Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
waren und dass die Neuen wahnsinnig nervös sein würden.
    Er griff in sein Marschgepäck und zog die Flasche Jack Daniel’s hervor. »Weiß man schon, wie’s weitergeht?«
    Der neue Lieutenant sagte ihm, sie würden auf den Eiger verlegt und etwa eine Woche dort bleiben, um die Artilleriebatterie zu schützen. Zugleich werde die Charlie-Kompanie in dem Flusstal nördlich vom Eiger abgesetzt und von dort aus in Richtung Norden marschieren. Nach einer Woche würden die beiden Kompanien tauschen. Die Alpha-Kompanie befinde sich bereits auf Sky Cap, während die Delta-Kompanie das Tal des Suoi Tien Hien unmittelbar östlich davon durchkämme.
    »Wann brechen wir auf?«, fragte Mellas.
    »Morgen um null sechshundert.«
    Mellas grunzte. »Dann hab ich ja heute Nacht noch Zeit, mir einen anzusaufen.« Er hielt dem neuen Lieutenant und den beiden Staff Sergeants die Flasche entgegen. »Will noch jemand? Ist eure letzte Chance.«
    Jeder ließ sich einen Schluck in einen Kaffeebecher oder den Deckel einer Feldflasche eingießen, um Mellas zu zeigen, dass sie ihm freundlich gesinnt waren.
    »Meinen Sie, die Charlie-Kompanie muss mit Beschuss rechnen, wenn sie abgesetzt wird?«, fragte der Lieutenant vorgebeugt, den Becher zwischen den Knien haltend.
    »Scheiße, sehe ich vielleicht wie ’ne Zigeunerin aus?«, witzelte Mellas. »Nein. Das glaube ich nicht.« Er betrachtete die bernsteinfarbene Flüssigkeit, die das Kerzenlicht reflektierte. »Wie sieht’s mit den Mannschaften aus?«
    »Wir haben eine Menge Frischlinge, Lieutenant.« Es war der andere Staff Sergeant, Bentham, der sich zu Wort gemeldet hatte. Überrascht sah Mellas ihn an. Er klang, als hätte er schon Gefechtserfahrung. Dafür war Mellas dankbar. Wahrscheinlich hatte er es bei seinem letzten Einsatz zum Sergeant gebracht, war dann draußen in der Welt zum Staff Sergeant befördert und hierher verfrachtet worden, sobald seine zweijährige Gnadenfrist vorbei war.
    »Welchen Zug haben Sie?«
    »Den Dritten. So lange, bis wir noch einen Lieutenant kriegen.«
    »Und Sie beide?«, fragte Mellas die anderen.
    »Ich übernehme mit Lieutenant Goodwin den Zweiten«, sagte der Staff Sergeant mit dem Messer im Stiefel.
    »Und ich habe Ihren alten Zug«, sagte LaValley lächelnd.
    »Es ist nicht meiner«, sagte Mellas lachend. »Für alle Ihre Probleme können Sie jemandem namens Fracasso die Schuld geben. Alles, was klappt, lasse ich natürlich mir als Verdienst anrechnen.«
    »Ich hab gehört, die Jungs hatten nicht viel Zeit, Lieutenant Fracasso kennenzulernen«, sagte LaValley.
    Mellas ließ den Whiskey kreisen. »Nein. Aber er war ein prima Kerl. Und der Zug, das war schon sein Zug.« Er sah LaValley an und verspürte eine Welle von Traurigkeit. Dann kippte er seinen Whiskey hinunter und grinste trotz des leeren Lochs in ihm, das der Whiskey nicht füllen konnte. »Machen Sie sich mal keine Gedanken. Die werden ruckzuck Ihr Haufen sein. Wenn man eine Weile hier ist, kann man in einer Sekunde einen Gewinner von einem Verlierer unterscheiden. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
    Mellas versuchte, beim Reden alle einzubeziehen, und er war sich sicher, dass sich auch jeder einbezogen fühlte. Aber er wusste, dass auch der Jayhawk einen Gewinner von einem Verlierer unterscheiden konnte. Der Typ mit dem Scheißmesser im Stiefel würde mit Scar gehen, damit der dafür sorgen konnte, dass er nicht allzu viel Schaden anrichtete.
    »Was mich angeht«, fügte Mellas hinzu, »ich suche jetzt ein paar Kumpel von mir, und dann sauf ich mir einen an, bis ich nur noch auf den Kniescheiben gehen kann. Und wenn ich das einigermaßen hinkriege, dann müsst ihr vielleicht morgen die Kompanie übernehmen, während der Skipper und sein XO versuchen, wieder zu Bewusstsein zu kommen.«
    Sie lachten, und er ging hinaus, um nach Hawke und Goodwin zu suchen. Er sah einen einsamen Marine mit einem Handtuch um den Hals und einer Seifenschachtel in der Hand die Straße heraufkommen. Wollte vor der Operation wahrscheinlich ein letztes Mal duschen.
    »Lieutenant Mellas«, rief der Mann, »wir haben gehört, dass Sie wieder da sind.«
    Es war Fisher.
    »Ach du Schande, Fisher. Ich dachte, Sie wären längst wieder draußen in der Welt. Was müssen wir eigentlich tun, um von diesem Scheißort wegzukommen?«
    »Keine Ahnung. Sir. Uns umbringen lassen, wahrscheinlich.«
    Beide hielten angesichts der Worte inne; dann lachten sie beide.
    Breit grinsend gaben sie einander die Hand.
    »Sind Sie

Weitere Kostenlose Bücher