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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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und am backsteinernen Borsigturm vorbei, und dann umfuhr Matti das Nordeck des Tegeler Sees, bis er links in die Konradshöher Straße einbog, mitten hinein in den Wald.
    Auf dem Weg dorthin hatten sie nur das Nötigste gesprochen. Matti versuchte, sich zu erinnern, wie es war, als sie aufgegeben hatten, ganz kurz nur bevor sie hätten abtauchen müssen. Was wäre aus ihnen geworden, hätten sie sich auf den bewaffneten Kampf eingelassen damals, 1980, im Dezember, als tatsächlich Schnee gefallen, aber der Boden noch nicht so hart und tief gefroren war, dass man ihn nicht hätte aufgraben können? Das hatten sie getan, genauer gesagt Twiggy und er, während Dornröschen Schmiere stand. Eine Zeit lang hatten sie geglaubt, es sei das Beste, das Zeug in die Spree zu werfen, aber dann hatten sie, als wollten sie so hilflos gegen die Endgültigkeit der Niederlage protestieren, es doch nicht weggeworfen, sondern vergraben. Daran, es wieder auszugraben, hatte Matti seitdem nicht ein einziges Mal gedacht.
    »Erster Waldweg rechts«, sagte Dornröschen auf dem Rücksitz hinter Matti.
    »Ich weiß.« Matti fuhr langsam, im Rückspiegel sah er kein anderes Auto. »Das war vor dreißig Jahren. Ist bestimmt alles zugewachsen … hätte doch schon längst auftauchen müssen … das finden wir nie.«
    »Da vorne, fahr langsamer«, sagte Twiggy. »Das ist der Weg. Aber da hängt etwas davor.«
    Eine weiße Kette sperrte die Abzweigung ab. Daneben ein Schild, das es verbot, den Weg zu befahren, ausgenommen forstwirtschaftliche Fahrzeuge.
    »Ich bin der Förster«, sagte Twiggy und stieg aus. Er betrachtete die Kette und ihre Befestigung an zwei Pfählen, holte den Spaten aus dem Kofferraum, schlug die Kette an einem Pfahl ab und rollte sie am anderen ordentlich zusammen. Er legte den Spaten zurück in den Kofferraum und setzte sich ins Auto. »Nun fahr doch.«
    Sie holperten den Waldweg hinein. Die Sonne glitzerte in den Blättern, und wenn der Wagen einen Ast überfuhr, knackte es. Ein Hase hoppelte unbeeindruckt über den Weg, blickte noch einmal zurück, als könnte er es nicht glauben, und verschwand dann. Eine Krähe krächzte.
    »Der muss doch irgendwo sein. Oder haben sie den rausgeholt?« Matti schimpfte vor sich hin. Sie hatten sich Ortsmarkierungen gemerkt, mehr um zu unterstreichen, dass sie die Waffen nicht verschwinden lassen wollten.
    »Ein Stück zurück«, befahl Twiggy.
    Matti rollte ein Stück zurück.
    »Ha, das ist er.«
    Tatsächlich, da war ein Grenzstein. Dunkelgrau und vermoost.
    »Halt an.«
    Matti bremste und machte den Motor aus. Twiggy nahm den Spaten, dann liefen sie im rechten Winkel zum Weg in den Wald hinein, während Twiggy die Schritte zählte. Der Boden war weich, moosig und die Luft kühl und feucht. Ein Baum lag da und streckte die Wurzeln, die Rinde glänzte schwarz. Nach einundsiebzig Schritten blieb er stehen. Es knackte laut, und sie fuhren zusammen. Sie schauten sich um, aber da war nichts zu sehen, nur ein leises Getrappel zu hören. Sie standen vor einer mächtigen Eiche, in deren Rinde sie nun nach dem Zeichen suchten. Aber da war kein Zeichen.
    »Höher«, sagte Matti, »die ist gewachsen seitdem.«
    Aber auch weiter oben war kein Zeichen, und Dornröschen fand nur ein von einem Pfeil durchbohrtes Herz, als sie sich auf Twiggys Schultern stellte. Sie untersuchten die Nachbarbäume, aber da war nichts.
    »Wir sind falsch«, sagte Dornröschen schließlich.
    »Scheiße«, sagte Matti.
    Sie marschierten zurück zum Auto und setzten sich hinein.
    »Was ist falsch?«, fragte Matti.
    »Vielleicht haben sie den Baum gefällt?«, fragte Twiggy.
    »Eine Eiche braucht ewig, bis sie so groß ist. Die stand da schon vor hundert Jahren«, sagte Dornröschen und zeigte auf den Baum, den sie untersucht hatten. Und die Bäume daneben sahen auch alt aus. »Es ist … vielleicht der Stein. Dass wir den damals übersehen haben und es ein anderer ist.« Sie gähnte. »Fahr mal weiter hinein.« Ihr Zeigefinger wies nach vorn.
    Er schlich nun mit schleifender Kupplung weiter. Und fragte sich, wie viele von diesen verdammten Steinen es geben könnte. Und woran sie erkennen sollten, welcher der richtige war. Er versuchte verzweifelt, sich zu erinnern. Aber es war verschwommen, blöderweise hatten sie damals nur einen Stein entdeckt. Sie waren dann in den Wald gegangen, waren in Kommunelaune gewesen, hatten deren Anfang und Ende 1871 diskutiert, in der Schulung hatten sie Lissagarys Bericht gelesen, und, das kam

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