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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Conmans Gruppe nach vorn kommen soll. Ihr übernehmt Tail-End Charlie«, sagte er zu Jake. »Sagt Arran, er soll auf die Kommandogruppe warten.«
    Kurz darauf sah man Vancouvers kräftige Gestalt, das modifizierte M 60 um den Hals gehängt, den Pfad entlangkommen. Connolly war nur zwei Mann hinter ihm. Mellas machte dem vorderen Trupp und Connolly die Lage und die Notwendigkeit zur Eile klar. »Aber gehen Sie nur so schnell, wie es für Sie okay ist, Vancouver«, fügte er hinzu. »Es ist mir egal, wie eilig es der Colonel hat, seine kleinen Nadeln auf der Karte umzustecken.«
    »Verstanden, Sir.«
    Sowie Vancouver losmarschierte, suchte sein vor Anspannung zuckender Blick beständig den Pfad ab. Einen vorhandenen Pfad entlangzugehen, um Zeit zu sparen, war, wie er wusste, geradezu eine Einladung zu einem Hinterhalt. Außerdem hatte Robertson etwas gerochen. Er war ein guter Truppenführer und schon eine ganze Weile dabei. Wenn Robertson vorsichtig war, gab es dafür gute Gründe. Aber wenn man der vorderste Mann ist, gibt es immer gute Gründe, vorsichtig zu sein, auch wenn man es nicht eilig hat. Der vorderste Mann ist ganz allein. Ob er nur einen Trupp oder ein ganzes Bataillon hinter sich hat, macht keinen Unterschied. Er sieht niemanden – nur Schatten. Bei jeder Biegung lauert der mögliche Hinterhalt – und den vordersten Mann erwischt es als Ersten. Oder die im Hinterhalt Liegenden lassen, wenn sie besonders clever sind, den vordersten Mann vorbei und schneiden ihn vom Rest der Truppe ab, wenn sie das Feuer auf den Lieutenant und den Funker eröffnen. Es ist, als ginge man auf einer wackeligen Planke über einen Abgrund, während der Wind in sporadischen Böen aus verschiedenen Richtungen weht. Es gibt keine Hilfe. Kein Seil. Keinen Freund, auf den man sich stützen kann. Außerdem macht der Dschungel den vordersten Mann blind. Jedes noch so winzige Geräusch hinter ihm täuscht seine Ohren und übertönt das eine Geräusch, das zu hören ihm das Leben retten könnte. Am liebsten würde er schreien, dass die ganze Welt still sein soll. Er schwitzt an den Händen, weshalb er befürchtet, dass er nicht imstande sein wird, den Abzug zu betätigen. Er verspürt den Drang zu pinkeln, auch wenn er erst vor fünf Minuten gepinkelt hat. Das Herz hämmert ihm im Hals und in der Brust. Er wartet die Ewigkeit ab, bis der Gruppenführer sagt, dass es Zeit ist, sich nach hinten, in Sicherheit zu begeben.
    Vancouver hörte zu denken auf. Angst und Schutzlosigkeit machten jedes Denken unmöglich. Nur das Überleben blieb.
    Es war das merkwürdig gebogene Stück Bambus etwa zehn Meter vor ihm, das die Angstattacke hervorrief, die ihn rettete. Vancouver ließ sich auf die Knie fallen und eröffnete das Feuer. Das Dröhnen des Maschinengewehrs und der Auswurf heißer Patronenhülsen stellten die stille Welt des Dschungels auf den Kopf. Alles war Bewegung – Marines rollten sich vom Pfad, suchten Deckung im Laubwerk, robbten, beteten, krochen um ihr Leben. Vancouver sah nur Schatten, doch die hämmerten ihrerseits mit AK 47 -Sturmgewehren auf ihn ein. Kugeln pfiffen an ihm vorbei und schlugen in den Pfad ein, warfen Erde auf, pflügten die Stelle durch, wo eben noch Marines gewesen waren. Connolly rollte sich ins Unterholz, landete auf dem Rücken, das M 16 an die Brust gedrückt. Noch schoss er nicht, genau wie sie es so oft besprochen hatten.
    Das abgesägte M 60 hörte zu feuern auf. Der Gurt war leer geschossen. Vancouver warf sich neben den Pfad, und Connolly wälzte sich zur Seite, sodass er auf dem Bauch zu liegen kam. Er schoss genau in dem Moment Schnellfeuer, als ein NVA -Soldat aus der Dschungelwand auftauchte, um Vancouver zu erledigen. Connollys Kugeln trafen den NVA -Mann voll in die Brust und ins Gesicht. Der Hinterkopf des Mannes platzte weg. Wieder wälzte sich Connolly herum, fummelte hektisch nach einem neuen Magazin. Rechts von Vancouver, fast schon auf ihm drauf, eröffnete ein M 16 das Feuer, und die Kugeln gellten an seinem rechten Ohr vorbei. Fast unmittelbar danach folgte links von ihm ein weiteres M 16 . Zusammen mit Connolly robbte Vancouver so schnell wie möglich rückwärts. Connolly schob ein zweites Magazin ein und brüllte dabei nach Mole. » MG nach vorn! MG nach vorn! Mole! Verflucht!«
    Vancouver zog einen weiteren Munitionsgurt aus dem Metallkasten auf seiner Brust und legte ihn in die Zuführung des Gewehrs ein. Er hörte Connolly nach Gambaccini, dem M 79 -Mann, und Rider, seinem Ersten

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