Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt
öffnete den Deckel, und alle sahen, was darin lag: drei ölverschmierte Leinenbeutel, ein paar Schachteln und eine größere Kiste. Matti beugte sich hinunter und nahm einen Beutel, öffnete die Zugschnur und holte sie hervor, die schwarze Makarow PM mit dem eingeprägten fünfzackigen Sowjetstern auf der braunen Griffschale. Er zog das Magazin heraus, es war gefüllt mit acht Patronen, deren Messing angelaufen war, die aber trotzdem noch funktionieren sollten. Matti verpackte die Pistole wieder und verteilte die anderen beiden Beutel, auch die Munitionsschachteln. Er griff nach der größeren Kiste, öffnete den Deckel, sagte: »Die sieht noch gut aus«, und legte sie zurück. »Die brauchen wir nicht.« Dann klappte er den Kistendeckel zu und schob Erde über die Kiste. Als er fertig war, stampfte er sie mit den Füßen fest, verteilte Laub und Gezweig über der Stelle, dann gingen sie zum Auto.
»Okay«, sagte Twiggy, mehr zu sich selbst.
Matti atmete durch, die Krise schien vorbei, bevor sie richtig ausbrechen konnte. Er verrenkte sich fast den Hals, während er den Wagen rückwärtssteuerte, einen Platz zum Wenden hatte er nicht gesehen, und er wollte so schnell wie möglich aus dem Wald heraus. Sie kamen zurück auf die Straße, und Matti gab Gas.
9: Saturday Night’s Alright (For Fighting)
D en Polo hatten sie abgegeben und vorher den Spaten in einem Straßengraben entsorgt. Sie saßen in der Wohnung am Chamissoplatz, die sie vorher präpariert hatten, indem sie überall kleine Zeichen hinterließen, vermeintlich ungeordnete Papierschnipsel auf dem Tisch, Haare zwischen Schubladen und Rahmen geklemmt, zwei Beine von Dornröschens Schreibtisch und des Tisches in der Küche standen an hauchdünnen Strichen. Schließlich hatte Twiggy unter dem unteren Scharnier der Haustür unsichtbar ein transparentes Klebeband angebracht, das so unversehrt war wie die anderen Fallen. Nur die Papierschnipsel wurden Robbis Beute. Er lag bräsig auf dem Tisch und hatte die meisten auf den Boden gestrampelt.
»Und jetzt?«, fragte Twiggy.
Sie saßen in der Küche, die Beutel und Schachteln lagen auf dem Tisch.
»Wir schnappen uns den Erpel«, sagte Twiggy.
»Und dann?« Dornröschen gab selbst die Antwort. »Dann werden sie uns jagen, bis sie uns haben, die Stasi-Detektive genauso wie die Bullen.«
»Und wenn …« Matti überlegte. Sie schwiegen eine Weile.
»Wir gehen aufs Ganze«, sagte Twiggy. »Wir schnappen uns den Entenmann, tauchen ab mit ihm. Wir könnten statt Lösegeld die Aufklärung der DVD -Scheiße verlangen und sicheres Geleit irgendwohin.«
»Ich empfehle Mallorca«, sagte Dornröschen. »Schön warm, tolle Strände, die Langeweile ist garantiert.«
»Warum haben wir dann das Zeug geholt?« Twiggy deutete auf den Tisch. Es rumorte noch ein Rest Beleidigtsein in seiner Stimme.
»Erstens, weil wir uns selbst verteidigen müssen gegen Leute, die nichts dabei finden, andere umzubringen. Zweitens, weil das auch für uns selbst ein Zeichen ist, dass wir uns wehren. Drittens, weil wir sie bestimmt bald brauchen, aber nicht um uns in Teufels Küche zu befördern. Viertens …«
Robbi maunzte. Vielleicht weil er keine Knarre bekommen hatte. Vielleicht hatte er Heißhunger auf Thunfisch. Vielleicht wollte er darauf aufmerksam machen, dass es ihn auch noch gab. Er saß neben der Tür, guckte mit großen Augen auf die Versammlung, kratzte sich mit der Hinterpfote am Ohr, schüttelte den Kopf und zog ab. Gleich hörten sie das Gehampel vom Katzenklo.
»Wenn die uns eine Entführung anhängen können, sind wir aus dem Rennen«, sagte Matti. »Aber wir müssen uns den Kerl schnappen.«
»Wir entführen seine Frau«, sagte Twiggy.
»Und nachher sagt der Typ: Vielen Dank, ein Problem weniger.« Matti hustete.
Dornröschen warf ihm einen strafenden Blick zu. »Es muss völlig zweifelsfrei sein, dass wir nichts damit zu tun haben, was immer wir unternehmen.«
»Wir könnten eine Scheinfirma gründen und die Detektei mit irgendwas beauftragen«, sagte Matti.
»Dann werden die zuerst unsere tolle Firma unter die Lupe nehmen«, sagte Dornröschen.
»Dir fällt auch nichts Besseres ein«, brummte Twiggy. »Mach nicht immer alles gleich nieder. Konstruktiv, Genossen, seien wir doch mal konstruktiv. Wie könnten denen eine Bombe durchs Fenster werfen.«
Sie lachten.
»Wer hat das immer gesagt: Genossen, seien wir doch mal konstruktiv?«, fragte Matti.
»Paule.«
Matti kratzte sich am Kopf. »Stimmt, der wollte
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