Matterhorn
Fersen und spielte mit einem Stock. Sein ewiges Herumgealbere während des Baus hatte ihnen allen gutgetan. Jetzt, bei der Besprechung, war er stumm geblieben.
Während Mellas nach der Besprechung den Hang hinunterstapfte, fragte er sich, wie er den Jungs die Nachricht beibringen sollte, dass sie die Bunker für nichts und wieder nichts gebaut hatten. Nach all den Tagen, in denen sie ins Tal geschaut, sich gefragt hatten, wie es dort wohl war, und sich Sorgen über den Marsch dorthin gemacht hatten, konnte er es noch gar nicht fassen, dass es jetzt tatsächlich losging, einfach so. Auf das Wort eines Mannes hin, den er kaum kannte, war seine ganze Welt mit einem Schlag eine andere geworden. Der Zug konnte in einer halben Stunde marschfertig sein. Sie mussten lediglich ihren Proviant und ihre Munition zusammenpacken. Aber er fand, dass mehr Zeit zur Verfügung stehen, dass irgendein Vorbereitungsritual stattfinden sollte, bevor sie in dieses dunkle Tal eintauchten.
Als Mellas seinen Unterschlupf erreichte, waren schon alle da. Es war deutlich, dass sie Bescheid wussten. Jackson, mittlerweile Führer der Dritten Gruppe, hatte sein Notizbuch gezückt und hielt seinen Stift bereit; er machte ein sehr ernstes Gesicht. Bass hatte Jackson die Entscheidung eröffnet, ihn in Jancs Abwesenheit zum vorübergehenden Gruppenführer zu machen, und keinerlei Alternativen genannt, sondern ihm einfach gesagt, dass er es ab sofort war. Das war der beste Weg, um das Problem zu entschärfen, dass Jackson sich wegen der Reaktion der Brothers Gedanken machte. Connolly, der Führer der Ersten Gruppe, stand mit gespreizten Beinen und in den Hüften gestemmten Händen da und schaute auf Mellas’ C-Ration-Schachtel hinab. Er spuckte immer wieder in die Schachtel, ganz unbewusst, wie es schien. Ab und zu blickte er aufs Tal hinaus und fluchte; das Genäsel seines Bostoner Akzents war gerade so laut, dass man es hörte. »Schöne Scheiße, Mann. Scheißcorps. So ist das.« Dann spuckte er wieder in die Schachtel, und Mellas wand sich innerlich, weil er wahrscheinlich eines der Päckchen, auf die Connolly gespuckt hatte, würde öffnen müssen. Er sagte allerdings nichts, weil er das Gefühl hatte, das war nicht der richtige Zeitpunkt. Auch Jacobs, der die Zweite Gruppe von Fisher übernommen hatte, starrte den Hang hinab auf den Nebel unter ihnen. Er drehte sich mit blitzenden Augen zu Mellas um. »Sch-scheiß Bunker. F-für nichts und wieder nichts.« Dann wandte er sich wieder dem Nebel zu und sagte nichts mehr. Mellas kannte die Kompaniegeschichte so gut wie jeder von ihnen. Die Bravo-Kompanie hatte noch nie eine Operation durchgeführt, ohne mindestens drei Gefallene gehabt zu haben.
»So ist das, ihr Pissnelken«, krähte Jancowitz. »Das seid ihr wohl mal wieder die Gefickten. Ich gehe nach Bangkok, und Susi vögelt mich dumm und dämlich. Ha, ha.«
»Dumm und dämlich warst du schon, als du deine Dienstzeit verlängert hast«, sagte Connolly.
Mellas schlug rasch sein Notizbuch auf. »Das reicht jetzt, Conman.« Er begann, alle Informationen weiterzugeben, die er bei der Besprechung der Actuals bekommen hatte.
»Wer geht als Erster zur Zone?«, fragte Bass. Er schnitzte gerade einen weiteren Tag in seinen Short-Timer-Stock ein.
»Scar«, erwiderte Mellas, den es ärgerte, dass Fitch Goodwin und nicht ihn für die wichtige Aufgabe bestimmt hatte, die Landezone im Tal zu sichern. Trotz seiner Angst hatte er sich freiwillig dafür melden wollen, bloß damit Fitch wusste, dass er ein anständiger Kerl war.
»Gut«, knurrte Bass. »Beim letzten Mal waren wir nämlich dran.«
Mellas fuhr fort, Koordinaten, Funkrufnamen, Änderungen von Kürzeln bekannt zu geben – all die Einzelheiten, die die täglichen Operationen einer Infanterieeinheit ausmachen.
Bass organisierte sofort Arbeitsgruppen in der Dunkelheit am oberen Ende der LZ , wo die 60 -Millimeter-Mörsergruppe der Kompanie stand. Dort verteilte er die Granaten, die jeweils etwas mehr als drei Pfund wogen. Jeder Marine befestigte zwei an seinem Marschgepäck. Sogar die Funker schnallten sich eine unter ihr Funkgerät. Damit verfügte die Kompanie über mehr als vierhundert Granaten und wurde zu einer Respekt einflößenden kleinen Artilleriestreitmacht.
Mellas befestigte zwei der Granaten – die noch immer ordentlich in Papprohren verpackt waren – mit Draht am Boden seines Marschgepäcks. Als er damit fertig war, so viel Proviant wie möglich in seinen Rucksack zu stopfen,
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