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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Vorher hatte das keine Rolle gespielt, weil Delta ursprünglich mit allen anderen zur VCB hatte zurückkehren sollen. Dann fiel ihm ein, dass – weil Charlie ja nun zur VCB anstatt aufs Matterhorn zurückkehrte – die Golf-Batterie und das Bataillonshauptquartier zur Zeit des Austauschs, wenn auch nur kurz, ohne Schutz sein würden. Das verdrängte die Frage nach der Versorgung von Delta aus seinen Gedanken.
    »Sir«, sagte er zu Simpson. »Ich denke gerade über die Deckung für die Batterie nach. Ohne die Bravo-Kompanie wird sie eine Zeit lang ohne Schutz sein, bis wir sie zur VCB zurückverlegt haben.«
    »Wovon reden wir hier? Von ein paar Stunden? Blakely, das sind Marines. Wenn die Gooks so dämlich sind, uns anzugreifen, dann hält die Batterie sie hin, und anstatt Delta im Tal abzusetzen, setzen wir sie einfach wieder hier oben ab und killen die Gooks von beiden Seiten.« Er legte Blakely den Arm um die Schulter. »Sie sind ein verdammt guter Stabsoffizier, Blakely, aber Sie sind ein alter Schwarzseher.« Er nahm Blakely das Glas aus der Hand und goss Wild Turkey nach. »Und jetzt entspannen Sie sich. Das ist ein Befehl.« Er reichte Blakely das volle Glas zurück.
    Blakely lächelte ihm zu und nahm das Glas. »Wie käme ich dazu, einen Befehl zu missachten, Sir.«
    »Da haben Sie verdammt recht.«
    Blakely nahm einen Schluck. Verdammt, für guten Whiskey hatte Simpson ein Händchen. Von seinem Magen aus breitete sich die Glut in Arme und Beine aus. Er fühlte sich gut. Für die Batterie gab es nur eine kleine Zeitlücke, in der sie verwundbar war, in der sie sich selbst schützen musste. Er sah die Sache wohl wirklich zu schwarz – Simpson hatte recht. Für einen Moment fragte sich Blakely, wer eigentlich die verlassenen Bunker auf dem Matterhorn sprengte, doch genau da brachen die anderen Offiziere in Gelächter aus. Simpson hatte von irgendwoher eine weitere Flasche Wild Turkey zutage gefördert und öffnete sie mit breitem Grinsen. Er muss doch genauso müde sein wie ich, dachte Blakely. Doch auch in der Hinsicht hatte der Colonel vermutlich recht – er, Blakely, sollte sich mehr entspannen. Außerdem würde es sich gar nicht günstig auf seine Eignungsbeurteilungen auswirken, wenn er den Spielverderber machte und es sich mit Simpson verdarb. Kein Mensch mochte Spielverderber. Im Übrigen brauchte Simpson ihn. Simpson hatte Mumm, keine Frage; man kriegte beim Marine Corps nicht so leicht einen Silver Star. Die Feinarbeit dagegen war nicht so Simpsons Fall. Aber dafür hatte er ja auch ihn, Blakely. Genüsslich nahm Blakely einen weiteren Schluck. Es war der reinste Albtraum gewesen, alles wieder umzukrempeln, sobald Simpson erfahren hatte, dass er zwei Kompanien ins Tal schicken durfte, anstatt das ganze Bataillon nach Cam Lo zu führen. Eine kleine Änderung, bloß eine, und die ganzen Scheißlebensmittel und die Munition, die schon komplett für den Abtransport in eine Richtung vorbereitet waren, mussten umdirigiert werden, damit sie woanders hingehen konnten. Gute Stabsarbeit war kompliziert. Blakelys Gedanken schweiften; er hörte den Witzen und Geschichten der anderen Offiziere nur noch halb zu. Er wünschte, er wäre zu Hause. Er wünschte, er schliefe. Er kippte den Rest des Whiskeys hinunter. Was war falsch daran, die Chance zu nutzen, sich zu entspannen? Wenn alle sich betranken, bevor die Operation bei Cam Lo anlief, warum sollte er sich dann ausschließen? Schließlich wollte man sich doch als guter Teamplayer erweisen.
    Vor Tagesanbruch sammelte sich die Bravo-Kompanie in Heli-Teams an der LZ . Voll beladen, schwer und unbeweglich kauerten die Männer in einer Reihe, die sich bis unterhalb des Bergkamms erstreckte, und warteten auf die Hubschrauber, die mit Tagesanbruch kommen sollten. Die Artillerieleute waren damit beschäftigt, ihre Ausrüstung zusammenzupacken, traten dabei zwischen die am Boden hockenden Infanteristen und stiegen manchmal auch über sie. Manche betrachteten die Infanteristen neugierig, doch die meisten versuchten, sie zu ignorieren, um möglichst wenig an ihrem Schicksal teilzuhaben.
    Als jedoch Vancouver im Halbdunkel des dämmernden Morgens über die LZ schlenderte, war es sogar um die bemühte Gleichgültigkeit der Artillerieleute geschehen.
    »Ach du Scheiße, wo ist der denn entlaufen?«
    »Aus ’nem Scheißfilm. Hast du nicht gewusst, dass das Corps aus dieser Operation einen Film macht?«
    »John Wayne haben sie nicht gekriegt, also haben sie den da

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