Matterhorn
besoffen«, sagte McCarthy, »aber darauf trinke ich.« Er leerte sein Glas und knallte es dann auf den Tisch. »Scheiße, ich hab mich freiwillig gemeldet.«
»Haben wir das nicht alle?«, sagte Mellas. Er stand auf und fiel beinahe hin, als er sein Glas hob. »Auf die Scheißfreiwilligen.« Alle standen feierlich auf. Hawke schwankte unsicher. Murphy und Goodwin stützten sich gegenseitig. Sie stießen miteinander an und tranken. Dann drehte sich Mellas um und sah Hawke direkt an. Er hielt sich das leere Glas vors Gesicht, blickte mit seinem gesunden Auge darüber hinweg auf Hawke und sagte ruhig: »Bravo ist gestorben. Bravo ist auferstanden. Bravo wird wieder kämpfen.« Dann hob er das Glas über seinen Kopf. »Mea culpa«, fügte er hinzu.
Hawkes Blick schärfte sich einen Moment lang, und er schlug feierlich das Kreuz. »Absolution«, sagte er leicht lallend. Sein Blick trübte sich wieder. Mellas lächelte dankbar, und er und Hawke stießen miteinander an. Einen Moment lang betrachtete Mellas sein leeres Glas, dann ließ er es auf den Boden fallen. Es zerbrach. Er nahm ein volles Glas und hielt es sich über den Kopf, während er eine komplette Kehrtwendung vollzog. Dann tauchte er Daumen und zwei Finger in den Whiskey, begann die Umstehenden mit feierlichen, zeremoniellen Handbewegungen zu salben und intonierte dazu: »Dulce et decorum est pro patria mori. Dulce et decorum est pro patria mori.«
Hawke kniete nieder und streckte die Zunge heraus. McCarthy legte feierlich ein Stück Cracker darauf. Er ergriff mit beiden Händen ein Whiskeyglas und goss den Inhalt langsam über Hawkes Kopf. Der Whiskey troff Hawke übers Gesicht. Dann schlug McCarthy das Kreuz über Hawkes Kopf und intonierte: »Im Namen des Colonels und des Three und des verschnarchten Kongresses.«
Die Zunge herausgestreckt, kniete Hawke auf dem Boden und fing die bernsteinfarbene Flüssigkeit auf, die ihm übers Gesicht rann. Dann hielt McCarthy die zu einem V gespreizten Finger hoch und drehte sich, den Arm hoch über den Kopf gehoben, langsam um. Vor den mittlerweile stummen Zuhörern intonierte er: »Frieden. Meinen Frieden bringe ich euch.« Dann drehte er sich, Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinandergelegt und die Hand hoch über dem Kopf, einmal komplett im Kreis und sagte: »Erlöse uns von allen Übeln und gewähre uns Frieden in unserer Zeit.« Danach nahm er das leere Glas, betrachtete es kurz und schmetterte es gegen die Wand. Hawke ließ sich nach hinten fallen, lag, alle viere von sich gestreckt, auf dem Boden und starrte betrunken zur Decke auf.
»Hey, Jack«, sagte Goodwin, »die Party wird mir zu religiös, Scheiße noch mal.«
In Cassidys Bude ließen sie ein paar Bier herumgehen. Sie empfanden die Nähe, die sich aus dem Teilen ergibt, wie beim Rauchen einer Friedenspfeife. Hawke erzählte von seiner Squaw Nummer eins. Sie hatte ihm geschrieben, sie habe jetzt einen neuen Freund und könne ihm, Hawke, nicht mehr schreiben, weil sie das, was er tue, ablehne. Die fünf tranken auf ihre Gesundheit und ihre Charakterstärke. Mellas spürte, dass Hawke schwer gekränkt war, doch der ließ sich nichts anmerken, trank mit den anderen und machte sich über das Ende der Beziehung lustig.
Irgendwann war alles Bier getrunken, und Goodwin, Murphy und McCarthy spazierten los, um noch zwei Stunden zu schlafen, bevor es mit der Operation losging. Hawke und Mellas blieben allein zurück. Mellas war völlig hinüber, und in seinem Kopf drehte sich alles. Er wollte schlafen, wusste aber, dass dies ihr letzter gemeinsamer Abend war, ehe ihre neue offizielle Beziehung alles wieder komplizierter würde. Morgen würde Hawke der Skipper und Mellas der XO sein.
In verlegenem Schweigen spielten sie mit den leeren Bierdosen herum. Schließlich warf Mellas seine Bierdose locker Hawke zu und sagte: »Hast du Angst, in den Busch zurückzugehen?«
»Was glaubst du denn, warum ich mich besoffen habe?«
Sie schwiegen einen Moment lang.
»Ich bin froh, dass du die Kompanie gekriegt hast, Ted. Es wäre eine Katastrophe gewesen, wenn ich sie gekriegt hätte.«
Hawke lächelte und schüttelte den Kopf. »Mellas, du blöder Idiot, du hast nicht die geringste Chance gehabt, sie zu kriegen. Du bist immer noch ein Frischling.«
Mellas lächelte und nickte zustimmend. »Ja, aber es wäre trotzdem eine Katastrophe gewesen.«
»Scheiße, Mellas. Noch einen Monat oder so, dann bist du First Lieutenant, und noch ein paar Monate später hast du’s
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