Matterhorn
erfolgreich gewesen war, wo die Alpha-Kompanie bei einem ähnlichen Hinterhalt so große Verluste erlitten hatte. Sein Überdrehtheit hielt noch an, als sie am Nachmittag das Munitionsversteck erreichten, während am grauen Himmel das Licht verblasste.
Bei dem Munitionsversteck wurde Mellas bitter enttäuscht.
Er konnte nicht glauben, dass all die Berichte über die Zerstörung von Bunkern durch Air Force und Navy, die er gelesen hatte, sich auf etwas bezogen, wie er es hier vor sich hatte: drei in den feuchtkalten Boden gegrabene und mit Baumstämmen und Erde abgedeckte Löcher.
In den Erdlöchern befanden sich zehn 120 -Millimeter-Raketen, einige Hundert 82 -Millimeter-Mörsergranaten, achtzig kleine 61 -Millimeter-Mörsergranaten, so viel AK 47 -Munition, dass es einem Zug für ein Gefecht reichte, und einiges an medizinischem Bedarfsmaterial, gespendet vom englischen Roten Kreuz.
Hawke wirkte seltsam euphorisch. Er brach in den Hawke Dance aus, stieg dann auf einen der Bunker, schleuderte Mullbinden in die Höhe wie Luftschlangen und schrie so laut er konnte: »Scheißengländer! Ich hab doch gleich gewusst, dass die Scheißengländer hinter diesem Krieg stecken!« Er lachte und warf eine weitere Mullbinde, die sich in den Bäumen verfing. Das Weiß wirkte wie ein Fremdkörper vor dem dunklen Baldachin.
Die Kompanie nahm Jayhawks Albernheiten größtenteils schulterzuckend hin. Cassidy organisierte einen Arbeitstrupp, und bald wurde die Munition in eine Grube geschleppt, wo er, Samms, Bass und Ridlow sich gemeinsam voller Freude daran machten, sie in die Luft zu jagen.
Alles zog die Köpfe ein, und sie lösten die Zündung aus. Es gab eine gewaltige Explosion, bei der allerdings nicht einmal ein Viertel der Munition hochging. Der Rest wirbelte himmelwärts und verteilte sich über das Gelände. Die Jungs buhten. Cassidy lachte und befahl den Buhenden umgehend, die Munition einzusammeln. Die Marines murrten. »Wir haben bestimmt die einzigen Scheißlebenslänglichen im ganzen Corps, die es nicht hinkriegen, ein Scheißmunitionsversteck hochzujagen.« Sie warteten eine Stunde ab, um sicherzugehen, dass es in der Grube nicht zu Selbstzündungen kam, und legten dann erneut Sprengladungen. Diesmal deckten sie die Munition mit Steinen und Erde ab, um die Explosion zu dämmen.
Die Platoon Sergeants mussten selbst über das Absurde der Situation lachen. Die meisten Leute meinten, man könnte in einem Munitionslager kein Streichholz anzünden, ohne alles hochzujagen. Im Grunde genommen waren alle froh. Am nächsten Morgen würden sie wahrscheinlich eine LZ anlegen und bis zum Nachmittag ausgeflogen werden, nachdem ihr Auftrag ohne Verluste – von Williams abgesehen – erledigt war.
Mellas jedoch fühlte sich seltsam unwohl, verspürte eine Beklemmung und eine Leere, die über bloßen Hunger hinausging – er war seit fünf Tagen auf halber Ration und hatte an diesem Tag noch nichts gegessen. Vier Gedanken ließen ihm keine Ruhe. Erstens, wie konnten die Engländer, anscheinend doch höchst zivilisierte Menschen, mit denen sie Seite an Seite gegen die Nazis gekämpft hatten, ihrem Feind, der Nordvietnamesischen Armee, helfen? Jeder Penny, den die Nordvietnamesen durch den Empfang von Spenden sparten, konnte für Munition verwendet werden, die ihn töten konnte. Und jedes gerettete Leben war ein Leben, das ihn töten konnte. Mellas fühlte sich verraten. Zweitens versuchte er immer noch, diese kleinen, mit Baumstämmen abgedeckten und als Bunker bezeichneten Löcher mit den Bildern in seiner Fantasie in Einklang zu bringen, Bildern von Bomben, die Beton und Stahl zerschmetterten, Bildern vom deutschen Westwall, von den Kanonen von Navarone. Drittens, warum zum Teufel waren sie für das bisschen Munition, das mühelos auf zwei Lkws Platz gehabt hätte, den ganzen Weg marschiert, hatten Williams geopfert und hätten – wäre Vancouvers ungewöhnliche Wachsamkeit nicht gewesen – beinahe die ganze Erste Gruppe draufgehen lassen?
Diese Gedanken gingen ihm nicht aus dem Kopf, während er sich abmühte, sein Schützenloch für die Nacht zu graben. Als er fertig war, setzte er sich hin, um sich mit der vierten Frage zu beschäftigen. Sollte er sich seinen letzten Becher Kaffee jetzt oder am nächsten Morgen machen? Der Zug hatte so gut wie keinen Proviant mehr. Er beschloss zu warten. Er machte sich auf die Suche nach Hawke und Fitch, um über Auszeichnungen für das Gefecht zu sprechen, wobei er halb hoffte, selbst
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