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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Spitze von Bravo vor ein paar Stunden bei Gitterkoordinaten 735   649 auf die Spitze einer nordvietnamesischen Infanterieeinheit unbekannter Größe. Zwei bestätigte und zwei wahrscheinliche gefallene Gegner bei keinerlei eigenen Verlusten für die Bravo-Kompanie. Die Suche nach den Leichen blieb ergebnislos.«
    Mulvaney drehte sich zu Blakely und Simpson um. »Da muss aber jemand auf Zack gewesen sein«, sagte er. »War es Spitze gegen Spitze oder ein Hinterhalt?« Tatsächlich wusste Mulvaney bereits, dass es der große blonde Kanadier mit dem abgesägten M 60 gewesen war, der einen Hinterhalt vereitelt hatte. Sein Jeepfahrer hatte die Geschichte von einem der Funker des Ersten Bataillons. Der Skipper von Bravo musste es furchtbar eilig gehabt haben, dass er einen Pfad entlanggerast war, auf dem schon einmal eine andere Kompanie angegriffen worden war. Der junge Lieutenant war tatsächlich ein Glückspilz. Hatte wahrscheinlich noch nicht gelernt, wann er aufs Tempo drücken musste und wann nicht. Mulvaney würde mal mit ihm darüber reden müssen, wenn sich eine Gelegenheit ergab.
    Simpson räusperte sich, und sein Gesicht lief rot an. »Um Ihre Frage zu beantworten, Sir, offenbar hat der vorderste Mann von Bravo als Erster geschossen, und die vorderste Gruppe hat sich zurückgezogen und Deckung genommen. Wir haben von Spitze gegen Spitze gesprochen, weil uns das am seriösesten erschien.«
    Mulvaney gab ein kurzes Knurren von sich und drehte sich nach vorn, um den Rest der Lagebesprechung über sich ergehen zu lassen. Was zum Geier Simpson gegen das Vereiteln eines Hinterhalts hatte, war ihm schleierhaft.
    Nachdem er diverse Berichte überstanden hatte – den des Navy-Arztes, der erzählte, wie viele Marines sein Krankenrevier durchliefen, den des für Kongressanfragen zuständigen Offiziers, der erzählte, wie viele Briefe aufgebrachter Kongressabgeordneter er bearbeitet hatte, die auf Briefe aufgebrachter Mütter und Ehefrauen reagierten, und den des Verbindungsmannes zum Roten Kreuz, der von Angehörigen erzählte, die keine Zahlungsanweisungen bekamen –, konnte Mulvaney endlich von seinem Stuhl aufstehen und sich an seine Offiziere wenden.
    »Wie Sie bereits wissen, meine Herren, nimmt die Fünfte Marinedivision weiterhin an einer kombinierten Abriegelungs- und Suchoperation mit der Ersten Division der ARVN teil. Unser Hauptziel ist, wie Sie ebenfalls wissen, Cam Lo.« Mulvaney wandte sich der großen Landkarte zu und begann, das geplante Vorgehen für den nächsten Tag der laufenden Operation zu erläutern, wobei er die ganze Zeit das Gefühl hatte, er habe sein Regiment im Stich gelassen. Mit den verdammten Gooks zusammenzuarbeiten, entsprach nicht seiner Vorstellung von einem Krieg, zumal wohl nichts anderes dabei herauskommen würde, als dass in Cam Lo ein paar alte politische Rechnungen unter Vietnamesen beglichen wurden. Einige SEAL -Teams operierten mittlerweile schon seit Jahren in den Dörfern und brachten »bekannte Vietcong-Führer« um, aber woher zum Geier kamen solche Informationen eigentlich? Angeblich von der CIA , aber von denen trieb sich keiner in den Dörfern rum. Mein Gott, das waren alles eins fünfundachtzig große, weiße Jungs aus Yale. Woher also kriegten sie ihre Informationen? Wahrscheinlich von einem der verdammten Geheimbünde, die bloß den Führer eines anderen Geheimbunds verpfiffen, um sich irgendeinen Drogenmarkt unter den Nagel zu reißen, und ihre Drecksarbeit mit freundlicher Unterstützung der United States Navy erledigen ließen. Sämtliche Führungskader des Vietcong – falls es dort überhaupt noch Vietcong in nennenswerter Zahl gab, nachdem ihre Kumpel aus Nordvietnam sie während der Tet-Offensive als Kanonenfutter verwendet hatten – waren bestimmt längst verschwunden, sobald das Ganze durch die Sicherheitslöcher der südvietnamesischen Armee, der ARVN , durchgesickert war. Ja, nach Cam Lo würde es ganz sicher zu einer Machtverschiebung bei den Geheimbünden kommen, sinnierte Mulvaney, die CIA -Leute würden für dumm verkauft werden, und seine Marines würden den Preis bezahlen. Er hatte große Lust, der CIA in den Arsch zu treten und der ARVN den dürren Hals umzudrehen.
    »Simpson«, sagte er. »Ich werde Sie enttäuschen müssen. Wir müssen das Gebiet um das Matterhorn endgültig räumen. Ich kann es mir nicht leisten, auch nur Teile von Mutter’s Ridge aufzugeben. In der Gegend von Khe San geben mir Lookout und Sherpa Deckung. Die Division will,

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