trinke ich«, sagte McCarthy und rülpste.
»Scheiße, das ist doch keine Antwort«, sagte Murphy. Seine kräftigen Unterarme lagen in Bourbon-Pfützen. Die anderen lehnten sich, ein dümmliches Grinsen im Gesicht, auf ihren Stühlen zurück und sahen zu, wie Mellas und Murphy, der Hase und der Bär, sich in die Wolle kriegten. »Ihr macht euch vom Acker, überlasst das Corps den Lügnern und Arschlöchern, und die Mannschaften werden noch übler gefickt. Ihr seid bloß zu feige, öffentlich mit einem verdammten Kurzhaarschnitt aufzustehen, weil ihr Schiss habt, dass ihr so keine ins Bett kriegt.«
Anstatt zu akzeptieren, dass die Stichelei wehtat, weil sie stimmte, verlor Mellas die Beherrschung. »Scheiße, steh du mal lieber auf«, sagte er und kam vom Stuhl hoch. Seine Fäuste waren geballt.
McCarthy zog ihn hinten an seinem Feldhemd herunter. »Krieg dich ein, Mellas, Murphy macht dich platt. Bloß weil er einen wunden Punkt getroffen hat, brauchst du noch lange nicht zum Menschenopfer zu werden.«
»Murphy hat recht«, sagte Hawke. »Mellas, wie viele Frauen, die auf dem College waren und nicht aus dem Süden sind, hast du gehabt, seit du im Corps bist?«
»Überhaupt keine, so sieht’s aus«, antwortete McCarthy für ihn.
»Genau«, sagte Hawke. »Du gehst nach D. C., und da gibt’s alle möglichen College-Bräute, die für alle möglichen Behörden arbeiten, aber du stehst da mit deinem Scheißkurzhaarschnitt und bist in Georgetown praktisch der Nigger.«
»Vielen Dank, Theodore J. Hawke«, sagte Mellas. »Noch so’n Philosoph in Erbsengrün.« Er dachte an Karen Elsked und fühlte sich leer.
Hawke lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Du glaubst, ich lüge? Sechs Monate« – er zeigte mit dem Finger auf Mellas und McCarthy – »Sechs Monate, nachdem ihr aus dem Corps raus seid, falls ihr überhaupt lebend von hier wegkommt, seid ihr beide langhaarige, rot angehauchte Klugscheißer, die allen erzählen, wie beschissen der Krieg ist und dass ihr’s schon immer gewusst habt. Und wisst ihr was? Ihr lügt. Ihr lügt, damit ihr in der Welt da draußen vorwärtskommt. Ihr werdet euch die Haare bis zum Arsch wachsen lassen, Dope rauchen und demonstrieren und protestieren und Scheißperlenkettchen und Sandalen tragen genau wie alle anderen. Und zwar nur deshalb, damit ihr bei den Bräuten ankommt.«
»Leck mich am Arsch, Hawke«, sagte McCarthy.
»Von wegen.« Hawke beugte sich zum Tisch vor. »Ihr werdet beide Angst davor haben, in die Welt zurückzukehren und diesen ganzen Arschlöchern zu sagen, dass ihr gute Marines wart. Nicht dass ihr legendäre Marines gewesen wärt. Ihr wart nicht mal die besten. Aber ihr wart gut. Und ihr werdet versuchen, allen einzureden, wie schlecht ihr wart und wie leid es euch tut, damit ihr nicht erklären müsst, wie es wirklich ist. Wie gut es sich anfühlen kann, etwas so Schlechtes zu tun.«
»Du bist
Weitere Kostenlose Bücher