Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt
ehrlichen Arbeit nachzugehen. Sie hätten nun die Wahl, Herrn Jelonek dem Haftrichter vorzuführen oder diese alberne Befragung zu beenden, wobei beides auf das Gleiche hinauslaufe, nämlich dass er in kürzester Zeit mit Herrn Jelonek gepflegt einen Kaffee trinken werde, nicht dieses Automatenzeug im Präsidium, sondern im Einstein , falls dies den Herren was sage.
Eine halbe Stunde später saßen sie zu viert vor dem Felix Austria am Marheinekeplatz. Gegenüber, über die Bergmannstraße hinweg, die Glasfront der renovierten Markthalle, davor Tische und Stühle und Menschen, die aßen, was sie sich drinnen an den Ständen gekauft hatten. Matti, Dornröschen, Twiggy und Gerd bestellten kleine Braune und rätselten, was die Bullen ihnen noch anhängen wollten.
»Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die euch weniger lieb haben als diesen Herrn Entenmann«, sagte Gerd traurig.
Twiggy lachte, und in dem Lachen lag auch die Befreiung von dem Stress im Präsidium.
»Ich glaube, wir müssen abtauchen«, sagte Dornröschen. »Die Bude wird vielleicht immer noch abgehört, wir haben die Bullen an der Backe, glaube doch niemand, die würden uns jetzt in Ruhe lassen.«
»Sie haben Konny umgebracht, und das war ihr Fehler«, sagte Matti. »Und uns wollen sie den Einbruch in die Schuhe schieben, damit wir den Entenmann und seine sauberen Freunde in Ruhe lassen …«
»Ich frage mich, ob die Bullen so blöd sind, sich auf dieses Spiel einzulassen, oder ob dahinter Absicht steckt.«
Dornröschen weinte plötzlich, und Twiggy guckte nun depressiv. Matti merkte jetzt erst, dass er in der Aufregung das Wichtigste fast verdrängt hätte. Konny war tot. Matti hatte davon gesprochen, als wäre es eine Sache gewesen, die ihn nichts anging. Norbi war tot, Konny war tot, und das alles wegen dieser DVD . Ja, wirklich? Wegen einer DVD mit Röhrenzeichnungen?
Ein blauer Renault-Lieferwagen rangierte hin und her, bis er endlich in den engen Parkplatz vor dem Eingang des Hotels an der Halle hineinpasste.
Matti fühlte sich mies. Er hatte Norbi die DVD gegeben, und er hatte Konny hineingezogen in die Sache. Erst jetzt wurde es ihm wirklich klar. »Ich bin schuld«, sagte er leise.
Sie schwiegen.
Dann sagte Dornröschen: »Das ist Quatsch.« Sie trocknete sich mit einem Taschentuch die Augen.
»Wir hören auf«, sagte Matti. »Wir lassen die Finger davon. Mir reicht’s.«
»Mir auch«, sagte Twiggy.
Wieder schwiegen sie.
Matti überlegte, ob sie überhaupt entscheiden konnten, dass sie ausstiegen. Ob das nicht längst die anderen entschieden. Als die WG diesen anderen die DVD -Kopien gegeben hatte, war Konny kurz darauf aufgeflogen und ermordet worden. Und die Bullen schienen von einem Unfall auszugehen. Sie hatten das auch Twiggy und Dornröschen gegenüber behauptet. Unfall mit Fahrerflucht. Und die Zeugin, die von Absicht redete, die war doch parteiisch, die steckte mit der WG unter einer Decke. Die wollte zusammen mit denen einbrechen bei einem ehrbaren Bürger, der im feinen Dahlem wohnte.
»Wir können das nicht auf sich beruhen lassen«, sagte Dornröschen ruhig. Sie wischte sich mit dem Handrücken Tränen aus den Augen. »Wir werden ihn rächen. Die Bullen werden die Mörder nicht suchen und den Auftraggeber auch nicht. Der heißt Entenmann, und den knöpfen wir uns vor. Und ganz nebenbei möchte ich wissen, was es mit dieser Scheiß- DVD auf sich hat. Davon abgesehen, habe ich keine Ahnung, wie wir da herauskämen, wenn wir es wollten. Wir wissen ja nicht einmal, worin wir stecken.«
Ein Mann mit einem Bullterrier und Maulkorb schlenderte vorbei. Er schien gut gelaunt, sein Gesicht strahlte. Und Matti hätte ihm am liebsten eine runtergehauen. Es gab nichts zu lachen und nicht den geringsten Grund, gut gelaunt zu sein. Der Terrier schnupperte an Twiggys Fuß, dann wurde er weitergezerrt.
»Wir müssen aus der Wohnung raus«, sagte Dornröschen. »Dort sitzen wir abholbereit, für wen auch immer.«
»Und Robbi?«, nölte Twiggy.
Sie überlegten.
Mattis Handy vibrierte. »Klappt es heute?«, fragte Lily.
»Ja, ich glaub schon.« Er guckte in die Runde, erntete aber keine Reaktion. »Ich komm zu dir. Ab wann bist du zu Hause?«
»Ab sofort. Ich pack gerade meine Sachen.«
Matti war erleichtert. Er würde mit ihr über Konny reden. Früher hatte er gut mit ihr reden können, wenn es wirklich um was Ernstes ging. Sie war schwierig gewesen, aber nicht oberflächlich.
»Ich weiß vielleicht eine Wohnung
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