Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt
haben, ist richtig gut. Und jetzt ist Schluss mit der Streiterei.« Und als Twiggy was sagen wollte, schlug sie mit der flachen Hand auf den Tisch. Nicht laut, aber hörbar. So, wie sie war.
Sie aßen und tranken schweigend. Robbi verlangte lautstark einen Nachschlag Thunfischfutter und erhielt ihn. Dann sagte Twiggy: »Okay, ich lass mir nicht nachsagen, dass ich kneife. Aber wenn das klappt, heiße ich Otto.«
»Okay, Otto, dann fahren wir am besten gleich zu dem Haus, wo die beiden wohnen. Vielleicht erwischen wir sie ja schon. Du wirst sehen, wir haben Glück.«
»Das haben wir geradezu gebucht«, sagte Twiggy, er klang noch maulig.
Sie fuhren in dem Honda Civic zur Ecke Margaretenstraße/Weitlingstraße, parkten den Wagen aber ein Stück weiter vor einer Gaststätte mit dem Namen Zum Happen , die Deutsche Küche anbot. Sie lag im Hochparterre eines mehrstöckigen Hauses mit grauer Fassade, unter den beiden Fenstern des Gastraums zog sich ein breiter weißer Strich, darunter lugte die Oberkante von zwei Kellerfenstern über den Asphalt.
»Und jetzt lungern wir hier herum«, sagte Twiggy.
»Genau das. Lass mich ein bisschen herumlaufen, und du passt auf, ob eine deiner Damen auftaucht.«
Es war noch hell, und der Tag tat seit dem Morgen so, als wollte er Frühsommer spielen. Matti schlenderte gemütlich umher, aber sein Hirn arbeitete im Rekordtempo. Es war eine blödsinnige Idee, zu glauben, man könne zwei Frauen Crotonöl einflößen, ohne dass sie es merkten.
»Passen Sie doch auf!«, schnauzte ihn eine junge Frau an, in deren Kinderwagen er fast hineingelaufen wäre.
»Entschuldigung!«, sagte Matti und blieb stehen, während sie kopfschüttelnd weiterzog. Er war in der Margaretenstraße. In der Weitlingstraße fuhr ein Taxi, verfolgt von einem Fiat Panda mit einem Dachreklameschild, das für einen Pizzaservice warb. Irgendwas begann, in seinem Hirn zu arbeiten. Dann sah er das Schild an der Fassade, direkt vor seiner Nase, der Panda parkte davor, im rechten Winkel zur Straße und den Kühler zur Hausfassade gewendet wie die anderen Autos hier auch. Matti hatte gar nicht bemerkt, dass der Wagen in die Margaretenstraße abgebogen war. Ein junger Mann sprang aus dem Auto und verschwand fast hinter den leeren grünen Styroporkisten, die er auf den Unterarmen vor sich hertrug und mit dem Kinn stabilisierte.
Pizza Maxx stand auf dem Schild über einer Glastür, abgebildet war darauf eine Pizza mit reichem Belag. Matti stellte sich neben die Tür und las die Karte. Pizza, Pasta, belegte Baguettes, das Übliche. Er ging ein paar Schritte weiter, hinter ihm öffnete sich die Tür, und der Typ eilte hinaus, beladen wieder mit Thermokisten, die er im Auto verstaute, um dann mit quietschenden Reifen zu starten.
Matti ging zurück und betrat den Laden. Eine lange Theke, die Wärme der beiden Pizzaöfen an der Rückwand stand im Raum. Hinter dem Tresen saß ein älterer Mann und verpackte Pizzas in knallige blau-gelbe Kartons mit dem roten Firmenlogo. Ein jüngerer Mann mit weißer Kochmütze drehte Matti den Rücken zu und zog auf einem Blech Pizzas aus dem rechten Ofen. Auf einem Tisch vor dem linken Ofen standen Bleche mit belegtem Teig. Irgendwoher ertönte Gianna Nanninis Röhrstimme, aber nicht aufdringlich.
Jetzt wandte der Jüngere Matti das Gesicht zu und lächelte ihn an, als wäre er der Lieblingskunde. An der Seitenwand hing ein Plakat, das äußerst dynamisch erklärte, dass man die Gerichte von Pizza Maxx nun auch mithilfe einer i PHONE APP bestellen könne. Der Mann wartete lächelnd, bis Matti sich ihm wieder zuwandte. Er bestellte zwei Pizza Almeria und zwei Cola.
»Sind gleich fertig«, sagte der Mann. »Was trinken, während Sie warten?«
Matti winkte ab und schaute durch die Glastür hinaus auf die Straße. Ein weißer Golf-Kombi parkte ein, es entstiegen eine Frau, drei Kinder und ein kleiner Hund, der vom ältesten Kind gleich auf den Arm genommen wurde, obwohl er strampelnd sein Missfallen kundtat. Matti überdachte seinen Plan noch einmal. Obwohl, Plan? Das war übertrieben. Es war ein simpler Versuch, der mit großer Wahrscheinlichkeit schiefgehen würde. Aber das Glück, dass wenigstens eine der beiden Frauen sich in eine Dönerbude verfolgen lassen würde, um sich dann taktvoll aufs Klo zurückzuziehen, damit Matti ihr in aller Ruhe das Zeug in den Kaffee kippen konnte, während der Wirt mal kurz rausmusste, nein, ein solches Glück würden sie nicht haben. Und wenn es nicht
Weitere Kostenlose Bücher