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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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mehr gesehen.« Er ging schlaksigen Schritts über den kurzen Flur mit patinierter Blümchentapete und ohne jedes Bild, nur ein paar Holzhaken, an denen drei Trainingsjacken hingen, eine aus Ballonseide, darunter zwei Paar Turnschuhe, die auch schon auf ein langes gefülltes Leben zurückblickten. Rudi parkte seinen knochigen Körper auf einem fleckigen Dreiersofa.
    »Was soll der Scheiß?«, fragte er, als hätten sie sich nicht längst geeinigt.
    Rosi setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. »Es ist eine gute Aktion. Ganz wichtig. Ich werde dir immer dankbar sein.« Dann lehnte sie kurz ihren Kopf an seine Schulter.
    »Aber ich krieg sie wieder«, sagte Rudi als letzten Protest.
    »Natürlich«, sagte Rosi.
    »Und was sage ich auf dem Amt?«
    »Dir hätte ein Idiot einen Becher Kaffee drübergekippt, und du hättest die Jacke in die Reinigung bringen müssen.«
    »Hm.« Er riss die Augen auf und kratzte sich auf seiner Mönchsglatze. »Na gut.«
    Am Morgen fuhren Rosi und Konny wieder zur Musäusstraße. Konny hatte die Uniform angezogen, und er war ziemlich nervös. Rosi hatte auf der Fahrt starr nach vorn geschaut und kaum etwas gesagt. Sie war immer noch dagegen. Er würde auf Leute stoßen, die er nicht kenne, die bestimmt gefährlich seien, die auf diesen Bauerntrick nicht hereinfielen. Die würden nie glauben, dass er Postbote sei. Und überhaupt.
    Konny hat ihr den Unterarm gestreichelt, eher flüchtig, und sie hatte geschwiegen. Diesmal hielten sie in Sichtweite vom Haus. Konny nahm das Paket von der Rückbank, boxte Rosi liebevoll auf die Schulter und stieg aus.
    Dann stand er vor der Eingangstür und klingelte. Sie sah, wie er etwas in die Türsprechanlage sagte, er drückte die Tür auf und verschwand. Sie spürte ihre Unruhe und starrte auf die Tür, als könnte sie ihn so zurückholen. Er würde jetzt einfach verschwunden bleiben, dachte sie, einfach weg. Und sie fragte sich, wie sie daraufkam. Eine Frau schlurfte am Auto vorbei und warf durch ihre Hornbrille einen neugierigen Blick auf Rosi. Rosis Augen verfolgten sie, sahen jetzt erst die Laubbäume, welche die Straße beschatteten, die Luxusautos, die am Straßenrand parkten, und sie hörte weit entfernt das Gebell eines Hundes. Der Wind rauschte in den Blättern, es war mild, die Sonne warf helle und dunkle Flecken auf den Asphalt, es war Ruhe. Aber sie fühlte sich elend, allein gelassen. Ein Golf fuhr vorbei, ein älteres Modell, darin zwei Männer, die nicht in diese Gegend passten, der am Steuer hatte eine Schlägerfresse, den anderen erkannte sie nicht, sah nur, dass er eine Baseballkappe auf dem Kopf trug und eine Sonnenbrille auf der Nase. Sie dieselten weiter und beachteten sie nicht.
    Wo war Konny? Die Tür blieb zu, und Rosi mühte sich, die Wellen der Panik abzuwehren. Was konnte ihm schon passieren, selbst wenn er aufflog? Der Rausschmiss. Die Bullen. Na und? Hatte man alles schon gehabt. Konny hatte vor Gericht gestanden, weil er einen Nazi verprügelt hatte und dann noch den Bullen angegangen war, der ihn daran hindern wollte. Na und? Das steckte man weg, und abends trank man einen mit den Genossen.
    Eine Elster kackerte, dann flog sie auf die Straße, ganz nah vor das Auto, pickte etwas auf und flog wieder in die Höhe. Rosi folgte ihr mit den Augen und sah, dass sie sich neben eine zweite Elster setzte. Lautes Gekacker, dann flog erst die eine, dann die andere fort. Weitab brummte ein schweres Fahrzeug.
    Wo war Konny?
    Sie begann mit ihrem Handy zu spielen. Aber sie würde seine Nummer nicht wählen. Jetzt noch nicht. Die Angst trieb ihr den Schweiß auf die Stirn. Wie lange braucht man, um ein Paket abzugeben und sich den Empfang quittieren zu lassen, nachdem man den Namen erfragt hatte, um sich zu vergewissern. Weil man das Paket nur dem Empfänger überreichen durfte. Einschreiben mit persönlicher Übergabe. Das hatte Rudi geraten, aber er konnte Konny nicht auch noch das Gerät übergeben, auf dessen Monitor der Empfang zu quittieren war. Konny sollte behaupten, es sei gerade kaputtgegangen. Scheißtechnik. Ersatzweise müsse er sich die Übergabe auf einem extra für solche Fälle vorgesehenen Formular bestätigen lassen. Und da müsse der Name aufgeschrieben werden, die Unterschrift allein reiche nicht. Das kam Konny zupass, noch besser. Der Haken war nur, dass sie den Namen des Hausbesitzers nicht kannten, nur die Adresse, der Name war so krickelig geschrieben, dass ihn niemand entziffern konnte. Darunter war aber auch

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