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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Wasser. Er legte den Finger auf die wahrscheinlichste Stelle, hatte aber immer noch das Gefühl, dass es dieselbe Position war, die er beim letzten Mal durchgegeben hatte. Er sah Daniels an und hob die Augenbrauen. Daniels bewegte einen Finger zu einem Punkt auf seiner eigenen Karte, die seine eigenen merkwürdigen Bleistiftmarkierungen und Eselsohren trug; er traute keiner anderen. Er sah nach, wohin Mellas auf seiner Karte zeigte. Daumen hoch. Mellas gab die Position durch. Falls er sich irrte, konnten die Granaten statt des Feindes Riders Team oder sie selbst treffen.
    Fitch ging aus der Leitung und ließ Corporal Devon, den Gruppenführer der 60 -Millimeter-Mörser, ans Gerät.
    Daniels fing zu reden an. »Bravo Whiskey, Bravo One One, Einsatzbefehl. Over.«
    Und Mellas hatte nichts zu tun.
    Er setzte sich, während Daniels den Einsatzbefehl gab. Er bemerkte, dass es dort, wo sie in Stellung gegangen waren, Ameisen auf dem Boden gab. Von einigen Männern, die unter dem Laubwerk lagen, konnte er kaum den Rücken sehen. Ein Vogel zwitscherte. Er wusste nicht, ob das Ganze nicht bloß dämliche Zeitverschwendung war.
    Das dumpfe Ploppen von abgefeuerten Granaten ließ ihn zusammenfahren. Angesichts der vielen Stunden, die sie marschiert waren, wunderte er sich, dass die Geräusche so nahe klangen. Man hörte ein Rauschen und ein jähes Krachen, als die 60 -Millimeter-Granaten fast senkrecht herunterkamen. Die Einschläge waren gedämpft und schienen weit weg zu sein. Mellas fragte sich, ob sie die Karte so schlecht gelesen hatten.
    »Rechts fünfzig. Einhundert zurück«, flüsterte Daniels, der allein nach dem Gehör korrigierte. Die zweite Salve ging genau auf dem Kamm über ihnen nieder. Da die Geräusche nicht mehr vom Gelände abgedeckt wurden, waren sie zehnmal so laut. Daniels forderte vier Salven an. Dann korrigierte er nach rechts und forderte vier weitere an. Mellas war verblüfft: Alles lief ganz technisch ab, dabei kamen hier wahrscheinlich Menschen um.
    Pat lag ruhig neben Arran, der an einen Baumstamm gelehnt dasaß. Der Hund hechelte und machte deshalb den Eindruck, als grinste er. Er hatte seine merkwürdig rötlichen Ohren aufgestellt.
    Aus dem Funkgerät kam ein Flüstern. Skosh gab Mellas den Handapparat. »Ich muss wissen, was mit dem Basketball-Team los ist.« Es war Fitch, der den Funkcode für einen Stoßtrupp verwendete. »Big John Six will es wissen. Und Golf Six will wissen, warum er in Bereitschaft steht und keinen Einsatzbefehl kriegt. Over.«
    »Sagen Sie ihm, Buchstabe Delta hält den Winkel für ungünstig. Wir liegen in der Abdeckung eines Kamms, und die Mörser können das Ziel besser treffen. Und ich kann nicht einfach losmarschieren und das verdammte Baseball-Team fragen, wie der Spielstand ist, weil ich nämlich gar nicht genau weiß, wo sie sind. Und das ist der zweite Grund, warum wir die Artillerie im Augenblick nicht wollen. Over.«
    Fitch reagierte mit Gelächter. »Okay. Geben Sie umgehend Bescheid. Six out.«
    Eine Ameise biss Mellas, der einen Aufschrei unterdrückte. Er bemerkte, dass Pat die Pfoten auf den Boden drückte und den Kopf nach hinten reckte, als wollte er die Ameisen wegschieben. Mehrere von den Jungs sprühten sich Insektenschutzmittel auf Gesicht und Beine. Er sah auf seine Armbanduhr. Es waren erst fünf Minuten vergangen. Weitere Granaten gingen im Dschungel nieder; die Explosionen erschütterten den Boden unter ihnen, schienen aber dennoch irgendwie weit weg zu sein. Mellas schlug nach einer Fliege und verfehlte sie. Sie kreiste von ihm weg und landete auf Skosh, der genau das Gleiche tat. Wieder verstrichen zwei Minuten. Daniels sagte den Mörser-Teams, sie sollten das Feuer kurz unterbrechen. Einer von den Jungs bewegte vorsichtig das Bein hin und her, vermutlich um die Blutzirkulation in seinem eingeschlafenen Fuß wieder in Gang zu bringen. Die Fliege landete erneut auf Mellas. Dann explodierte der Dschungel.
    Es war, als hätte jemand den Vorhang aus Stille zerrissen. Die auf Feuerstoß gestellten M 16 gaben ein helles Knattern von sich, das Mellas zusammenzucken und die Augen zukneifen ließ. Nur wenige Meter vor sich konnte er das langsamere, wuchtigere Hämmern der schwerkalibrigeren AK 47 der NVA hören. Nachdem er sein Gesicht zunächst im Boden vergraben hatte, hob er nun den Blick und versuchte, durch den Dschungel zu erkennen, wo das Geräusch herkam. Rasche Feuerstöße der leichteren, mit höherer Mündungsgeschwindigkeit schießenden M 16

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